Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

de ganz unheimlich zu Muthe, und vor Schreck
vermochte ich nicht zu fliehen, als ich wahr¬
nahm, daß ich eben in dem blauen Cabinet
mich befand, wo nach Hermogens Behaup¬
tung, die Mutter mit dem Teufel sprechen
sollte. Die Thüre ging auf, die Mutter
trat leichenblaß herein und vor eine leere
Wand hin. Sie rief mit dumpfer tief kla¬
gender Stimme: Francesko, Francesko! Da
rauschte und regte es sich hinter der Wand,
sie schob sich aus einander und das lebensgroße
Bild eines schönen, in einem violetten Man¬
tel wunderbar gekleideten Mannes wurde
sichtbar. Die Gestalt, das Gesicht dieses
Mannes machte einen unbeschreiblichen Ein¬
druck auf mich, ich jauchzte auf vor Freude;
die Mutter umblickend, wurde nun erst mich
gewahr und rief heftig: Was willst Du hier
Aurelie? -- wer hat Dich hieher gebracht? --
Die Mutter, sonst so sanft und gütig, war
erzürnter, als ich sie je gesehen. Ich glaub¬
te daran Schuld zu seyn. "Ach, stammelte

de ganz unheimlich zu Muthe, und vor Schreck
vermochte ich nicht zu fliehen, als ich wahr¬
nahm, daß ich eben in dem blauen Cabinet
mich befand, wo nach Hermogens Behaup¬
tung, die Mutter mit dem Teufel ſprechen
ſollte. Die Thuͤre ging auf, die Mutter
trat leichenblaß herein und vor eine leere
Wand hin. Sie rief mit dumpfer tief kla¬
gender Stimme: Francesko, Francesko! Da
rauſchte und regte es ſich hinter der Wand,
ſie ſchob ſich aus einander und das lebensgroße
Bild eines ſchoͤnen, in einem violetten Man¬
tel wunderbar gekleideten Mannes wurde
ſichtbar. Die Geſtalt, das Geſicht dieſes
Mannes machte einen unbeſchreiblichen Ein¬
druck auf mich, ich jauchzte auf vor Freude;
die Mutter umblickend, wurde nun erſt mich
gewahr und rief heftig: Was willſt Du hier
Aurelie? — wer hat Dich hieher gebracht? —
Die Mutter, ſonſt ſo ſanft und guͤtig, war
erzuͤrnter, als ich ſie je geſehen. Ich glaub¬
te daran Schuld zu ſeyn. „Ach, ſtammelte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0127" n="119"/>
de ganz unheimlich zu Muthe, und vor Schreck<lb/>
vermochte ich nicht zu fliehen, als ich wahr¬<lb/>
nahm, daß ich eben in dem blauen Cabinet<lb/>
mich befand, wo nach Hermogens Behaup¬<lb/>
tung, die Mutter mit dem Teufel &#x017F;prechen<lb/>
&#x017F;ollte. Die Thu&#x0364;re ging auf, die Mutter<lb/>
trat leichenblaß herein und vor eine leere<lb/>
Wand hin. Sie rief mit dumpfer tief kla¬<lb/>
gender Stimme: Francesko, Francesko! Da<lb/>
rau&#x017F;chte und regte es &#x017F;ich hinter der Wand,<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;chob &#x017F;ich aus einander und das lebensgroße<lb/>
Bild eines &#x017F;cho&#x0364;nen, in einem violetten Man¬<lb/>
tel wunderbar gekleideten Mannes wurde<lb/>
&#x017F;ichtbar. Die Ge&#x017F;talt, das Ge&#x017F;icht die&#x017F;es<lb/>
Mannes machte einen unbe&#x017F;chreiblichen Ein¬<lb/>
druck auf mich, ich jauchzte auf vor Freude;<lb/>
die Mutter umblickend, wurde nun er&#x017F;t mich<lb/>
gewahr und rief heftig: Was will&#x017F;t Du hier<lb/>
Aurelie? &#x2014; wer hat Dich hieher gebracht? &#x2014;<lb/>
Die Mutter, &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;anft und gu&#x0364;tig, war<lb/>
erzu&#x0364;rnter, als ich &#x017F;ie je ge&#x017F;ehen. Ich glaub¬<lb/>
te daran Schuld zu &#x017F;eyn. &#x201E;Ach, &#x017F;tammelte<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0127] de ganz unheimlich zu Muthe, und vor Schreck vermochte ich nicht zu fliehen, als ich wahr¬ nahm, daß ich eben in dem blauen Cabinet mich befand, wo nach Hermogens Behaup¬ tung, die Mutter mit dem Teufel ſprechen ſollte. Die Thuͤre ging auf, die Mutter trat leichenblaß herein und vor eine leere Wand hin. Sie rief mit dumpfer tief kla¬ gender Stimme: Francesko, Francesko! Da rauſchte und regte es ſich hinter der Wand, ſie ſchob ſich aus einander und das lebensgroße Bild eines ſchoͤnen, in einem violetten Man¬ tel wunderbar gekleideten Mannes wurde ſichtbar. Die Geſtalt, das Geſicht dieſes Mannes machte einen unbeſchreiblichen Ein¬ druck auf mich, ich jauchzte auf vor Freude; die Mutter umblickend, wurde nun erſt mich gewahr und rief heftig: Was willſt Du hier Aurelie? — wer hat Dich hieher gebracht? — Die Mutter, ſonſt ſo ſanft und guͤtig, war erzuͤrnter, als ich ſie je geſehen. Ich glaub¬ te daran Schuld zu ſeyn. „Ach, ſtammelte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/127
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/127>, abgerufen am 04.12.2024.