die Vermuthung, daß ich deiner Flucht för¬ derlich gewesen war. Man wurde auf mich aufmerksam, man wollte mich ins Gefäng¬ niß setzen. Leicht war mir der Entschluß, dem elenden Leben das schon längst mich zu Boden gedrückt hatte, zu entfliehen. Ich be¬ schloß, nach Italien zu gehen, wo es Abba¬ tes und Frisuren giebt. Auf meinem Wege dahin sah ich Dich in der Residenz des Für¬ sten von *** Man sprach von Deiner Ver¬ mählung mit Aurelien und von der Hinrich¬ tung des Mönchs Medardus. Ich sah auch diesen Mönch -- Nun! -- dem sey wie ihm wolle, halte Dich nun einmal für den wahren Medardus. Ich stellte mich Dir in den Weg, Du bemerktest mich nicht, und ich verließ die Residenz, um meine Straße wei¬ ter zu verfolgen Nach langer Reise rüstete ich mich einst in frühster Morgendämmerung, den Wald zu durchwandern, der in düstrer Schwärze vor mir lag. Eben brachen die ersten Stralen der Morgensonne hervor,
die Vermuthung, daß ich deiner Flucht foͤr¬ derlich geweſen war. Man wurde auf mich aufmerkſam, man wollte mich ins Gefaͤng¬ niß ſetzen. Leicht war mir der Entſchluß, dem elenden Leben das ſchon laͤngſt mich zu Boden gedruͤckt hatte, zu entfliehen. Ich be¬ ſchloß, nach Italien zu gehen, wo es Abba¬ tes und Friſuren giebt. Auf meinem Wege dahin ſah ich Dich in der Reſidenz des Fuͤr¬ ſten von *** Man ſprach von Deiner Ver¬ maͤhlung mit Aurelien und von der Hinrich¬ tung des Moͤnchs Medardus. Ich ſah auch dieſen Moͤnch — Nun! — dem ſey wie ihm wolle, halte Dich nun einmal fuͤr den wahren Medardus. Ich ſtellte mich Dir in den Weg, Du bemerkteſt mich nicht, und ich verließ die Reſidenz, um meine Straße wei¬ ter zu verfolgen Nach langer Reiſe ruͤſtete ich mich einſt in fruͤhſter Morgendaͤmmerung, den Wald zu durchwandern, der in duͤſtrer Schwaͤrze vor mir lag. Eben brachen die erſten Stralen der Morgenſonne hervor,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0181"n="173"/>
die Vermuthung, daß <hirendition="#g">ich</hi> deiner Flucht foͤr¬<lb/>
derlich geweſen war. Man wurde auf mich<lb/>
aufmerkſam, man wollte mich ins Gefaͤng¬<lb/>
niß ſetzen. Leicht war mir der Entſchluß,<lb/>
dem elenden Leben das ſchon laͤngſt mich zu<lb/>
Boden gedruͤckt hatte, zu entfliehen. Ich be¬<lb/>ſchloß, nach Italien zu gehen, wo es Abba¬<lb/>
tes und Friſuren giebt. Auf meinem Wege<lb/>
dahin ſah ich Dich in der Reſidenz des Fuͤr¬<lb/>ſten von *** Man ſprach von Deiner Ver¬<lb/>
maͤhlung mit Aurelien und von der Hinrich¬<lb/>
tung des Moͤnchs Medardus. Ich ſah auch<lb/>
dieſen Moͤnch — Nun! — dem ſey wie ihm<lb/>
wolle, halte <hirendition="#g">Dich</hi> nun einmal fuͤr den<lb/>
wahren Medardus. Ich ſtellte mich Dir in<lb/>
den Weg, Du bemerkteſt mich nicht, und ich<lb/>
verließ die Reſidenz, um meine Straße wei¬<lb/>
ter zu verfolgen Nach langer Reiſe ruͤſtete<lb/>
ich mich einſt in fruͤhſter Morgendaͤmmerung,<lb/>
den Wald zu durchwandern, der in duͤſtrer<lb/>
Schwaͤrze vor mir lag. Eben brachen die<lb/>
erſten Stralen der Morgenſonne hervor,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[173/0181]
die Vermuthung, daß ich deiner Flucht foͤr¬
derlich geweſen war. Man wurde auf mich
aufmerkſam, man wollte mich ins Gefaͤng¬
niß ſetzen. Leicht war mir der Entſchluß,
dem elenden Leben das ſchon laͤngſt mich zu
Boden gedruͤckt hatte, zu entfliehen. Ich be¬
ſchloß, nach Italien zu gehen, wo es Abba¬
tes und Friſuren giebt. Auf meinem Wege
dahin ſah ich Dich in der Reſidenz des Fuͤr¬
ſten von *** Man ſprach von Deiner Ver¬
maͤhlung mit Aurelien und von der Hinrich¬
tung des Moͤnchs Medardus. Ich ſah auch
dieſen Moͤnch — Nun! — dem ſey wie ihm
wolle, halte Dich nun einmal fuͤr den
wahren Medardus. Ich ſtellte mich Dir in
den Weg, Du bemerkteſt mich nicht, und ich
verließ die Reſidenz, um meine Straße wei¬
ter zu verfolgen Nach langer Reiſe ruͤſtete
ich mich einſt in fruͤhſter Morgendaͤmmerung,
den Wald zu durchwandern, der in duͤſtrer
Schwaͤrze vor mir lag. Eben brachen die
erſten Stralen der Morgenſonne hervor,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/181>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.