klüger daran gethan, als man mir in der Folge sagte, daß eben jene lange Szene eine Composition des Fürsten gewesen.
Ohne Bedenken fand ich mich in dem nächsten Zirkel des Hofes ein, und wollte selbst am Farospiel Theil nehmen, um den Fürsten ganz mit mir auszusöhnen, aber nicht wenig erstaunte ich, als ich keine Bank er¬ blickte, vielmehr sich einige gewöhnliche Spieltische formten, und unter den übrigen Herren und Damen, die sich im Zirkel um den Fürsten setzten, eine lebhafte geistreiche Unterhaltung begann. Dieser oder jener wußte manches ergötzliche zu erzählen, ja Anekdoten mit scharfer Spitze wurden nicht verschmäht; meine Rednergabe kam mir zu statten, und es waren Andeutungen aus mei¬ nem eignen Leben, die ich unter der Hülle romantischer Dichtung auf anziehende Weise vorzutragen wußte. So erwarb ich mir die Aufmerksamkeit und den Beifall des Zirkels; der Fürst liebte aber mehr das heitre humo¬
kluͤger daran gethan, als man mir in der Folge ſagte, daß eben jene lange Szene eine Compoſition des Fuͤrſten geweſen.
Ohne Bedenken fand ich mich in dem naͤchſten Zirkel des Hofes ein, und wollte ſelbſt am Faroſpiel Theil nehmen, um den Fuͤrſten ganz mit mir auszuſoͤhnen, aber nicht wenig erſtaunte ich, als ich keine Bank er¬ blickte, vielmehr ſich einige gewoͤhnliche Spieltiſche formten, und unter den uͤbrigen Herren und Damen, die ſich im Zirkel um den Fuͤrſten ſetzten, eine lebhafte geiſtreiche Unterhaltung begann. Dieſer oder jener wußte manches ergoͤtzliche zu erzaͤhlen, ja Anekdoten mit ſcharfer Spitze wurden nicht verſchmaͤht; meine Rednergabe kam mir zu ſtatten, und es waren Andeutungen aus mei¬ nem eignen Leben, die ich unter der Huͤlle romantiſcher Dichtung auf anziehende Weiſe vorzutragen wußte. So erwarb ich mir die Aufmerkſamkeit und den Beifall des Zirkels; der Fuͤrſt liebte aber mehr das heitre humo¬
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kluͤger daran gethan, als man mir in der
Folge ſagte, daß eben jene lange Szene eine
Compoſition des Fuͤrſten geweſen.
Ohne Bedenken fand ich mich in dem
naͤchſten Zirkel des Hofes ein, und wollte
ſelbſt am Faroſpiel Theil nehmen, um den
Fuͤrſten ganz mit mir auszuſoͤhnen, aber nicht
wenig erſtaunte ich, als ich keine Bank er¬
blickte, vielmehr ſich einige gewoͤhnliche
Spieltiſche formten, und unter den uͤbrigen
Herren und Damen, die ſich im Zirkel um
den Fuͤrſten ſetzten, eine lebhafte geiſtreiche
Unterhaltung begann. Dieſer oder jener
wußte manches ergoͤtzliche zu erzaͤhlen, ja
Anekdoten mit ſcharfer Spitze wurden nicht
verſchmaͤht; meine Rednergabe kam mir zu
ſtatten, und es waren Andeutungen aus mei¬
nem eignen Leben, die ich unter der Huͤlle
romantiſcher Dichtung auf anziehende Weiſe
vorzutragen wußte. So erwarb ich mir die
Aufmerkſamkeit und den Beifall des Zirkels;
der Fuͤrſt liebte aber mehr das heitre humo¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/346>, abgerufen am 27.11.2024.
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