fektorium zu bewirthen. Dann wurde in der Mitte des Speisesaals eine lange Tafel ge¬ deckt, an deren oberem Ende der Prior Leo¬ nardus bei den Gästen saß. Die Brüder blieben an der schmalen, der Wand entlang stehenden Tafel, und bedienten sich ihres einfachen Geschirres, der Regel gemäß, wäh¬ rend an der Gasttafel alles sauber und zier¬ lich mit Porzellan und Glas besetzt war. Der Koch des Klosters wußte vorzüglich auf eine leckere Art Fastenspeisen zuzubereiten, die den Gästen gar wohl schmeckten. Die Gäste sorgten für den Wein, und so waren die Male im Capuziner-Kloster ein freundli¬ ches gemüthliches Zusammentreten des Pro¬ fanen mit dem Geistlichen, welches in wech¬ selseitiger Rückwirkung, für das Leben nicht ohne Nutzen seyn konnte. Denn, indem die im weltlichen Treiben Befangenen hinaustra¬ ten, und eingingen in die Mauern, wo al¬ les das ihrem Thun schnurstracks entgegen¬ gesetzte Leben der Geistlichen verkündet, mu߬
fektorium zu bewirthen. Dann wurde in der Mitte des Speiſeſaals eine lange Tafel ge¬ deckt, an deren oberem Ende der Prior Leo¬ nardus bei den Gaͤſten ſaß. Die Bruͤder blieben an der ſchmalen, der Wand entlang ſtehenden Tafel, und bedienten ſich ihres einfachen Geſchirres, der Regel gemaͤß, waͤh¬ rend an der Gaſttafel alles ſauber und zier¬ lich mit Porzellan und Glas beſetzt war. Der Koch des Kloſters wußte vorzuͤglich auf eine leckere Art Faſtenſpeiſen zuzubereiten, die den Gaͤſten gar wohl ſchmeckten. Die Gaͤſte ſorgten fuͤr den Wein, und ſo waren die Male im Capuziner-Kloster ein freundli¬ ches gemuͤthliches Zuſammentreten des Pro¬ fanen mit dem Geiſtlichen, welches in wech¬ ſelſeitiger Ruͤckwirkung, fuͤr das Leben nicht ohne Nutzen ſeyn konnte. Denn, indem die im weltlichen Treiben Befangenen hinaustra¬ ten, und eingingen in die Mauern, wo al¬ les das ihrem Thun ſchnurſtracks entgegen¬ geſetzte Leben der Geiſtlichen verkuͤndet, mu߬
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[27/0043]
fektorium zu bewirthen. Dann wurde in der
Mitte des Speiſeſaals eine lange Tafel ge¬
deckt, an deren oberem Ende der Prior Leo¬
nardus bei den Gaͤſten ſaß. Die Bruͤder
blieben an der ſchmalen, der Wand entlang
ſtehenden Tafel, und bedienten ſich ihres
einfachen Geſchirres, der Regel gemaͤß, waͤh¬
rend an der Gaſttafel alles ſauber und zier¬
lich mit Porzellan und Glas beſetzt war.
Der Koch des Kloſters wußte vorzuͤglich auf
eine leckere Art Faſtenſpeiſen zuzubereiten,
die den Gaͤſten gar wohl ſchmeckten. Die
Gaͤſte ſorgten fuͤr den Wein, und ſo waren
die Male im Capuziner-Kloster ein freundli¬
ches gemuͤthliches Zuſammentreten des Pro¬
fanen mit dem Geiſtlichen, welches in wech¬
ſelſeitiger Ruͤckwirkung, fuͤr das Leben nicht
ohne Nutzen ſeyn konnte. Denn, indem die
im weltlichen Treiben Befangenen hinaustra¬
ten, und eingingen in die Mauern, wo al¬
les das ihrem Thun ſchnurſtracks entgegen¬
geſetzte Leben der Geiſtlichen verkuͤndet, mu߬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/43>, abgerufen am 23.11.2024.
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