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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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die Vermuthung, daß ich deiner Flucht för¬
derlich gewesen war. Man wurde auf mich
aufmerksam, man wollte mich ins Gefäng¬
niß setzen. Leicht war mir der Entschluß,
dem elenden Leben das schon längst mich zu
Boden gedrückt hatte, zu entfliehen. Ich be¬
schloß, nach Italien zu gehen, wo es Abba¬
tes und Frisuren giebt. Auf meinem Wege
dahin sah ich Dich in der Residenz des Für¬
sten von *** Man sprach von Deiner Ver¬
mählung mit Aurelien und von der Hinrich¬
tung des Mönchs Medardus. Ich sah auch
diesen Mönch -- Nun! -- dem sey wie ihm
wolle, halte Dich nun einmal für den
wahren Medardus. Ich stellte mich Dir in
den Weg, Du bemerktest mich nicht, und ich
verließ die Residenz, um meine Straße wei¬
ter zu verfolgen Nach langer Reise rüstete
ich mich einst in frühster Morgendämmerung,
den Wald zu durchwandern, der in düstrer
Schwärze vor mir lag. Eben brachen die
ersten Stralen der Morgensonne hervor,

die Vermuthung, daß ich deiner Flucht foͤr¬
derlich geweſen war. Man wurde auf mich
aufmerkſam, man wollte mich ins Gefaͤng¬
niß ſetzen. Leicht war mir der Entſchluß,
dem elenden Leben das ſchon laͤngſt mich zu
Boden gedruͤckt hatte, zu entfliehen. Ich be¬
ſchloß, nach Italien zu gehen, wo es Abba¬
tes und Friſuren giebt. Auf meinem Wege
dahin ſah ich Dich in der Reſidenz des Fuͤr¬
ſten von *** Man ſprach von Deiner Ver¬
maͤhlung mit Aurelien und von der Hinrich¬
tung des Moͤnchs Medardus. Ich ſah auch
dieſen Moͤnch — Nun! — dem ſey wie ihm
wolle, halte Dich nun einmal fuͤr den
wahren Medardus. Ich ſtellte mich Dir in
den Weg, Du bemerkteſt mich nicht, und ich
verließ die Reſidenz, um meine Straße wei¬
ter zu verfolgen Nach langer Reiſe ruͤſtete
ich mich einſt in fruͤhſter Morgendaͤmmerung,
den Wald zu durchwandern, der in duͤſtrer
Schwaͤrze vor mir lag. Eben brachen die
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[173/0181] die Vermuthung, daß ich deiner Flucht foͤr¬ derlich geweſen war. Man wurde auf mich aufmerkſam, man wollte mich ins Gefaͤng¬ niß ſetzen. Leicht war mir der Entſchluß, dem elenden Leben das ſchon laͤngſt mich zu Boden gedruͤckt hatte, zu entfliehen. Ich be¬ ſchloß, nach Italien zu gehen, wo es Abba¬ tes und Friſuren giebt. Auf meinem Wege dahin ſah ich Dich in der Reſidenz des Fuͤr¬ ſten von *** Man ſprach von Deiner Ver¬ maͤhlung mit Aurelien und von der Hinrich¬ tung des Moͤnchs Medardus. Ich ſah auch dieſen Moͤnch — Nun! — dem ſey wie ihm wolle, halte Dich nun einmal fuͤr den wahren Medardus. Ich ſtellte mich Dir in den Weg, Du bemerkteſt mich nicht, und ich verließ die Reſidenz, um meine Straße wei¬ ter zu verfolgen Nach langer Reiſe ruͤſtete ich mich einſt in fruͤhſter Morgendaͤmmerung, den Wald zu durchwandern, der in duͤſtrer Schwaͤrze vor mir lag. Eben brachen die erſten Stralen der Morgenſonne hervor,

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/181>, abgerufen am 04.12.2024.