so zu ordnen, wie sie mir jetzt unwillkühr¬ lich von den Lippen floß. Es that mir leid, die Gnade des Fürsten verscherzt, und das Recht verlohren zu haben, im Zirkel des Ho¬ fes erscheinen, und der Fürstin näher treten zu dürfen. Ich hatte mich indessen geirrt, denn noch denselben Abend erhielt ich eine Einladungskarte zum Hofkonzert, und der Fürst sagte im Vorbeistreifen mit freundli¬ chem Humor zu mir: "guten Abend, Herr Leo¬ nard, gebe der Himmel, daß meine Capelle heute Ehre einlegt, und meine Musik ihnen besser gefällt, als mein Park." --
Die Musik war in der That recht artig, es ging alles präzis, indessen schien mir die Wahl der Stücke nicht glücklich, indem eins die Wirkung des andern vernichtete, und vorzüglich erregte mir eine lange Szene, die mir, wie nach einer aufgegebenen For¬ mel komponirt zu seyn schien, herzliche Lan¬ geweile. Ich hütete mich wohl, meine wahre innere Meinung zu äußern, und hatte um so
ſo zu ordnen, wie ſie mir jetzt unwillkuͤhr¬ lich von den Lippen floß. Es that mir leid, die Gnade des Fuͤrſten verſcherzt, und das Recht verlohren zu haben, im Zirkel des Ho¬ fes erſcheinen, und der Fuͤrſtin naͤher treten zu duͤrfen. Ich hatte mich indeſſen geirrt, denn noch denſelben Abend erhielt ich eine Einladungskarte zum Hofkonzert, und der Fuͤrſt ſagte im Vorbeiſtreifen mit freundli¬ chem Humor zu mir: „guten Abend, Herr Leo¬ nard, gebe der Himmel, daß meine Capelle heute Ehre einlegt, und meine Muſik ihnen beſſer gefaͤllt, als mein Park.“ —
Die Muſik war in der That recht artig, es ging alles praͤzis, indeſſen ſchien mir die Wahl der Stuͤcke nicht gluͤcklich, indem eins die Wirkung des andern vernichtete, und vorzuͤglich erregte mir eine lange Szene, die mir, wie nach einer aufgegebenen For¬ mel komponirt zu ſeyn ſchien, herzliche Lan¬ geweile. Ich huͤtete mich wohl, meine wahre innere Meinung zu aͤußern, und hatte um ſo
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ſo zu ordnen, wie ſie mir jetzt unwillkuͤhr¬
lich von den Lippen floß. Es that mir leid,
die Gnade des Fuͤrſten verſcherzt, und das
Recht verlohren zu haben, im Zirkel des Ho¬
fes erſcheinen, und der Fuͤrſtin naͤher treten
zu duͤrfen. Ich hatte mich indeſſen geirrt,
denn noch denſelben Abend erhielt ich eine
Einladungskarte zum Hofkonzert, und der
Fuͤrſt ſagte im Vorbeiſtreifen mit freundli¬
chem Humor zu mir: „guten Abend, Herr Leo¬
nard, gebe der Himmel, daß meine Capelle
heute Ehre einlegt, und meine Muſik ihnen
beſſer gefaͤllt, als mein Park.“ —
Die Muſik war in der That recht artig,
es ging alles praͤzis, indeſſen ſchien mir
die Wahl der Stuͤcke nicht gluͤcklich, indem
eins die Wirkung des andern vernichtete,
und vorzuͤglich erregte mir eine lange Szene,
die mir, wie nach einer aufgegebenen For¬
mel komponirt zu ſeyn ſchien, herzliche Lan¬
geweile. Ich huͤtete mich wohl, meine wahre
innere Meinung zu aͤußern, und hatte um ſo
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/345>, abgerufen am 27.11.2024.
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