Prinz ihm aus der Hand, mit der Aeuße¬ rung: es sey so herrlich getroffen, daß er es besitzen müsse. Der Mahler, immer ruhig und gelassen bleibend, bat, nur zu erlauben, daß er das Bild mit ein paar Zügen vol¬ lende. Der Prinz stellte das Bild wieder auf die Staffelei, nach ein paar Minuten gab der Mahler es ihm zurück, und lachte hell auf, als der Prinz über das gräßlich verzerrte Gesicht erschrak, zu dem das Por¬ trait geworden. Nun ging der Mahler lang¬ sam aus dem Saal, aber nah an der Thüre kehrte er um, sah den Prinzen an mit ern¬ stem durchdringendem Blick, und sprach dumpf und feierlich: nun bist Du verlohren!" --
"Dies geschah als die Italiänerin schon für des Prinzen Braut erklärt war, und in we¬ nigen Tagen die feierliche Vermählung vor sich gehen sollte. Des Mahlers Betragen achtete der Prinz um so weniger, als er in dem allgemeinen Ruf stand zuweilen von ei¬ niger Tollheit heimgesucht zu werden. Er
Prinz ihm aus der Hand, mit der Aeuße¬ rung: es ſey ſo herrlich getroffen, daß er es beſitzen muͤſſe. Der Mahler, immer ruhig und gelaſſen bleibend, bat, nur zu erlauben, daß er das Bild mit ein paar Zuͤgen vol¬ lende. Der Prinz ſtellte das Bild wieder auf die Staffelei, nach ein paar Minuten gab der Mahler es ihm zuruͤck, und lachte hell auf, als der Prinz uͤber das graͤßlich verzerrte Geſicht erſchrak, zu dem das Por¬ trait geworden. Nun ging der Mahler lang¬ ſam aus dem Saal, aber nah an der Thuͤre kehrte er um, ſah den Prinzen an mit ern¬ ſtem durchdringendem Blick, und ſprach dumpf und feierlich: nun biſt Du verlohren!“ —
„Dies geſchah als die Italiaͤnerin ſchon fuͤr des Prinzen Braut erklaͤrt war, und in we¬ nigen Tagen die feierliche Vermaͤhlung vor ſich gehen ſollte. Des Mahlers Betragen achtete der Prinz um ſo weniger, als er in dem allgemeinen Ruf ſtand zuweilen von ei¬ niger Tollheit heimgeſucht zu werden. Er
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0383"n="367"/>
Prinz ihm aus der Hand, mit der Aeuße¬<lb/>
rung: es ſey ſo herrlich getroffen, daß er es<lb/>
beſitzen muͤſſe. Der Mahler, immer ruhig<lb/>
und gelaſſen bleibend, bat, nur zu erlauben,<lb/>
daß er das Bild mit ein paar Zuͤgen vol¬<lb/>
lende. Der Prinz ſtellte das Bild wieder<lb/>
auf die Staffelei, nach ein paar Minuten<lb/>
gab der Mahler es ihm zuruͤck, und lachte<lb/>
hell auf, als der Prinz uͤber das graͤßlich<lb/>
verzerrte Geſicht erſchrak, zu dem das Por¬<lb/>
trait geworden. Nun ging der Mahler lang¬<lb/>ſam aus dem Saal, aber nah an der Thuͤre<lb/>
kehrte er um, ſah den Prinzen an mit ern¬<lb/>ſtem durchdringendem Blick, und ſprach dumpf<lb/>
und feierlich: nun biſt Du verlohren!“—</p><lb/><p>„Dies geſchah als die Italiaͤnerin ſchon fuͤr<lb/>
des Prinzen Braut erklaͤrt war, und in we¬<lb/>
nigen Tagen die feierliche Vermaͤhlung vor<lb/>ſich gehen ſollte. Des Mahlers Betragen<lb/>
achtete der Prinz um ſo weniger, als er in<lb/>
dem allgemeinen Ruf ſtand zuweilen von ei¬<lb/>
niger Tollheit heimgeſucht zu werden. Er<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[367/0383]
Prinz ihm aus der Hand, mit der Aeuße¬
rung: es ſey ſo herrlich getroffen, daß er es
beſitzen muͤſſe. Der Mahler, immer ruhig
und gelaſſen bleibend, bat, nur zu erlauben,
daß er das Bild mit ein paar Zuͤgen vol¬
lende. Der Prinz ſtellte das Bild wieder
auf die Staffelei, nach ein paar Minuten
gab der Mahler es ihm zuruͤck, und lachte
hell auf, als der Prinz uͤber das graͤßlich
verzerrte Geſicht erſchrak, zu dem das Por¬
trait geworden. Nun ging der Mahler lang¬
ſam aus dem Saal, aber nah an der Thuͤre
kehrte er um, ſah den Prinzen an mit ern¬
ſtem durchdringendem Blick, und ſprach dumpf
und feierlich: nun biſt Du verlohren!“ —
„Dies geſchah als die Italiaͤnerin ſchon fuͤr
des Prinzen Braut erklaͤrt war, und in we¬
nigen Tagen die feierliche Vermaͤhlung vor
ſich gehen ſollte. Des Mahlers Betragen
achtete der Prinz um ſo weniger, als er in
dem allgemeinen Ruf ſtand zuweilen von ei¬
niger Tollheit heimgeſucht zu werden. Er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/383>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.