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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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ristische, und darinn übertraf niemand den
Leibarzt, der in tausend possierlichen Einfäl¬
len und Wendungen unerschöpflich war.

Diese Art der Unterhaltung erweiterte
sich dahin, daß oft dieser oder jener etwas
aufgeschrieben hatte, das er in der Gesell¬
schaft vorlas, und so kam es denn, daß das
Ganze bald das Ansehen eines wohlorgani¬
sirten litterarisch ästhetischen Vereins erhielt,
in dem der Fürst präsidirte, und in welchem
Jeder das Fach ergriff, welches ihm am mehr¬
sten zusagte. -- Einmal hatte ein Gelehrter,
der ein trefflicher tiefdenkender Physiker war,
uns mit neuen interessanten Entdeckungen im
Gebiet seiner Wissenschaft überrascht, und so
sehr dies den Theil der Gesellschaft ansprach,
der wissenschaftlich genug war, den Vortrag
des Professors zu fassen, so sehr langweilte
sich der Theil, dem das Alles fremd und
unbekannt blieb. Selbst der Fürst, schien sich
nicht sonderlich in die Ideen des Professors
zu finden, und auf den Schluß mit herzlicher

riſtiſche, und darinn uͤbertraf niemand den
Leibarzt, der in tauſend poſſierlichen Einfaͤl¬
len und Wendungen unerſchoͤpflich war.

Dieſe Art der Unterhaltung erweiterte
ſich dahin, daß oft dieſer oder jener etwas
aufgeſchrieben hatte, das er in der Geſell¬
ſchaft vorlas, und ſo kam es denn, daß das
Ganze bald das Anſehen eines wohlorgani¬
ſirten litterariſch aͤſthetiſchen Vereins erhielt,
in dem der Fuͤrſt praͤſidirte, und in welchem
Jeder das Fach ergriff, welches ihm am mehr¬
ſten zuſagte. — Einmal hatte ein Gelehrter,
der ein trefflicher tiefdenkender Phyſiker war,
uns mit neuen intereſſanten Entdeckungen im
Gebiet ſeiner Wiſſenſchaft uͤberraſcht, und ſo
ſehr dies den Theil der Geſellſchaft anſprach,
der wiſſenſchaftlich genug war, den Vortrag
des Profeſſors zu faſſen, ſo ſehr langweilte
ſich der Theil, dem das Alles fremd und
unbekannt blieb. Selbſt der Fuͤrſt, ſchien ſich
nicht ſonderlich in die Ideen des Profeſſors
zu finden, und auf den Schluß mit herzlicher

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[331/0347] riſtiſche, und darinn uͤbertraf niemand den Leibarzt, der in tauſend poſſierlichen Einfaͤl¬ len und Wendungen unerſchoͤpflich war. Dieſe Art der Unterhaltung erweiterte ſich dahin, daß oft dieſer oder jener etwas aufgeſchrieben hatte, das er in der Geſell¬ ſchaft vorlas, und ſo kam es denn, daß das Ganze bald das Anſehen eines wohlorgani¬ ſirten litterariſch aͤſthetiſchen Vereins erhielt, in dem der Fuͤrſt praͤſidirte, und in welchem Jeder das Fach ergriff, welches ihm am mehr¬ ſten zuſagte. — Einmal hatte ein Gelehrter, der ein trefflicher tiefdenkender Phyſiker war, uns mit neuen intereſſanten Entdeckungen im Gebiet ſeiner Wiſſenſchaft uͤberraſcht, und ſo ſehr dies den Theil der Geſellſchaft anſprach, der wiſſenſchaftlich genug war, den Vortrag des Profeſſors zu faſſen, ſo ſehr langweilte ſich der Theil, dem das Alles fremd und unbekannt blieb. Selbſt der Fuͤrſt, ſchien ſich nicht ſonderlich in die Ideen des Profeſſors zu finden, und auf den Schluß mit herzlicher

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/347>, abgerufen am 27.11.2024.