darauf gebracht haben könne, nun mit ei¬ nem Mal auf meine Einweihung zum Klo¬ sterleben zu bestehen, denn er ahndete wohl, daß ein besonderes Ereigniß mir den Impuls dazu gegeben haben müsse. Eine innere Schaam, die ich nicht zu überwinden ver¬ mochte, hielt mich zurück, ihm die Wahrheit zu sagen, dagegen erzählte ich ihm mit dem Feuer der Exaltation, das noch in mir glühte, die wunderbaren Begebenheiten mei¬ ner Kinderjahre, welche alle auf meine Be¬ stimmung zum Klosterleben hindeuteten. Leo¬ nardus hörte mich ruhig an, und ohne ge¬ rade gegen meine Visionen Zweifel vorzu¬ bringen, schien er doch, sie nicht sonderlich zu beachten, er äußerte vielmehr, wie das Alles noch sehr wenig für die Aechtheit mei¬ nes Berufs spräche, da eben hie eine Il¬ lusion sehr möglich sey. Ueberhaupt pflegte Leonardus nicht gern von den Visionen der Heiligen, ja selbst von den Wundern der ersten Verkündiger des Christenthums zu
darauf gebracht haben koͤnne, nun mit ei¬ nem Mal auf meine Einweihung zum Klo¬ ſterleben zu beſtehen, denn er ahndete wohl, daß ein beſonderes Ereigniß mir den Impuls dazu gegeben haben muͤſſe. Eine innere Schaam, die ich nicht zu uͤberwinden ver¬ mochte, hielt mich zuruͤck, ihm die Wahrheit zu ſagen, dagegen erzaͤhlte ich ihm mit dem Feuer der Exaltation, das noch in mir gluͤhte, die wunderbaren Begebenheiten mei¬ ner Kinderjahre, welche alle auf meine Be¬ ſtimmung zum Kloſterleben hindeuteten. Leo¬ nardus hoͤrte mich ruhig an, und ohne ge¬ rade gegen meine Viſionen Zweifel vorzu¬ bringen, ſchien er doch, ſie nicht ſonderlich zu beachten, er aͤußerte vielmehr, wie das Alles noch ſehr wenig fuͤr die Aechtheit mei¬ nes Berufs ſpraͤche, da eben hie eine Il¬ luſion ſehr moͤglich ſey. Ueberhaupt pflegte Leonardus nicht gern von den Viſionen der Heiligen, ja ſelbſt von den Wundern der erſten Verkuͤndiger des Chriſtenthums zu
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darauf gebracht haben koͤnne, nun mit ei¬
nem Mal auf meine Einweihung zum Klo¬
ſterleben zu beſtehen, denn er ahndete wohl,
daß ein beſonderes Ereigniß mir den Impuls
dazu gegeben haben muͤſſe. Eine innere
Schaam, die ich nicht zu uͤberwinden ver¬
mochte, hielt mich zuruͤck, ihm die Wahrheit
zu ſagen, dagegen erzaͤhlte ich ihm mit dem
Feuer der Exaltation, das noch in mir
gluͤhte, die wunderbaren Begebenheiten mei¬
ner Kinderjahre, welche alle auf meine Be¬
ſtimmung zum Kloſterleben hindeuteten. Leo¬
nardus hoͤrte mich ruhig an, und ohne ge¬
rade gegen meine Viſionen Zweifel vorzu¬
bringen, ſchien er doch, ſie nicht ſonderlich
zu beachten, er aͤußerte vielmehr, wie das
Alles noch ſehr wenig fuͤr die Aechtheit mei¬
nes Berufs ſpraͤche, da eben hie eine Il¬
luſion ſehr moͤglich ſey. Ueberhaupt pflegte
Leonardus nicht gern von den Viſionen der
Heiligen, ja ſelbſt von den Wundern der
erſten Verkuͤndiger des Chriſtenthums zu
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/55>, abgerufen am 21.11.2024.
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