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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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das erfüllte mich mit einem mir selbst uner¬
klärlichen Abscheu. Deutlich ging in mir die
Ahnung auf, daß, wenn der verbrecherische
Mönch vor dem Altar des Herrn stehen
werde, um mit heiligen Gelübden freveliches
Spiel zu treiben, jenes fremden Mahlers
Gestalt, aber nicht milde tröstend wie im
Gefängniß, sondern Rache und Verderben
furchtbar verkündend, wie bei Francesko's
Trauung, erscheinen, und mich stürzen wer¬
de in namenlose Schmach, in zeitliches,
ewiges Elend. Aber dann vernahm ich tief
im Innern eine dunkle Stimme: "und doch
muß Aurelie dein seyn! Schwachsinniger
Thor, wie gedenkst du zu ändern das, was
über euch verhängt ist." Und dann rief es
wiederum: "Nieder -- nieder wirf dich in
den Staub! -- Verblendeter, du frevelst! --
nie kann sie dein werden; es ist die heilige
Rosalia selbst, die du zu umfangen gedenkst
in irrdischer Liebe." So im Zwiespalt grau¬
ser Mächte hin und hergetrieben, vermochte

das erfuͤllte mich mit einem mir ſelbſt uner¬
klaͤrlichen Abſcheu. Deutlich ging in mir die
Ahnung auf, daß, wenn der verbrecheriſche
Moͤnch vor dem Altar des Herrn ſtehen
werde, um mit heiligen Geluͤbden freveliches
Spiel zu treiben, jenes fremden Mahlers
Geſtalt, aber nicht milde troͤſtend wie im
Gefaͤngniß, ſondern Rache und Verderben
furchtbar verkuͤndend, wie bei Francesko's
Trauung, erſcheinen, und mich ſtuͤrzen wer¬
de in namenloſe Schmach, in zeitliches,
ewiges Elend. Aber dann vernahm ich tief
im Innern eine dunkle Stimme: „und doch
muß Aurelie dein ſeyn! Schwachſinniger
Thor, wie gedenkſt du zu aͤndern das, was
uͤber euch verhaͤngt iſt.“ Und dann rief es
wiederum: „Nieder — nieder wirf dich in
den Staub! — Verblendeter, du frevelſt! —
nie kann ſie dein werden; es iſt die heilige
Roſalia ſelbſt, die du zu umfangen gedenkſt
in irrdiſcher Liebe.“ So im Zwieſpalt grau¬
ſer Maͤchte hin und hergetrieben, vermochte

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[99/0107] das erfuͤllte mich mit einem mir ſelbſt uner¬ klaͤrlichen Abſcheu. Deutlich ging in mir die Ahnung auf, daß, wenn der verbrecheriſche Moͤnch vor dem Altar des Herrn ſtehen werde, um mit heiligen Geluͤbden freveliches Spiel zu treiben, jenes fremden Mahlers Geſtalt, aber nicht milde troͤſtend wie im Gefaͤngniß, ſondern Rache und Verderben furchtbar verkuͤndend, wie bei Francesko's Trauung, erſcheinen, und mich ſtuͤrzen wer¬ de in namenloſe Schmach, in zeitliches, ewiges Elend. Aber dann vernahm ich tief im Innern eine dunkle Stimme: „und doch muß Aurelie dein ſeyn! Schwachſinniger Thor, wie gedenkſt du zu aͤndern das, was uͤber euch verhaͤngt iſt.“ Und dann rief es wiederum: „Nieder — nieder wirf dich in den Staub! — Verblendeter, du frevelſt! — nie kann ſie dein werden; es iſt die heilige Roſalia ſelbſt, die du zu umfangen gedenkſt in irrdiſcher Liebe.“ So im Zwieſpalt grau¬ ſer Maͤchte hin und hergetrieben, vermochte

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/107>, abgerufen am 04.12.2024.