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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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Der Leibarzt war der Einzige, der das Ge¬
präge, womit Alles, wie gleiche Münze aus¬
gestempelt war, nicht angenommen hatte, und
dies zog mich zu ihm hin, so wie Er sich
deshalb an mich anschloß, weil ich, wie er
recht gut wußte, Anfangs die Opposition ge¬
bildet, und meine freimüthigen Aeußerungen,
die dem für kecke Wahrheit empfänglichen
Fürsten eindrangen, das verhaßte Farospiel
mit einem Mal verbannt hatten.

So kam es denn, daß wir oft zusammen
waren, und bald über Wissenschaft und Kunst,
bald über das Leben, wie es sich vor uns
ausbreitete, sprachen. Der Leibarzt verehrte
eben so hoch die Fürstin, als ich, und ver¬
sicherte, daß nur sie es sey, die manche Ab¬
geschmacktheit des Fürsten abwende, und die¬
jenige sonderbare Art Langeweile, welche ihn
auf der Oberfläche hin und hertreibe, dadurch
zu verscheuchen wisse, daß sie ihm oft ganz
unvermerkt ein unschädliches Spielzeug in
die Hände gebe. Ich unterließ nicht, bei die¬

Der Leibarzt war der Einzige, der das Ge¬
praͤge, womit Alles, wie gleiche Muͤnze aus¬
geſtempelt war, nicht angenommen hatte, und
dies zog mich zu ihm hin, ſo wie Er ſich
deshalb an mich anſchloß, weil ich, wie er
recht gut wußte, Anfangs die Oppoſition ge¬
bildet, und meine freimuͤthigen Aeußerungen,
die dem fuͤr kecke Wahrheit empfaͤnglichen
Fuͤrſten eindrangen, das verhaßte Faroſpiel
mit einem Mal verbannt hatten.

So kam es denn, daß wir oft zuſammen
waren, und bald uͤber Wiſſenſchaft und Kunſt,
bald uͤber das Leben, wie es ſich vor uns
ausbreitete, ſprachen. Der Leibarzt verehrte
eben ſo hoch die Fuͤrſtin, als ich, und ver¬
ſicherte, daß nur ſie es ſey, die manche Ab¬
geſchmacktheit des Fuͤrſten abwende, und die¬
jenige ſonderbare Art Langeweile, welche ihn
auf der Oberflaͤche hin und hertreibe, dadurch
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unvermerkt ein unſchaͤdliches Spielzeug in
die Haͤnde gebe. Ich unterließ nicht, bei die¬

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[358/0374] Der Leibarzt war der Einzige, der das Ge¬ praͤge, womit Alles, wie gleiche Muͤnze aus¬ geſtempelt war, nicht angenommen hatte, und dies zog mich zu ihm hin, ſo wie Er ſich deshalb an mich anſchloß, weil ich, wie er recht gut wußte, Anfangs die Oppoſition ge¬ bildet, und meine freimuͤthigen Aeußerungen, die dem fuͤr kecke Wahrheit empfaͤnglichen Fuͤrſten eindrangen, das verhaßte Faroſpiel mit einem Mal verbannt hatten. So kam es denn, daß wir oft zuſammen waren, und bald uͤber Wiſſenſchaft und Kunſt, bald uͤber das Leben, wie es ſich vor uns ausbreitete, ſprachen. Der Leibarzt verehrte eben ſo hoch die Fuͤrſtin, als ich, und ver¬ ſicherte, daß nur ſie es ſey, die manche Ab¬ geſchmacktheit des Fuͤrſten abwende, und die¬ jenige ſonderbare Art Langeweile, welche ihn auf der Oberflaͤche hin und hertreibe, dadurch zu verſcheuchen wiſſe, daß ſie ihm oft ganz unvermerkt ein unſchaͤdliches Spielzeug in die Haͤnde gebe. Ich unterließ nicht, bei die¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/374>, abgerufen am 27.11.2024.