Geist nach Willkühr forttreibt. -- Das Spiel müssen Sie lernen, ich will selbst Ihr Lehr¬ meister seyn." -- Ich versicherte, bis jetzt nicht viel Lust zu einem Spiel in mir zu spüren, das, wie mir oft versichert worden, höchst gefährlich und verderblich seyn solle. -- Der Fürst lächelte, und fuhr, mich mit seinen leb¬ haften klaren Augen scharf anblickend, fort: "Ey, das sind kindische Seelen, die das be¬ haupten, aber am Ende halten Sie mich wohl für einen Spieler, der Sie ins Garn locken will. -- Ich bin der Fürst; gefällt es Ihnen hier in der Residenz, so bleiben Sie hier, und besuchen Sie meinen Zirkel, in dem wir manchmal Faro spielen, ohne daß ich zugebe, daß sich irgend jemand durch dies Spiel derangire, unerachtet das Spiel bedeu¬ tend seyn muß, um zu interessiren, denn der Zufall ist träge, so bald ihm nur Unbedeu¬ tendes dargeboten wird."
Schon im Begriff mich zu verlassen, kehrte der Fürst sich noch zu mir, und frug:
Geiſt nach Willkuͤhr forttreibt. — Das Spiel muͤſſen Sie lernen, ich will ſelbſt Ihr Lehr¬ meiſter ſeyn.“ — Ich verſicherte, bis jetzt nicht viel Luſt zu einem Spiel in mir zu ſpuͤren, das, wie mir oft verſichert worden, hoͤchſt gefaͤhrlich und verderblich ſeyn ſolle. — Der Fuͤrſt laͤchelte, und fuhr, mich mit ſeinen leb¬ haften klaren Augen ſcharf anblickend, fort: „Ey, das ſind kindiſche Seelen, die das be¬ haupten, aber am Ende halten Sie mich wohl fuͤr einen Spieler, der Sie ins Garn locken will. — Ich bin der Fuͤrſt; gefaͤllt es Ihnen hier in der Reſidenz, ſo bleiben Sie hier, und beſuchen Sie meinen Zirkel, in dem wir manchmal Faro ſpielen, ohne daß ich zugebe, daß ſich irgend jemand durch dies Spiel derangire, unerachtet das Spiel bedeu¬ tend ſeyn muß, um zu intereſſiren, denn der Zufall iſt traͤge, ſo bald ihm nur Unbedeu¬ tendes dargeboten wird.“
Schon im Begriff mich zu verlaſſen, kehrte der Fuͤrſt ſich noch zu mir, und frug:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0327"n="311"/>
Geiſt nach Willkuͤhr forttreibt. — Das Spiel<lb/>
muͤſſen Sie lernen, ich will ſelbſt Ihr Lehr¬<lb/>
meiſter ſeyn.“— Ich verſicherte, bis jetzt nicht<lb/>
viel Luſt zu einem Spiel in mir zu ſpuͤren,<lb/>
das, wie mir oft verſichert worden, hoͤchſt<lb/>
gefaͤhrlich und verderblich ſeyn ſolle. — Der<lb/>
Fuͤrſt laͤchelte, und fuhr, mich mit ſeinen leb¬<lb/>
haften klaren Augen ſcharf anblickend, fort:<lb/>„Ey, das ſind kindiſche Seelen, die das be¬<lb/>
haupten, aber am Ende halten Sie mich<lb/>
wohl fuͤr einen Spieler, der Sie ins Garn<lb/>
locken will. — Ich bin der Fuͤrſt; gefaͤllt es<lb/>
Ihnen hier in der Reſidenz, ſo bleiben Sie<lb/>
hier, und beſuchen Sie meinen Zirkel, in<lb/>
dem wir manchmal Faro ſpielen, ohne daß<lb/>
ich zugebe, daß ſich irgend jemand durch dies<lb/>
Spiel derangire, unerachtet das Spiel bedeu¬<lb/>
tend ſeyn muß, um zu intereſſiren, denn der<lb/>
Zufall iſt traͤge, ſo bald ihm nur Unbedeu¬<lb/>
tendes dargeboten wird.“</p><lb/><p>Schon im Begriff mich zu verlaſſen,<lb/>
kehrte der Fuͤrſt ſich noch zu mir, und frug:<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[311/0327]
Geiſt nach Willkuͤhr forttreibt. — Das Spiel
muͤſſen Sie lernen, ich will ſelbſt Ihr Lehr¬
meiſter ſeyn.“ — Ich verſicherte, bis jetzt nicht
viel Luſt zu einem Spiel in mir zu ſpuͤren,
das, wie mir oft verſichert worden, hoͤchſt
gefaͤhrlich und verderblich ſeyn ſolle. — Der
Fuͤrſt laͤchelte, und fuhr, mich mit ſeinen leb¬
haften klaren Augen ſcharf anblickend, fort:
„Ey, das ſind kindiſche Seelen, die das be¬
haupten, aber am Ende halten Sie mich
wohl fuͤr einen Spieler, der Sie ins Garn
locken will. — Ich bin der Fuͤrſt; gefaͤllt es
Ihnen hier in der Reſidenz, ſo bleiben Sie
hier, und beſuchen Sie meinen Zirkel, in
dem wir manchmal Faro ſpielen, ohne daß
ich zugebe, daß ſich irgend jemand durch dies
Spiel derangire, unerachtet das Spiel bedeu¬
tend ſeyn muß, um zu intereſſiren, denn der
Zufall iſt traͤge, ſo bald ihm nur Unbedeu¬
tendes dargeboten wird.“
Schon im Begriff mich zu verlaſſen,
kehrte der Fuͤrſt ſich noch zu mir, und frug:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/327>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.