zwischen uns, als ich Dich zum erstenmale sah; wie mit kalten Todesschwingen wehte er mich an, als du so plötzlich eintratst in mein Zimmer auf dem Lustschloß der Fürstin. Wisse, so wie Du damals, kniete einst ne¬ ben mir ein verruchter Mönch, und wollte heiliges Gebet mißbrauchen zum gräßlichen Frevel. Er wurde, als er, wie ein wildes Thier listig auf seine Beute lauernd, mich umschlich, der Mörder meines Bruders! Ach und Du! ... Deine Züge? ... Deine Spra¬ che ... jenes Bild! laß mich schweigen, o laß mich schweigen." Aurelie bog sich zurück; in halbliegender Stellung lehnte sie, den Kopf auf die Hand gestüzt, in die Ecke des Sophas, üppiger traten die schwellenden Umrisse des jugendlichen Körpers hervor. Ich stand vor ihr, das lüsterne Au¬ ge schwelgte in dem unendlichen Liebreiz, aber mit der Lust kämpfte der teuflische Hohn, der in mir rief: Du Unglückselige, Du dem Satan erkaufte, bist du ihm denn
II. [ 8 ]
zwiſchen uns, als ich Dich zum erſtenmale ſah; wie mit kalten Todesſchwingen wehte er mich an, als du ſo ploͤtzlich eintratſt in mein Zimmer auf dem Luſtſchloß der Fuͤrſtin. Wiſſe, ſo wie Du damals, kniete einſt ne¬ ben mir ein verruchter Moͤnch, und wollte heiliges Gebet mißbrauchen zum graͤßlichen Frevel. Er wurde, als er, wie ein wildes Thier liſtig auf ſeine Beute lauernd, mich umſchlich, der Moͤrder meines Bruders! Ach und Du! ... Deine Zuͤge? ... Deine Spra¬ che ... jenes Bild! laß mich ſchweigen, o laß mich ſchweigen.“ Aurelie bog ſich zuruͤck; in halbliegender Stellung lehnte ſie, den Kopf auf die Hand geſtuͤzt, in die Ecke des Sophas, uͤppiger traten die ſchwellenden Umriſſe des jugendlichen Koͤrpers hervor. Ich ſtand vor ihr, das luͤſterne Au¬ ge ſchwelgte in dem unendlichen Liebreiz, aber mit der Luſt kaͤmpfte der teufliſche Hohn, der in mir rief: Du Ungluͤckſelige, Du dem Satan erkaufte, biſt du ihm denn
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zwiſchen uns, als ich Dich zum erſtenmale
ſah; wie mit kalten Todesſchwingen wehte
er mich an, als du ſo ploͤtzlich eintratſt in
mein Zimmer auf dem Luſtſchloß der Fuͤrſtin.
Wiſſe, ſo wie Du damals, kniete einſt ne¬
ben mir ein verruchter Moͤnch, und wollte
heiliges Gebet mißbrauchen zum graͤßlichen
Frevel. Er wurde, als er, wie ein wildes
Thier liſtig auf ſeine Beute lauernd, mich
umſchlich, der Moͤrder meines Bruders! Ach
und Du! ... Deine Zuͤge? ... Deine Spra¬
che ... jenes Bild! laß mich ſchweigen,
o laß mich ſchweigen.“ Aurelie bog ſich
zuruͤck; in halbliegender Stellung lehnte
ſie, den Kopf auf die Hand geſtuͤzt, in
die Ecke des Sophas, uͤppiger traten die
ſchwellenden Umriſſe des jugendlichen Koͤrpers
hervor. Ich ſtand vor ihr, das luͤſterne Au¬
ge ſchwelgte in dem unendlichen Liebreiz,
aber mit der Luſt kaͤmpfte der teufliſche
Hohn, der in mir rief: Du Ungluͤckſelige,
Du dem Satan erkaufte, biſt du ihm denn
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/121>, abgerufen am 04.12.2024.
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