erfuhr viel von Colorit, Drapperie, Pyrami¬ dalgruppen, von ernster und komischer Mu¬ sik, von Szenen für die Prima donna, von Chören, vom Effekt, vom Helldunkel, der Be¬ leuchtung u. s. w. Ich hörte alles an, ohne den Fürsten, der sich in dieser Unterhaltung recht zu gefallen schien, zu unterbrechen. Endlich schnitt er selbst seine Rede ab, mit der schnellen Frage: spielen Sie Faro? -- Ich verneinte es. "Das ist ein herrliches Spiel, fuhr er fort: in seiner hohen Einfach¬ heit das wahre Spiel für geistreiche Män¬ ner. Man tritt gleichsam aus sich selbst her¬ aus, oder besser, man stellt sich auf einen Standpunkt, von dem man die sonderbaren Verschlingungen und Verknüpfungen, die die geheime Macht, welche wir Zufall nennen, mit unsichtbarem Faden spinnt, zu erblicken im Stande ist. Gewinn und Verlust sind die beiden Angeln, auf denen sich die ge¬ heimnißvolle Maschiene bewegt, die wir an¬ gestoßen, und die nur der ihr einwohnende
erfuhr viel von Colorit, Drapperie, Pyrami¬ dalgruppen, von ernſter und komiſcher Mu¬ ſik, von Szenen fuͤr die Prima donna, von Choͤren, vom Effekt, vom Helldunkel, der Be¬ leuchtung u. ſ. w. Ich hoͤrte alles an, ohne den Fuͤrſten, der ſich in dieſer Unterhaltung recht zu gefallen ſchien, zu unterbrechen. Endlich ſchnitt er ſelbſt ſeine Rede ab, mit der ſchnellen Frage: ſpielen Sie Faro? — Ich verneinte es. „Das iſt ein herrliches Spiel, fuhr er fort: in ſeiner hohen Einfach¬ heit das wahre Spiel fuͤr geiſtreiche Maͤn¬ ner. Man tritt gleichſam aus ſich ſelbſt her¬ aus, oder beſſer, man ſtellt ſich auf einen Standpunkt, von dem man die ſonderbaren Verſchlingungen und Verknuͤpfungen, die die geheime Macht, welche wir Zufall nennen, mit unſichtbarem Faden ſpinnt, zu erblicken im Stande iſt. Gewinn und Verluſt ſind die beiden Angeln, auf denen ſich die ge¬ heimnißvolle Maſchiene bewegt, die wir an¬ geſtoßen, und die nur der ihr einwohnende
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erfuhr viel von Colorit, Drapperie, Pyrami¬
dalgruppen, von ernſter und komiſcher Mu¬
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Choͤren, vom Effekt, vom Helldunkel, der Be¬
leuchtung u. ſ. w. Ich hoͤrte alles an, ohne
den Fuͤrſten, der ſich in dieſer Unterhaltung
recht zu gefallen ſchien, zu unterbrechen.
Endlich ſchnitt er ſelbſt ſeine Rede ab, mit
der ſchnellen Frage: ſpielen Sie Faro? —
Ich verneinte es. „Das iſt ein herrliches
Spiel, fuhr er fort: in ſeiner hohen Einfach¬
heit das wahre Spiel fuͤr geiſtreiche Maͤn¬
ner. Man tritt gleichſam aus ſich ſelbſt her¬
aus, oder beſſer, man ſtellt ſich auf einen
Standpunkt, von dem man die ſonderbaren
Verſchlingungen und Verknuͤpfungen, die die
geheime Macht, welche wir Zufall nennen,
mit unſichtbarem Faden ſpinnt, zu erblicken
im Stande iſt. Gewinn und Verluſt ſind
die beiden Angeln, auf denen ſich die ge¬
heimnißvolle Maſchiene bewegt, die wir an¬
geſtoßen, und die nur der ihr einwohnende
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/326>, abgerufen am 27.11.2024.
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