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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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ser Gelegenheit mich zu beklagen, daß ich,
ohne den Grund erforschen zu können, der
Fürstin durch meine Gegenwart oft ein un¬
ausstehliches Mißbehagen zu erregen scheine.
Der Leibarzt stand sofort auf, und holte, da
wir uns gerade in seinem Zimmer befanden,
ein kleines Miniaturbild aus dem Schreibe¬
pult, welches er mir, mit der Weisung, es
recht genau zu betrachten, in die Hände gab.
Ich that es, und erstaunte nicht wenig, als
ich in den Zügen des Mannes, den das Bild
darstellte, ganz die meinigen erkannte. Nur
der Aenderung der Frisur und der Kleidung,
die nach verjährter Mode gemahlt war, nur
der Hinzufügung meines starken Backenbarts,
dem Meisterstück Belcampo's, bedurfte es, um
das Bild ganz zu meinem Portrait zu ma¬
chen. Ich äußerte dies unverholen dem Leib¬
arzt. "Und eben diese Aehnlichkeit, sagte er:
ist es, welche die Fürstin erschreckt und beun¬
ruhigt, so oft Sie in ihre Nähe kommen, denn
Ihr Gesicht erneuert das Andenken einer ent¬

ſer Gelegenheit mich zu beklagen, daß ich,
ohne den Grund erforſchen zu koͤnnen, der
Fuͤrſtin durch meine Gegenwart oft ein un¬
ausſtehliches Mißbehagen zu erregen ſcheine.
Der Leibarzt ſtand ſofort auf, und holte, da
wir uns gerade in ſeinem Zimmer befanden,
ein kleines Miniaturbild aus dem Schreibe¬
pult, welches er mir, mit der Weiſung, es
recht genau zu betrachten, in die Haͤnde gab.
Ich that es, und erſtaunte nicht wenig, als
ich in den Zuͤgen des Mannes, den das Bild
darſtellte, ganz die meinigen erkannte. Nur
der Aenderung der Friſur und der Kleidung,
die nach verjaͤhrter Mode gemahlt war, nur
der Hinzufuͤgung meines ſtarken Backenbarts,
dem Meiſterſtuͤck Belcampo's, bedurfte es, um
das Bild ganz zu meinem Portrait zu ma¬
chen. Ich aͤußerte dies unverholen dem Leib¬
arzt. „Und eben dieſe Aehnlichkeit, ſagte er:
iſt es, welche die Fuͤrſtin erſchreckt und beun¬
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Ihr Geſicht erneuert das Andenken einer ent¬

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[359/0375] ſer Gelegenheit mich zu beklagen, daß ich, ohne den Grund erforſchen zu koͤnnen, der Fuͤrſtin durch meine Gegenwart oft ein un¬ ausſtehliches Mißbehagen zu erregen ſcheine. Der Leibarzt ſtand ſofort auf, und holte, da wir uns gerade in ſeinem Zimmer befanden, ein kleines Miniaturbild aus dem Schreibe¬ pult, welches er mir, mit der Weiſung, es recht genau zu betrachten, in die Haͤnde gab. Ich that es, und erſtaunte nicht wenig, als ich in den Zuͤgen des Mannes, den das Bild darſtellte, ganz die meinigen erkannte. Nur der Aenderung der Friſur und der Kleidung, die nach verjaͤhrter Mode gemahlt war, nur der Hinzufuͤgung meines ſtarken Backenbarts, dem Meiſterſtuͤck Belcampo's, bedurfte es, um das Bild ganz zu meinem Portrait zu ma¬ chen. Ich aͤußerte dies unverholen dem Leib¬ arzt. „Und eben dieſe Aehnlichkeit, ſagte er: iſt es, welche die Fuͤrſtin erſchreckt und beun¬ ruhigt, ſo oft Sie in ihre Naͤhe kommen, denn Ihr Geſicht erneuert das Andenken einer ent¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/375>, abgerufen am 27.11.2024.