vielmehr Herr von Krezinski, Sie sind von Adel, ich fixire Sie bei Hofe auf eine Art, die Ihnen angenehm seyn soll. Sie heira¬ then Aurelien. -- In einigen Tagen feiern wir die Verlobung, ich selbst werde die Stelle des Brautvaters vertreten." -- Stumm, von den widersprechendsten Gefühlen zerris¬ sen stand ich da. -- "Adieu, Herr Leonard!" rief der Fürst und verschwand, mir freund¬ lich zuwinkend, aus dem Zimmer.
Aurelie mein Weib! -- Das Weib eines verbrecherischen Mönchs! Nein! so wollen es die dunklen Mächte nicht, mag auch über die Arme verhängt seyn, was da will! -- Dieser Gedanke erhob sich in mir, siegend über alles, was sich dagegen auflehnen moch¬ te. Irgend ein Entschluß, das fühlte ich, mußte auf der Stelle gefaßt werden, aber vergebens sann ich auf Mittel, mich schmerz¬ los von Aurelien zu trennen. Der Gedanke sie nicht wieder zu sehen, war mir unerträg¬ lich, aber daß sie mein Weib werden sollte,
vielmehr Herr von Krezinski, Sie ſind von Adel, ich fixire Sie bei Hofe auf eine Art, die Ihnen angenehm ſeyn ſoll. Sie heira¬ then Aurelien. — In einigen Tagen feiern wir die Verlobung, ich ſelbſt werde die Stelle des Brautvaters vertreten.“ — Stumm, von den widerſprechendſten Gefuͤhlen zerriſ¬ ſen ſtand ich da. — „Adieu, Herr Leonard!“ rief der Fuͤrſt und verſchwand, mir freund¬ lich zuwinkend, aus dem Zimmer.
Aurelie mein Weib! — Das Weib eines verbrecheriſchen Moͤnchs! Nein! ſo wollen es die dunklen Maͤchte nicht, mag auch uͤber die Arme verhaͤngt ſeyn, was da will! — Dieſer Gedanke erhob ſich in mir, ſiegend uͤber alles, was ſich dagegen auflehnen moch¬ te. Irgend ein Entſchluß, das fuͤhlte ich, mußte auf der Stelle gefaßt werden, aber vergebens ſann ich auf Mittel, mich ſchmerz¬ los von Aurelien zu trennen. Der Gedanke ſie nicht wieder zu ſehen, war mir unertraͤg¬ lich, aber daß ſie mein Weib werden ſollte,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0106"n="98"/>
vielmehr Herr von Krezinski, Sie ſind von<lb/>
Adel, ich fixire Sie bei Hofe auf eine Art,<lb/>
die Ihnen angenehm ſeyn ſoll. Sie heira¬<lb/>
then Aurelien. — In einigen Tagen feiern<lb/>
wir die Verlobung, ich ſelbſt werde die<lb/>
Stelle des Brautvaters vertreten.“— Stumm,<lb/>
von den widerſprechendſten Gefuͤhlen zerriſ¬<lb/>ſen ſtand ich da. —„Adieu, Herr Leonard!“<lb/>
rief der Fuͤrſt und verſchwand, mir freund¬<lb/>
lich zuwinkend, aus dem Zimmer.</p><lb/><p>Aurelie mein Weib! — Das Weib eines<lb/>
verbrecheriſchen Moͤnchs! Nein! ſo wollen<lb/>
es die dunklen Maͤchte nicht, mag auch uͤber<lb/>
die Arme verhaͤngt ſeyn, was da will! —<lb/>
Dieſer Gedanke erhob ſich in mir, ſiegend<lb/>
uͤber alles, was ſich dagegen auflehnen moch¬<lb/>
te. Irgend ein Entſchluß, das fuͤhlte ich,<lb/>
mußte auf der Stelle gefaßt werden, aber<lb/>
vergebens ſann ich auf Mittel, mich ſchmerz¬<lb/>
los von Aurelien zu trennen. Der Gedanke<lb/>ſie nicht wieder zu ſehen, war mir unertraͤg¬<lb/>
lich, aber daß ſie mein Weib werden ſollte,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[98/0106]
vielmehr Herr von Krezinski, Sie ſind von
Adel, ich fixire Sie bei Hofe auf eine Art,
die Ihnen angenehm ſeyn ſoll. Sie heira¬
then Aurelien. — In einigen Tagen feiern
wir die Verlobung, ich ſelbſt werde die
Stelle des Brautvaters vertreten.“ — Stumm,
von den widerſprechendſten Gefuͤhlen zerriſ¬
ſen ſtand ich da. — „Adieu, Herr Leonard!“
rief der Fuͤrſt und verſchwand, mir freund¬
lich zuwinkend, aus dem Zimmer.
Aurelie mein Weib! — Das Weib eines
verbrecheriſchen Moͤnchs! Nein! ſo wollen
es die dunklen Maͤchte nicht, mag auch uͤber
die Arme verhaͤngt ſeyn, was da will! —
Dieſer Gedanke erhob ſich in mir, ſiegend
uͤber alles, was ſich dagegen auflehnen moch¬
te. Irgend ein Entſchluß, das fuͤhlte ich,
mußte auf der Stelle gefaßt werden, aber
vergebens ſann ich auf Mittel, mich ſchmerz¬
los von Aurelien zu trennen. Der Gedanke
ſie nicht wieder zu ſehen, war mir unertraͤg¬
lich, aber daß ſie mein Weib werden ſollte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/106>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.