um an heiliger Stätte meinen Vorwitz zu bereuen. Aber immer und immer verfolgte mich der Gedanke, daß nur durch den Genuß des wunderbaren Weins mein Geist sich er¬ laben und stärken könne. -- Das Betragen des Priors -- der Mönche -- die mich, wie einen geistig Erkrankten, mit gutgemeinter, aber niederbeugender Schonung behandelten, brachte mich zur Verzweiflung, und als Leo¬ nardus nun gar mich von den gewöhnlichen Andachtsübungen dispensirte, damit ich mei¬ ne Kräfte ganz sammeln solle, da beschloß ich, in schlafloser Nacht von tiefem Gram ge¬ foltert, auf den Tod alles zu wagen, um die verlorne geistige Kraft wieder zu gewinnen, oder unterzugehn.
Ich stand vom Lager auf, und schlich wie ein Gespenst, mit der Lampe, die ich bei dem Marienbilde auf dem Gange des Klo¬ sters angezündet, durch die Kirche nach der Re¬ liquienkammer. Von dem flackernden Scheine der Lampe beleuchtet, schienen die heiligen
um an heiliger Staͤtte meinen Vorwitz zu bereuen. Aber immer und immer verfolgte mich der Gedanke, daß nur durch den Genuß des wunderbaren Weins mein Geiſt ſich er¬ laben und ſtaͤrken koͤnne. — Das Betragen des Priors — der Moͤnche — die mich, wie einen geiſtig Erkrankten, mit gutgemeinter, aber niederbeugender Schonung behandelten, brachte mich zur Verzweiflung, und als Leo¬ nardus nun gar mich von den gewoͤhnlichen Andachtsuͤbungen dispenſirte, damit ich mei¬ ne Kraͤfte ganz ſammeln ſolle, da beſchloß ich, in ſchlafloſer Nacht von tiefem Gram ge¬ foltert, auf den Tod alles zu wagen, um die verlorne geiſtige Kraft wieder zu gewinnen, oder unterzugehn.
Ich ſtand vom Lager auf, und ſchlich wie ein Geſpenſt, mit der Lampe, die ich bei dem Marienbilde auf dem Gange des Klo¬ ſters angezuͤndet, durch die Kirche nach der Re¬ liquienkammer. Von dem flackernden Scheine der Lampe beleuchtet, ſchienen die heiligen
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um an heiliger Staͤtte meinen Vorwitz zu
bereuen. Aber immer und immer verfolgte
mich der Gedanke, daß nur durch den Genuß
des wunderbaren Weins mein Geiſt ſich er¬
laben und ſtaͤrken koͤnne. — Das Betragen
des Priors — der Moͤnche — die mich, wie
einen geiſtig Erkrankten, mit gutgemeinter,
aber niederbeugender Schonung behandelten,
brachte mich zur Verzweiflung, und als Leo¬
nardus nun gar mich von den gewoͤhnlichen
Andachtsuͤbungen dispenſirte, damit ich mei¬
ne Kraͤfte ganz ſammeln ſolle, da beſchloß
ich, in ſchlafloſer Nacht von tiefem Gram ge¬
foltert, auf den Tod alles zu wagen, um die
verlorne geiſtige Kraft wieder zu gewinnen,
oder unterzugehn.
Ich ſtand vom Lager auf, und ſchlich
wie ein Geſpenſt, mit der Lampe, die ich bei
dem Marienbilde auf dem Gange des Klo¬
ſters angezuͤndet, durch die Kirche nach der Re¬
liquienkammer. Von dem flackernden Scheine
der Lampe beleuchtet, ſchienen die heiligen
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/90>, abgerufen am 24.11.2024.
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