higen gemüthlichen Gang des Lebens in der Residenz und am Hofe eingriff, je mehr man mir einen Platz einräumte, den ich mit Ehre und Beifall behaupten konnte, desto weniger dachte ich an die Vergangenheit, so wie daran, daß mein hiesiges Verhältniß sich je¬ mals ändern könne. Der Fürst schien ein besonderes Wohlgefallen an mir zu finden, und aus verschiedenen flüchtigen Andeutun¬ gen, konnte ich schließen, daß er mich auf diese oder jene Weise in seiner Umgebung fest zu stellen wünschte. Nicht zu läugnen war es, daß eine gewisse Gleichförmigkeit der Aus¬ bildung, ja eine gewisse angenommene gleiche Manier in allem wissenschaftlichen und künst¬ lerischen Treiben, die sich vom Hofe aus über die ganze Residenz verbreitete, man¬ chem geistreichen, und an unbedingte Freiheit gewöhnten Mann, den Auffenthalt daselbst bald verleidet hätte; indessen kam mir, so oft auch die Beschränkung, welche die Einseitig¬ keit des Hofes hervorbrachte, lästig wurde,
higen gemuͤthlichen Gang des Lebens in der Reſidenz und am Hofe eingriff, je mehr man mir einen Platz einraͤumte, den ich mit Ehre und Beifall behaupten konnte, deſto weniger dachte ich an die Vergangenheit, ſo wie daran, daß mein hieſiges Verhaͤltniß ſich je¬ mals aͤndern koͤnne. Der Fuͤrſt ſchien ein beſonderes Wohlgefallen an mir zu finden, und aus verſchiedenen fluͤchtigen Andeutun¬ gen, konnte ich ſchließen, daß er mich auf dieſe oder jene Weiſe in ſeiner Umgebung feſt zu ſtellen wuͤnſchte. Nicht zu laͤugnen war es, daß eine gewiſſe Gleichfoͤrmigkeit der Aus¬ bildung, ja eine gewiſſe angenommene gleiche Manier in allem wiſſenſchaftlichen und kuͤnſt¬ leriſchen Treiben, die ſich vom Hofe aus uͤber die ganze Reſidenz verbreitete, man¬ chem geiſtreichen, und an unbedingte Freiheit gewoͤhnten Mann, den Auffenthalt daſelbſt bald verleidet haͤtte; indeſſen kam mir, ſo oft auch die Beſchraͤnkung, welche die Einſeitig¬ keit des Hofes hervorbrachte, laͤſtig wurde,
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higen gemuͤthlichen Gang des Lebens in der
Reſidenz und am Hofe eingriff, je mehr man
mir einen Platz einraͤumte, den ich mit Ehre
und Beifall behaupten konnte, deſto weniger
dachte ich an die Vergangenheit, ſo wie
daran, daß mein hieſiges Verhaͤltniß ſich je¬
mals aͤndern koͤnne. Der Fuͤrſt ſchien ein
beſonderes Wohlgefallen an mir zu finden,
und aus verſchiedenen fluͤchtigen Andeutun¬
gen, konnte ich ſchließen, daß er mich auf
dieſe oder jene Weiſe in ſeiner Umgebung feſt
zu ſtellen wuͤnſchte. Nicht zu laͤugnen war
es, daß eine gewiſſe Gleichfoͤrmigkeit der Aus¬
bildung, ja eine gewiſſe angenommene gleiche
Manier in allem wiſſenſchaftlichen und kuͤnſt¬
leriſchen Treiben, die ſich vom Hofe aus
uͤber die ganze Reſidenz verbreitete, man¬
chem geiſtreichen, und an unbedingte Freiheit
gewoͤhnten Mann, den Auffenthalt daſelbſt
bald verleidet haͤtte; indeſſen kam mir, ſo oft
auch die Beſchraͤnkung, welche die Einſeitig¬
keit des Hofes hervorbrachte, laͤſtig wurde,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/371>, abgerufen am 27.11.2024.
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