Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

die Unterhaltung zu übertragen. Es ist
die sonderbare Gabe, über Nichts mit be¬
deutenden Worten zu schwatzen, und so
den Weibern ein gewisses Wohlbehagen zu
erregen, von dem, wie es entstanden, sie
sich selbst nicht Rechenschaft geben können.
Daß diese höhere und eigentliche Galanterie
sich nicht mit plumpen Schmeicheleien abge¬
ben kann, fließt aus dem Gesagten, wiewohl
in jenem interessanten Geschwätz, das wie
ein Hymnus der Angebeteten erklingt, eben
das gänzliche Eingehen in ihr Innerstes
liegt, so daß ihr eignes Selbst ihnen klar zu
werden scheint, und sie sich in dem Reflex
ihres eignen Ichs mit Wohlgefallen spie¬
geln. -- -- Wer hätte nun noch den Mönch
in mir erkennen sollen! -- Der einzige mir
gefährliche Ort war vielleicht nur noch die
Kirche, in welcher es mir schwer wurde, je¬
ne klösterliche Andachtsübungen, die ein be¬
sonderer Rhythmus, ein besonderer Takt aus¬
zeichnet, zu vermeiden. --

die Unterhaltung zu uͤbertragen. Es iſt
die ſonderbare Gabe, uͤber Nichts mit be¬
deutenden Worten zu ſchwatzen, und ſo
den Weibern ein gewiſſes Wohlbehagen zu
erregen, von dem, wie es entſtanden, ſie
ſich ſelbſt nicht Rechenſchaft geben koͤnnen.
Daß dieſe hoͤhere und eigentliche Galanterie
ſich nicht mit plumpen Schmeicheleien abge¬
ben kann, fließt aus dem Geſagten, wiewohl
in jenem intereſſanten Geſchwaͤtz, das wie
ein Hymnus der Angebeteten erklingt, eben
das gaͤnzliche Eingehen in ihr Innerſtes
liegt, ſo daß ihr eignes Selbſt ihnen klar zu
werden ſcheint, und ſie ſich in dem Reflex
ihres eignen Ichs mit Wohlgefallen ſpie¬
geln. — — Wer haͤtte nun noch den Moͤnch
in mir erkennen ſollen! — Der einzige mir
gefaͤhrliche Ort war vielleicht nur noch die
Kirche, in welcher es mir ſchwer wurde, je¬
ne kloͤſterliche Andachtsuͤbungen, die ein be¬
ſonderer Rhythmus, ein beſonderer Takt aus¬
zeichnet, zu vermeiden. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0373" n="357"/>
die Unterhaltung zu u&#x0364;bertragen. Es i&#x017F;t<lb/>
die &#x017F;onderbare Gabe, u&#x0364;ber Nichts mit be¬<lb/>
deutenden Worten zu &#x017F;chwatzen, und &#x017F;o<lb/>
den Weibern ein gewi&#x017F;&#x017F;es Wohlbehagen zu<lb/>
erregen, von dem, wie es ent&#x017F;tanden, &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht Rechen&#x017F;chaft geben ko&#x0364;nnen.<lb/>
Daß die&#x017F;e ho&#x0364;here und eigentliche Galanterie<lb/>
&#x017F;ich nicht mit plumpen Schmeicheleien abge¬<lb/>
ben kann, fließt aus dem Ge&#x017F;agten, wiewohl<lb/>
in jenem intere&#x017F;&#x017F;anten Ge&#x017F;chwa&#x0364;tz, das wie<lb/>
ein Hymnus der Angebeteten erklingt, eben<lb/>
das ga&#x0364;nzliche Eingehen in ihr Inner&#x017F;tes<lb/>
liegt, &#x017F;o daß ihr eignes Selb&#x017F;t ihnen klar zu<lb/>
werden &#x017F;cheint, und &#x017F;ie &#x017F;ich in dem Reflex<lb/>
ihres eignen Ichs mit Wohlgefallen &#x017F;pie¬<lb/>
geln. &#x2014; &#x2014; Wer ha&#x0364;tte nun noch den Mo&#x0364;nch<lb/>
in mir erkennen &#x017F;ollen! &#x2014; Der einzige mir<lb/>
gefa&#x0364;hrliche Ort war vielleicht nur noch die<lb/>
Kirche, in welcher es mir &#x017F;chwer wurde, je¬<lb/>
ne klo&#x0364;&#x017F;terliche Andachtsu&#x0364;bungen, die ein be¬<lb/>
&#x017F;onderer Rhythmus, ein be&#x017F;onderer Takt aus¬<lb/>
zeichnet, zu vermeiden. &#x2014;</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[357/0373] die Unterhaltung zu uͤbertragen. Es iſt die ſonderbare Gabe, uͤber Nichts mit be¬ deutenden Worten zu ſchwatzen, und ſo den Weibern ein gewiſſes Wohlbehagen zu erregen, von dem, wie es entſtanden, ſie ſich ſelbſt nicht Rechenſchaft geben koͤnnen. Daß dieſe hoͤhere und eigentliche Galanterie ſich nicht mit plumpen Schmeicheleien abge¬ ben kann, fließt aus dem Geſagten, wiewohl in jenem intereſſanten Geſchwaͤtz, das wie ein Hymnus der Angebeteten erklingt, eben das gaͤnzliche Eingehen in ihr Innerſtes liegt, ſo daß ihr eignes Selbſt ihnen klar zu werden ſcheint, und ſie ſich in dem Reflex ihres eignen Ichs mit Wohlgefallen ſpie¬ geln. — — Wer haͤtte nun noch den Moͤnch in mir erkennen ſollen! — Der einzige mir gefaͤhrliche Ort war vielleicht nur noch die Kirche, in welcher es mir ſchwer wurde, je¬ ne kloͤſterliche Andachtsuͤbungen, die ein be¬ ſonderer Rhythmus, ein beſonderer Takt aus¬ zeichnet, zu vermeiden. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/373
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/373>, abgerufen am 26.06.2024.