bald zur heftigsten brennendsten Liebe. Der Fürst war von der Tugend seiner Gemahlin zu sehr überzeugt, um nicht alle hämische Zwischenträgerei zu verachten, wiewohl ihn das gespannte Verhältniß mit dem Bruder drückte; und nur dem Francesko, den er sei¬ nes seltnen Geistes, seiner lebensklugen Um¬ sicht halber lieb gewonnen, war es möglich, ihn in gewissen Gleichmuth zu erhalten. Der Fürst wollte ihn zu den ersten Hofstel¬ len befördern, Francesko begnügte sich aber mit den geheimen Vorrechten des ersten Günstlings, und mit der Liebe der Prinzes¬ sin. In diesen Verhältnissen bewegte sich der Hof so gut es gehen wollte, aber nur die vier durch geheime Bande verknüpfte Personen waren glücklich in dem Eldorado der Liebe, das sie sich gebildet, und das An¬ deren verschlossen. -- Wohl mochte es der Fürst, ohne daß man es wußte, veranstaltet haben, daß mit vielem Pomp eine italiänische Prinzessin am Hofe erschien, die früher dem
bald zur heftigſten brennendſten Liebe. Der Fuͤrſt war von der Tugend ſeiner Gemahlin zu ſehr uͤberzeugt, um nicht alle haͤmiſche Zwiſchentraͤgerei zu verachten, wiewohl ihn das geſpannte Verhaͤltniß mit dem Bruder druͤckte; und nur dem Francesko, den er ſei¬ nes ſeltnen Geiſtes, ſeiner lebensklugen Um¬ ſicht halber lieb gewonnen, war es moͤglich, ihn in gewiſſen Gleichmuth zu erhalten. Der Fuͤrſt wollte ihn zu den erſten Hofſtel¬ len befoͤrdern, Francesko begnuͤgte ſich aber mit den geheimen Vorrechten des erſten Guͤnſtlings, und mit der Liebe der Prinzeſ¬ ſin. In dieſen Verhaͤltniſſen bewegte ſich der Hof ſo gut es gehen wollte, aber nur die vier durch geheime Bande verknuͤpfte Perſonen waren gluͤcklich in dem Eldorado der Liebe, das ſie ſich gebildet, und das An¬ deren verſchloſſen. — Wohl mochte es der Fuͤrſt, ohne daß man es wußte, veranſtaltet haben, daß mit vielem Pomp eine italiaͤniſche Prinzeſſin am Hofe erſchien, die fruͤher dem
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bald zur heftigſten brennendſten Liebe. Der
Fuͤrſt war von der Tugend ſeiner Gemahlin
zu ſehr uͤberzeugt, um nicht alle haͤmiſche
Zwiſchentraͤgerei zu verachten, wiewohl ihn
das geſpannte Verhaͤltniß mit dem Bruder
druͤckte; und nur dem Francesko, den er ſei¬
nes ſeltnen Geiſtes, ſeiner lebensklugen Um¬
ſicht halber lieb gewonnen, war es moͤglich,
ihn in gewiſſen Gleichmuth zu erhalten.
Der Fuͤrſt wollte ihn zu den erſten Hofſtel¬
len befoͤrdern, Francesko begnuͤgte ſich aber
mit den geheimen Vorrechten des erſten
Guͤnſtlings, und mit der Liebe der Prinzeſ¬
ſin. In dieſen Verhaͤltniſſen bewegte ſich
der Hof ſo gut es gehen wollte, aber nur
die vier durch geheime Bande verknuͤpfte
Perſonen waren gluͤcklich in dem Eldorado
der Liebe, das ſie ſich gebildet, und das An¬
deren verſchloſſen. — Wohl mochte es der
Fuͤrſt, ohne daß man es wußte, veranſtaltet
haben, daß mit vielem Pomp eine italiaͤniſche
Prinzeſſin am Hofe erſchien, die fruͤher dem
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/379>, abgerufen am 27.11.2024.
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