Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

schien. Doch fiel es mir oft seltsamlich auf,
daß er, statt meine Arbeit selbst zu loben,
immer nur sagte: "In der That ... das geht
gut ... ich habe mich nicht getäuscht! ...
wunderbar... wunderbar!" Ich durfte nur
zu gewissen Stunden in den Garten hinab,
wo ich manchmal grausig entstellte, todten¬
blasse, bis zum Geripp ausgetrocknete Men¬
schen, von barmherzigen Brüdern geleitet, er¬
blickte. Einmal begegnete mir, als ich
schon im Begriff stand, in das Haus zurück
zu kehren, ein langer, hagerer Mann, in ei¬
nem seltsamen erdgelben Mantel, der wurde
von zwei Geistlichen bei den Armen geführt,
und nach jedem Schritt machte er einen pos¬
sirlichen Sprung, und pfiff dazu mit durch¬
dringender Stimme. Erstaunt, blieb ich ste¬
hen, doch der Geistliche, der mich begleitete,
zog mich schnell fort, indem er sprach:
"Kommt, kommt, lieber Bruder Medardus!
das ist nichts für Euch."-- Um Gott, rief ich
aus: woher wißt Ihr meinen Nahmen? -- Die

Hef¬

ſchien. Doch fiel es mir oft ſeltſamlich auf,
daß er, ſtatt meine Arbeit ſelbſt zu loben,
immer nur ſagte: „In der That ... das geht
gut ... ich habe mich nicht getaͤuſcht! ...
wunderbar... wunderbar!“ Ich durfte nur
zu gewiſſen Stunden in den Garten hinab,
wo ich manchmal grauſig entſtellte, todten¬
blaſſe, bis zum Geripp ausgetrocknete Men¬
ſchen, von barmherzigen Bruͤdern geleitet, er¬
blickte. Einmal begegnete mir, als ich
ſchon im Begriff ſtand, in das Haus zuruͤck
zu kehren, ein langer, hagerer Mann, in ei¬
nem ſeltſamen erdgelben Mantel, der wurde
von zwei Geiſtlichen bei den Armen gefuͤhrt,
und nach jedem Schritt machte er einen poſ¬
ſirlichen Sprung, und pfiff dazu mit durch¬
dringender Stimme. Erſtaunt, blieb ich ſte¬
hen, doch der Geiſtliche, der mich begleitete,
zog mich ſchnell fort, indem er ſprach:
„Kommt, kommt, lieber Bruder Medardus!
das iſt nichts fuͤr Euch.“— Um Gott, rief ich
aus: woher wißt Ihr meinen Nahmen? — Die

Hef¬
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0168" n="160"/>
&#x017F;chien. Doch fiel es mir oft &#x017F;elt&#x017F;amlich auf,<lb/>
daß er, &#x017F;tatt meine Arbeit &#x017F;elb&#x017F;t zu loben,<lb/>
immer nur &#x017F;agte: &#x201E;In der That ... das geht<lb/>
gut ... ich habe mich nicht geta&#x0364;u&#x017F;cht! ...<lb/>
wunderbar... wunderbar!&#x201C; Ich durfte nur<lb/>
zu gewi&#x017F;&#x017F;en Stunden in den Garten hinab,<lb/>
wo ich manchmal grau&#x017F;ig ent&#x017F;tellte, todten¬<lb/>
bla&#x017F;&#x017F;e, bis zum Geripp ausgetrocknete Men¬<lb/>
&#x017F;chen, von barmherzigen Bru&#x0364;dern geleitet, er¬<lb/>
blickte. Einmal begegnete mir, als ich<lb/>
&#x017F;chon im Begriff &#x017F;tand, in das Haus zuru&#x0364;ck<lb/>
zu kehren, ein langer, hagerer Mann, in ei¬<lb/>
nem &#x017F;elt&#x017F;amen erdgelben Mantel, der wurde<lb/>
von zwei Gei&#x017F;tlichen bei den Armen gefu&#x0364;hrt,<lb/>
und nach jedem Schritt machte er einen po&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;irlichen Sprung, und pfiff dazu mit durch¬<lb/>
dringender Stimme. Er&#x017F;taunt, blieb ich &#x017F;te¬<lb/>
hen, doch der Gei&#x017F;tliche, der mich begleitete,<lb/>
zog mich &#x017F;chnell fort, indem er &#x017F;prach:<lb/>
&#x201E;Kommt, kommt, lieber Bruder Medardus!<lb/>
das i&#x017F;t nichts fu&#x0364;r Euch.&#x201C;&#x2014; Um Gott, rief ich<lb/>
aus: woher wißt Ihr meinen Nahmen? &#x2014; Die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hef¬<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0168] ſchien. Doch fiel es mir oft ſeltſamlich auf, daß er, ſtatt meine Arbeit ſelbſt zu loben, immer nur ſagte: „In der That ... das geht gut ... ich habe mich nicht getaͤuſcht! ... wunderbar... wunderbar!“ Ich durfte nur zu gewiſſen Stunden in den Garten hinab, wo ich manchmal grauſig entſtellte, todten¬ blaſſe, bis zum Geripp ausgetrocknete Men¬ ſchen, von barmherzigen Bruͤdern geleitet, er¬ blickte. Einmal begegnete mir, als ich ſchon im Begriff ſtand, in das Haus zuruͤck zu kehren, ein langer, hagerer Mann, in ei¬ nem ſeltſamen erdgelben Mantel, der wurde von zwei Geiſtlichen bei den Armen gefuͤhrt, und nach jedem Schritt machte er einen poſ¬ ſirlichen Sprung, und pfiff dazu mit durch¬ dringender Stimme. Erſtaunt, blieb ich ſte¬ hen, doch der Geiſtliche, der mich begleitete, zog mich ſchnell fort, indem er ſprach: „Kommt, kommt, lieber Bruder Medardus! das iſt nichts fuͤr Euch.“— Um Gott, rief ich aus: woher wißt Ihr meinen Nahmen? — Die Hef¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/168
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/168>, abgerufen am 04.12.2024.