Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

ruchten gotteslästerlichen Wahnsinn gestürzt
hatte. -- Aber ich selbst war herabgesunken
zum elenden Spielwerk der bösen geheim¬
nißvollen Macht, die mich mit unauflöslichen
Banden umstrickt hielt, so daß ich, der ich frei
zu seyn glaubte, mich nur innerhalb des Kä¬
fichts bewegte, in den ich rettungslos gesperrt
worden. -- Die guten Lehren des frommen
Cyrillus, die ich unbeachtet ließ, die Erschei¬
nung des Grafen und seines leichtsinnigen Hof¬
meisters, alles kam mir in den Sinn. -- Ich
wußte nun, woher die plötzliche Gährung im
Innern, die Aenderung meines Gemüths ent¬
standen; ich schämte mich meines frevelichen
Beginnens, und diese Schaam galt mir in
dem Augenblick für die tiefe Reue und Zer¬
knirschung, die ich in wahrhafter Buße hätte
empfinden sollen. So war ich in tiefes Nach¬
denken versunken, und hörte kaum auf den
Alten, der nun, wieder auf die Jägerei ge¬
kommen, mir manchen Strauß schilderte,
den er mit den bösen Freischützen, gehabt.

ruchten gotteslaͤſterlichen Wahnſinn geſtuͤrzt
hatte. — Aber ich ſelbſt war herabgeſunken
zum elenden Spielwerk der boͤſen geheim¬
nißvollen Macht, die mich mit unaufloͤslichen
Banden umſtrickt hielt, ſo daß ich, der ich frei
zu ſeyn glaubte, mich nur innerhalb des Kaͤ¬
fichts bewegte, in den ich rettungslos geſperrt
worden. — Die guten Lehren des frommen
Cyrillus, die ich unbeachtet ließ, die Erſchei¬
nung des Grafen und ſeines leichtſinnigen Hof¬
meiſters, alles kam mir in den Sinn. — Ich
wußte nun, woher die ploͤtzliche Gaͤhrung im
Innern, die Aenderung meines Gemuͤths ent¬
ſtanden; ich ſchaͤmte mich meines frevelichen
Beginnens, und dieſe Schaam galt mir in
dem Augenblick fuͤr die tiefe Reue und Zer¬
knirſchung, die ich in wahrhafter Buße haͤtte
empfinden ſollen. So war ich in tiefes Nach¬
denken verſunken, und hoͤrte kaum auf den
Alten, der nun, wieder auf die Jaͤgerei ge¬
kommen, mir manchen Strauß ſchilderte,
den er mit den boͤſen Freiſchuͤtzen, gehabt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0300" n="284"/>
ruchten gottesla&#x0364;&#x017F;terlichen Wahn&#x017F;inn ge&#x017F;tu&#x0364;rzt<lb/>
hatte. &#x2014; Aber ich &#x017F;elb&#x017F;t war herabge&#x017F;unken<lb/>
zum elenden Spielwerk der bo&#x0364;&#x017F;en geheim¬<lb/>
nißvollen Macht, die mich mit unauflo&#x0364;slichen<lb/>
Banden um&#x017F;trickt hielt, &#x017F;o daß ich, der ich frei<lb/>
zu &#x017F;eyn glaubte, mich nur innerhalb des Ka&#x0364;¬<lb/>
fichts bewegte, in den ich rettungslos ge&#x017F;perrt<lb/>
worden. &#x2014; Die guten Lehren des frommen<lb/>
Cyrillus, die ich unbeachtet ließ, die Er&#x017F;chei¬<lb/>
nung des Grafen und &#x017F;eines leicht&#x017F;innigen Hof¬<lb/>
mei&#x017F;ters, alles kam mir in den Sinn. &#x2014; Ich<lb/>
wußte nun, woher die plo&#x0364;tzliche Ga&#x0364;hrung im<lb/>
Innern, die Aenderung meines Gemu&#x0364;ths ent¬<lb/>
&#x017F;tanden; ich &#x017F;cha&#x0364;mte mich meines frevelichen<lb/>
Beginnens, und die&#x017F;e Schaam galt mir in<lb/>
dem Augenblick fu&#x0364;r die tiefe Reue und Zer¬<lb/>
knir&#x017F;chung, die ich in wahrhafter Buße ha&#x0364;tte<lb/>
empfinden &#x017F;ollen. So war ich in tiefes Nach¬<lb/>
denken ver&#x017F;unken, und ho&#x0364;rte kaum auf den<lb/>
Alten, der nun, wieder auf die Ja&#x0364;gerei ge¬<lb/>
kommen, mir manchen Strauß &#x017F;childerte,<lb/>
den er mit den bo&#x0364;&#x017F;en Frei&#x017F;chu&#x0364;tzen, gehabt.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0300] ruchten gotteslaͤſterlichen Wahnſinn geſtuͤrzt hatte. — Aber ich ſelbſt war herabgeſunken zum elenden Spielwerk der boͤſen geheim¬ nißvollen Macht, die mich mit unaufloͤslichen Banden umſtrickt hielt, ſo daß ich, der ich frei zu ſeyn glaubte, mich nur innerhalb des Kaͤ¬ fichts bewegte, in den ich rettungslos geſperrt worden. — Die guten Lehren des frommen Cyrillus, die ich unbeachtet ließ, die Erſchei¬ nung des Grafen und ſeines leichtſinnigen Hof¬ meiſters, alles kam mir in den Sinn. — Ich wußte nun, woher die ploͤtzliche Gaͤhrung im Innern, die Aenderung meines Gemuͤths ent¬ ſtanden; ich ſchaͤmte mich meines frevelichen Beginnens, und dieſe Schaam galt mir in dem Augenblick fuͤr die tiefe Reue und Zer¬ knirſchung, die ich in wahrhafter Buße haͤtte empfinden ſollen. So war ich in tiefes Nach¬ denken verſunken, und hoͤrte kaum auf den Alten, der nun, wieder auf die Jaͤgerei ge¬ kommen, mir manchen Strauß ſchilderte, den er mit den boͤſen Freiſchuͤtzen, gehabt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/300
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/300>, abgerufen am 27.11.2024.