nichten zu lassen. In wenigen Tagen ver¬ schwand jedoch der Eindruck, den der Auf¬ tritt mit dem Bilde auf mich gemacht hatte, spurlos aus meinem Innern. -- Ich war schon vierzehn Jahr alt worden, und noch ein wildes, unbesonnenes Ding, so daß ich sonderbar genug gegen den ernsten feierlichen Hermogen abstach und der Vater oft sagte, daß wenn Hermogen mehr ein stilles Mädchen schie¬ ne, ich ein recht ausgelassener Knabe sey. Das sollte sich bald ändern. Hermogen fing an, mit Leidenschaft und Kraft ritterliche Uebun¬ gen zu treiben. Er lebte nur in Kampf und Schlacht, seine ganze Seele war davon erfüllt, und da es eben Krieg, geben sollte, lag er dem Vater an, ihn nur gleich Dien¬ ste nehmen zu lassen. Mich überfiel dagegen eben zu der Zeit eine solch unerklärliche Stimmung, die ich nicht zu deuten wußte, und die bald mein ganzes Wesen verstörte. Ein seltsames Uebelbefinden schien aus der Seele zu kommen, und alle Lebenspulse ge¬
nichten zu laſſen. In wenigen Tagen ver¬ ſchwand jedoch der Eindruck, den der Auf¬ tritt mit dem Bilde auf mich gemacht hatte, ſpurlos aus meinem Innern. — Ich war ſchon vierzehn Jahr alt worden, und noch ein wildes, unbeſonnenes Ding, ſo daß ich ſonderbar genug gegen den ernſten feierlichen Hermogen abſtach und der Vater oft ſagte, daß wenn Hermogen mehr ein ſtilles Maͤdchen ſchie¬ ne, ich ein recht ausgelaſſener Knabe ſey. Das ſollte ſich bald aͤndern. Hermogen fing an, mit Leidenſchaft und Kraft ritterliche Uebun¬ gen zu treiben. Er lebte nur in Kampf und Schlacht, ſeine ganze Seele war davon erfuͤllt, und da es eben Krieg, geben ſollte, lag er dem Vater an, ihn nur gleich Dien¬ ſte nehmen zu laſſen. Mich uͤberfiel dagegen eben zu der Zeit eine ſolch unerklaͤrliche Stimmung, die ich nicht zu deuten wußte, und die bald mein ganzes Weſen verſtoͤrte. Ein ſeltſames Uebelbefinden ſchien aus der Seele zu kommen, und alle Lebenspulſe ge¬
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nichten zu laſſen. In wenigen Tagen ver¬
ſchwand jedoch der Eindruck, den der Auf¬
tritt mit dem Bilde auf mich gemacht hatte,
ſpurlos aus meinem Innern. — Ich war
ſchon vierzehn Jahr alt worden, und noch
ein wildes, unbeſonnenes Ding, ſo daß ich
ſonderbar genug gegen den ernſten feierlichen
Hermogen abſtach und der Vater oft ſagte, daß
wenn Hermogen mehr ein ſtilles Maͤdchen ſchie¬
ne, ich ein recht ausgelaſſener Knabe ſey. Das
ſollte ſich bald aͤndern. Hermogen fing an,
mit Leidenſchaft und Kraft ritterliche Uebun¬
gen zu treiben. Er lebte nur in Kampf
und Schlacht, ſeine ganze Seele war davon
erfuͤllt, und da es eben Krieg, geben ſollte,
lag er dem Vater an, ihn nur gleich Dien¬
ſte nehmen zu laſſen. Mich uͤberfiel dagegen
eben zu der Zeit eine ſolch unerklaͤrliche
Stimmung, die ich nicht zu deuten wußte,
und die bald mein ganzes Weſen verſtoͤrte.
Ein ſeltſames Uebelbefinden ſchien aus der
Seele zu kommen, und alle Lebenspulſe ge¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/131>, abgerufen am 04.12.2024.
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