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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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lich gern in dem Attelier, das ihm die Ita¬
liänerin in ihrem Hause einrichten lassen.
Er mahlte sie mehrmals mit einem Ausdruck
ohne Gleichen; der Fürstin schien er abhold,
er wollte sie durchaus nicht mahlen, dagegen
vollendete er das Portrait der Prinzessin,
ohne daß sie ihm ein einzigesmal gesessen,
auf das ähnlichste und herrlichste. Die Ita¬
liänerin bewies diesem Mahler so viel Auf¬
merksamkeit, und Er dagegen begegnete ihr
mit solcher vertraulicher Galanterie, daß der
Prinz eifersüchtig wurde, und dem Mahler,
als er ihn einmal im Attelier arbeitend an¬
traf, und er, fest den Blick auf den Kopf der
Italiänerin, den er wieder hingezaubert, ge¬
richtet, sein Eintreten gar nicht zu bemerken
schien, -- rund heraussagte: Er möge ihm den
Gefallen thun, und hier nicht mehr arbeiten,
sondern sich ein anderes Attelier suchen.
Der Mahler schnikte gelassen den Pinsel
aus, und nahm schweigend das Bild von der
Staffelei. Im höchsten Unmuthe riß es der

lich gern in dem Attelier, das ihm die Ita¬
liaͤnerin in ihrem Hauſe einrichten laſſen.
Er mahlte ſie mehrmals mit einem Ausdruck
ohne Gleichen; der Fuͤrſtin ſchien er abhold,
er wollte ſie durchaus nicht mahlen, dagegen
vollendete er das Portrait der Prinzeſſin,
ohne daß ſie ihm ein einzigesmal geſeſſen,
auf das aͤhnlichſte und herrlichſte. Die Ita¬
liaͤnerin bewies dieſem Mahler ſo viel Auf¬
merkſamkeit, und Er dagegen begegnete ihr
mit ſolcher vertraulicher Galanterie, daß der
Prinz eiferſuͤchtig wurde, und dem Mahler,
als er ihn einmal im Attelier arbeitend an¬
traf, und er, feſt den Blick auf den Kopf der
Italiaͤnerin, den er wieder hingezaubert, ge¬
richtet, ſein Eintreten gar nicht zu bemerken
ſchien, — rund herausſagte: Er moͤge ihm den
Gefallen thun, und hier nicht mehr arbeiten,
ſondern ſich ein anderes Attelier ſuchen.
Der Mahler ſchnikte gelaſſen den Pinſel
aus, und nahm ſchweigend das Bild von der
Staffelei. Im hoͤchſten Unmuthe riß es der

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[366/0382] lich gern in dem Attelier, das ihm die Ita¬ liaͤnerin in ihrem Hauſe einrichten laſſen. Er mahlte ſie mehrmals mit einem Ausdruck ohne Gleichen; der Fuͤrſtin ſchien er abhold, er wollte ſie durchaus nicht mahlen, dagegen vollendete er das Portrait der Prinzeſſin, ohne daß ſie ihm ein einzigesmal geſeſſen, auf das aͤhnlichſte und herrlichſte. Die Ita¬ liaͤnerin bewies dieſem Mahler ſo viel Auf¬ merkſamkeit, und Er dagegen begegnete ihr mit ſolcher vertraulicher Galanterie, daß der Prinz eiferſuͤchtig wurde, und dem Mahler, als er ihn einmal im Attelier arbeitend an¬ traf, und er, feſt den Blick auf den Kopf der Italiaͤnerin, den er wieder hingezaubert, ge¬ richtet, ſein Eintreten gar nicht zu bemerken ſchien, — rund herausſagte: Er moͤge ihm den Gefallen thun, und hier nicht mehr arbeiten, ſondern ſich ein anderes Attelier ſuchen. Der Mahler ſchnikte gelaſſen den Pinſel aus, und nahm ſchweigend das Bild von der Staffelei. Im hoͤchſten Unmuthe riß es der

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/382>, abgerufen am 17.06.2024.