dem Leben des Heiligen, und knüpfte daran fromme, tief ins Leben eindringende Betrach¬ tungen. Von den Verführungen des Teu¬ fels, dem der Sündenfall die Macht gegeben, die Menschen zu verlocken, sprach ich, und unwillkührlich führte mich der Strom der Rede hinein in die Legende von den Elixie¬ ren, die ich wie eine sinnreiche Allegorie dar¬ stellen wollte. Da fiel mein in der Kirche umherschweifender Blick auf einen langen hageren Mann, der mir schräg über auf eine Bank gestiegen, sich an einen Eckpfeiler lehn¬ te. Er hatte auf seltsame fremde Weise einen dunkelvioletten Mantel umgeworfen, und die übereinander geschlagenen Arme da¬ rin gewickelt. Sein Gesicht war leichenblaß, aber der Blick der großen schwarzen stieren Augen, fuhr wie ein glühender Dolchstich durch meine Brust. Mich durchbebte ein unheimliches grauenhaftes Gefühl, schnell wandte ich mein Auge ab und sprach, alle meine Kraft zusammennehmend, weiter. Aber
dem Leben des Heiligen, und knuͤpfte daran fromme, tief ins Leben eindringende Betrach¬ tungen. Von den Verfuͤhrungen des Teu¬ fels, dem der Suͤndenfall die Macht gegeben, die Menſchen zu verlocken, ſprach ich, und unwillkuͤhrlich fuͤhrte mich der Strom der Rede hinein in die Legende von den Elixie¬ ren, die ich wie eine ſinnreiche Allegorie dar¬ ſtellen wollte. Da fiel mein in der Kirche umherſchweifender Blick auf einen langen hageren Mann, der mir ſchraͤg uͤber auf eine Bank geſtiegen, ſich an einen Eckpfeiler lehn¬ te. Er hatte auf ſeltſame fremde Weiſe einen dunkelvioletten Mantel umgeworfen, und die uͤbereinander geſchlagenen Arme da¬ rin gewickelt. Sein Geſicht war leichenblaß, aber der Blick der großen ſchwarzen ſtieren Augen, fuhr wie ein gluͤhender Dolchſtich durch meine Bruſt. Mich durchbebte ein unheimliches grauenhaftes Gefuͤhl, ſchnell wandte ich mein Auge ab und ſprach, alle meine Kraft zuſammennehmend, weiter. Aber
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dem Leben des Heiligen, und knuͤpfte daran
fromme, tief ins Leben eindringende Betrach¬
tungen. Von den Verfuͤhrungen des Teu¬
fels, dem der Suͤndenfall die Macht gegeben,
die Menſchen zu verlocken, ſprach ich, und
unwillkuͤhrlich fuͤhrte mich der Strom der
Rede hinein in die Legende von den Elixie¬
ren, die ich wie eine ſinnreiche Allegorie dar¬
ſtellen wollte. Da fiel mein in der Kirche
umherſchweifender Blick auf einen langen
hageren Mann, der mir ſchraͤg uͤber auf eine
Bank geſtiegen, ſich an einen Eckpfeiler lehn¬
te. Er hatte auf ſeltſame fremde Weiſe
einen dunkelvioletten Mantel umgeworfen,
und die uͤbereinander geſchlagenen Arme da¬
rin gewickelt. Sein Geſicht war leichenblaß,
aber der Blick der großen ſchwarzen ſtieren
Augen, fuhr wie ein gluͤhender Dolchſtich
durch meine Bruſt. Mich durchbebte ein
unheimliches grauenhaftes Gefuͤhl, ſchnell
wandte ich mein Auge ab und ſprach, alle
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/79>, abgerufen am 21.11.2024.
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