deshalb stach er vor unserm Fürsten hervor, hätte er ihn auch nicht an Lebensfülle und geistiger Kraft übertroffen. Er machte auf die junge Fürstin, die damals bis zur Aus¬ gelassenheit lebhaft, und der der Fürst viel zu formell, viel zu kalt war, einen seltenen Eindruck, und eben so fand sich der Prinz von der jungen bildschönen Gemahlin seines Bruders angezogen. Ohne an ein strafbares Verhältniß zu denken, mußten sie der unwi¬ derstehlichen Gewalt nachgeben, die ihr in¬ neres Leben, nur wie wechselseitig sich ent¬ zündend, bedingte, und so die Flamme näh¬ ren, die ihr Wesen in Eins verschmolz. -- Francesko allein war es, der in jeder Hin¬ sicht seinem Freunde an die Seite gesetzt werden konnte, und so, wie der Prinz auf die Gemahlin seines Bruders, so wirkte Francesko auf die ältere Schwester der Für¬ stin. Francesko wurde sein Glück bald ge¬ wahr, benutzte es mit durchdachter Schlau¬ heit, und die Neigung der Prinzessin wuchs
deshalb ſtach er vor unſerm Fuͤrſten hervor, haͤtte er ihn auch nicht an Lebensfuͤlle und geiſtiger Kraft uͤbertroffen. Er machte auf die junge Fuͤrſtin, die damals bis zur Aus¬ gelaſſenheit lebhaft, und der der Fuͤrſt viel zu formell, viel zu kalt war, einen ſeltenen Eindruck, und eben ſo fand ſich der Prinz von der jungen bildſchoͤnen Gemahlin ſeines Bruders angezogen. Ohne an ein ſtrafbares Verhaͤltniß zu denken, mußten ſie der unwi¬ derſtehlichen Gewalt nachgeben, die ihr in¬ neres Leben, nur wie wechſelſeitig ſich ent¬ zuͤndend, bedingte, und ſo die Flamme naͤh¬ ren, die ihr Weſen in Eins verſchmolz. — Francesko allein war es, der in jeder Hin¬ ſicht ſeinem Freunde an die Seite geſetzt werden konnte, und ſo, wie der Prinz auf die Gemahlin ſeines Bruders, ſo wirkte Francesko auf die aͤltere Schweſter der Fuͤr¬ ſtin. Francesko wurde ſein Gluͤck bald ge¬ wahr, benutzte es mit durchdachter Schlau¬ heit, und die Neigung der Prinzeſſin wuchs
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deshalb ſtach er vor unſerm Fuͤrſten hervor,
haͤtte er ihn auch nicht an Lebensfuͤlle und
geiſtiger Kraft uͤbertroffen. Er machte auf
die junge Fuͤrſtin, die damals bis zur Aus¬
gelaſſenheit lebhaft, und der der Fuͤrſt viel
zu formell, viel zu kalt war, einen ſeltenen
Eindruck, und eben ſo fand ſich der Prinz
von der jungen bildſchoͤnen Gemahlin ſeines
Bruders angezogen. Ohne an ein ſtrafbares
Verhaͤltniß zu denken, mußten ſie der unwi¬
derſtehlichen Gewalt nachgeben, die ihr in¬
neres Leben, nur wie wechſelſeitig ſich ent¬
zuͤndend, bedingte, und ſo die Flamme naͤh¬
ren, die ihr Weſen in Eins verſchmolz. —
Francesko allein war es, der in jeder Hin¬
ſicht ſeinem Freunde an die Seite geſetzt
werden konnte, und ſo, wie der Prinz auf
die Gemahlin ſeines Bruders, ſo wirkte
Francesko auf die aͤltere Schweſter der Fuͤr¬
ſtin. Francesko wurde ſein Gluͤck bald ge¬
wahr, benutzte es mit durchdachter Schlau¬
heit, und die Neigung der Prinzeſſin wuchs
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/378>, abgerufen am 27.11.2024.
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