oder jener feindlichen ins Innere zehrenden Verschlossenheit, die man sonst wohl auf den Gesichtern der Mönche wahrnimmt. Uner¬ achtet der strengen Ordensregel, waren die Andachtsübungen dem Prior Leonardus mehr Bedürfniß des dem himmlischen zugewand¬ ten Geistes, als aszetische Buße für die der menschlichen Natur anklebende Sünde, und er wußte diesen Sinn der Andacht so in den Brüdern zu entzünden, daß sich über Alles, was sie thun mußten um der Regel zu ge¬ nügen, eine Heiterkeit und Gemüthlichkeit er¬ goß, die in der That ein höheres Seyn, in der irdischen Beengtheit erzeugte. -- Selbst eine gewisse schickliche Verbindung mit der Welt, wußte der Prior Leonardus herzustel¬ len, die für die Brüder nicht anders als heilsam seyn konnte. Reichliche Spenden, die von allen Seiten dem allgemein hochge¬ achteten Kloster dargebracht wurden, mach¬ ten es möglich, an gewissen Tagen die Freun¬ de und Beschützer des Klosters in dem Re¬
oder jener feindlichen ins Innere zehrenden Verſchloſſenheit, die man ſonſt wohl auf den Geſichtern der Moͤnche wahrnimmt. Uner¬ achtet der ſtrengen Ordensregel, waren die Andachtsuͤbungen dem Prior Leonardus mehr Beduͤrfniß des dem himmliſchen zugewand¬ ten Geiſtes, als aszetiſche Buße fuͤr die der menſchlichen Natur anklebende Suͤnde, und er wußte dieſen Sinn der Andacht ſo in den Bruͤdern zu entzuͤnden, daß ſich uͤber Alles, was ſie thun mußten um der Regel zu ge¬ nuͤgen, eine Heiterkeit und Gemuͤthlichkeit er¬ goß, die in der That ein hoͤheres Seyn, in der irdiſchen Beengtheit erzeugte. — Selbſt eine gewiſſe ſchickliche Verbindung mit der Welt, wußte der Prior Leonardus herzuſtel¬ len, die fuͤr die Bruͤder nicht anders als heilſam ſeyn konnte. Reichliche Spenden, die von allen Seiten dem allgemein hochge¬ achteten Kloſter dargebracht wurden, mach¬ ten es moͤglich, an gewiſſen Tagen die Freun¬ de und Beſchuͤtzer des Kloſters in dem Re¬
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oder jener feindlichen ins Innere zehrenden
Verſchloſſenheit, die man ſonſt wohl auf den
Geſichtern der Moͤnche wahrnimmt. Uner¬
achtet der ſtrengen Ordensregel, waren die
Andachtsuͤbungen dem Prior Leonardus mehr
Beduͤrfniß des dem himmliſchen zugewand¬
ten Geiſtes, als aszetiſche Buße fuͤr die der
menſchlichen Natur anklebende Suͤnde, und
er wußte dieſen Sinn der Andacht ſo in den
Bruͤdern zu entzuͤnden, daß ſich uͤber Alles,
was ſie thun mußten um der Regel zu ge¬
nuͤgen, eine Heiterkeit und Gemuͤthlichkeit er¬
goß, die in der That ein hoͤheres Seyn, in
der irdiſchen Beengtheit erzeugte. — Selbſt
eine gewiſſe ſchickliche Verbindung mit der
Welt, wußte der Prior Leonardus herzuſtel¬
len, die fuͤr die Bruͤder nicht anders als
heilſam ſeyn konnte. Reichliche Spenden,
die von allen Seiten dem allgemein hochge¬
achteten Kloſter dargebracht wurden, mach¬
ten es moͤglich, an gewiſſen Tagen die Freun¬
de und Beſchuͤtzer des Kloſters in dem Re¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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