die Beichte und vollständige Absolution konn¬ te sie nicht beruhigen. Wie eine himmli¬ sche Eingebung kam ihr nach langer Qual der Gedanke, daß sie alles ihrem Gemal ent¬ decken müsse. Unerachtet sie wohl sich des schweren Kampfes versah, den ihr das Ge¬ ständniß des von dem Bösewicht Paolo Fran¬ cesko verübten Frevels kosten würde, so ge¬ lobte sie sich doch feierlich, den schweren Schritt zu wagen, und sie hielt, was sie ge¬ lobt hatte. Mit Entsetzen vernahm Fürst Theodor die verruchte That, sein Inneres wurde heftig erschüttert, und der tiefe In¬ grimm schien selbst der schuldlosen Gemalin bedrohlich zu werden. So geschah es, daß sie einige Monate auf einem entfernten Schloß zubrachte; während der Zeit bekämpf¬ te der Fürst die bittern Empfindungen, die ihn quälten, und es kam so weit, daß er nicht allein versöhnt der Gemalin die Hand bot, sondern auch, ohne das sie es wußte, für Franzens Erziehung sorgte. Nach dem
die Beichte und vollſtaͤndige Abſolution konn¬ te ſie nicht beruhigen. Wie eine himmli¬ ſche Eingebung kam ihr nach langer Qual der Gedanke, daß ſie alles ihrem Gemal ent¬ decken muͤſſe. Unerachtet ſie wohl ſich des ſchweren Kampfes verſah, den ihr das Ge¬ ſtaͤndniß des von dem Boͤſewicht Paolo Fran¬ cesko veruͤbten Frevels koſten wuͤrde, ſo ge¬ lobte ſie ſich doch feierlich, den ſchweren Schritt zu wagen, und ſie hielt, was ſie ge¬ lobt hatte. Mit Entſetzen vernahm Fuͤrſt Theodor die verruchte That, ſein Inneres wurde heftig erſchuͤttert, und der tiefe In¬ grimm ſchien ſelbſt der ſchuldloſen Gemalin bedrohlich zu werden. So geſchah es, daß ſie einige Monate auf einem entfernten Schloß zubrachte; waͤhrend der Zeit bekaͤmpf¬ te der Fuͤrſt die bittern Empfindungen, die ihn quaͤlten, und es kam ſo weit, daß er nicht allein verſoͤhnt der Gemalin die Hand bot, ſondern auch, ohne das ſie es wußte, fuͤr Franzens Erziehung ſorgte. Nach dem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0247"n="239"/>
die Beichte und vollſtaͤndige Abſolution konn¬<lb/>
te ſie nicht beruhigen. Wie eine himmli¬<lb/>ſche Eingebung kam ihr nach langer Qual<lb/>
der Gedanke, daß ſie alles ihrem Gemal ent¬<lb/>
decken muͤſſe. Unerachtet ſie wohl ſich des<lb/>ſchweren Kampfes verſah, den ihr das Ge¬<lb/>ſtaͤndniß des von dem Boͤſewicht Paolo Fran¬<lb/>
cesko veruͤbten Frevels koſten wuͤrde, ſo ge¬<lb/>
lobte ſie ſich doch feierlich, den ſchweren<lb/>
Schritt zu wagen, und ſie hielt, was ſie ge¬<lb/>
lobt hatte. Mit Entſetzen vernahm Fuͤrſt<lb/>
Theodor die verruchte That, ſein Inneres<lb/>
wurde heftig erſchuͤttert, und der tiefe In¬<lb/>
grimm ſchien ſelbſt der ſchuldloſen Gemalin<lb/>
bedrohlich zu werden. So geſchah es, daß<lb/>ſie einige Monate auf einem entfernten<lb/>
Schloß zubrachte; waͤhrend der Zeit bekaͤmpf¬<lb/>
te der Fuͤrſt die bittern Empfindungen, die<lb/>
ihn quaͤlten, und es kam ſo weit, daß er<lb/>
nicht allein verſoͤhnt der Gemalin die Hand<lb/>
bot, ſondern auch, ohne das ſie es wußte,<lb/>
fuͤr Franzens Erziehung ſorgte. Nach dem<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[239/0247]
die Beichte und vollſtaͤndige Abſolution konn¬
te ſie nicht beruhigen. Wie eine himmli¬
ſche Eingebung kam ihr nach langer Qual
der Gedanke, daß ſie alles ihrem Gemal ent¬
decken muͤſſe. Unerachtet ſie wohl ſich des
ſchweren Kampfes verſah, den ihr das Ge¬
ſtaͤndniß des von dem Boͤſewicht Paolo Fran¬
cesko veruͤbten Frevels koſten wuͤrde, ſo ge¬
lobte ſie ſich doch feierlich, den ſchweren
Schritt zu wagen, und ſie hielt, was ſie ge¬
lobt hatte. Mit Entſetzen vernahm Fuͤrſt
Theodor die verruchte That, ſein Inneres
wurde heftig erſchuͤttert, und der tiefe In¬
grimm ſchien ſelbſt der ſchuldloſen Gemalin
bedrohlich zu werden. So geſchah es, daß
ſie einige Monate auf einem entfernten
Schloß zubrachte; waͤhrend der Zeit bekaͤmpf¬
te der Fuͤrſt die bittern Empfindungen, die
ihn quaͤlten, und es kam ſo weit, daß er
nicht allein verſoͤhnt der Gemalin die Hand
bot, ſondern auch, ohne das ſie es wußte,
fuͤr Franzens Erziehung ſorgte. Nach dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/247>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.