muß der Mord geschehen seyn, davon bin ich überzeugt, denn seht einmal, ehrwürdi¬ ger Herr! hier sitze ich einst, und schaue so in Gedanken da den holen Baum neben uns an. Mit einemmal ist es mir, als hinge ein Stück dunkelbraunes Tuch zur Spalte her¬ aus. Ich springe auf, ich gehe hin, und ziehe einen ganz neuen Capuzinerhabit her¬ aus. An dem einen Ermel klebte etwas Blut und in einem Zipfel war der Nahme Medar¬ dus hineingezeichnet. Ich dachte, arm wie ich bin, ein gutes Werk zu thun, wenn ich den Habit verkaufe und für das daraus gelö¬ ste Geld dem armen ehrwürdigen Herrn, der hier ermordet, ohne sich zum Tode vorzube¬ reiten und seine Rechnung zu machen, Mes¬ sen lesen ließe. So geschah es denn, daß ich das Kleid nach der Stadt trug, aber kein Trödler wollte es kaufen, und ein Capuzi¬ nerkloster gab es nicht am Orte; endlich kam ein Mann, seiner Kleidung nach wars wohl ein Jäger oder ein Förster, der sagte, er
muß der Mord geſchehen ſeyn, davon bin ich uͤberzeugt, denn ſeht einmal, ehrwuͤrdi¬ ger Herr! hier ſitze ich einſt, und ſchaue ſo in Gedanken da den holen Baum neben uns an. Mit einemmal iſt es mir, als hinge ein Stuͤck dunkelbraunes Tuch zur Spalte her¬ aus. Ich ſpringe auf, ich gehe hin, und ziehe einen ganz neuen Capuzinerhabit her¬ aus. An dem einen Ermel klebte etwas Blut und in einem Zipfel war der Nahme Medar¬ dus hineingezeichnet. Ich dachte, arm wie ich bin, ein gutes Werk zu thun, wenn ich den Habit verkaufe und fuͤr das daraus geloͤ¬ ſte Geld dem armen ehrwuͤrdigen Herrn, der hier ermordet, ohne ſich zum Tode vorzube¬ reiten und ſeine Rechnung zu machen, Meſ¬ ſen leſen ließe. So geſchah es denn, daß ich das Kleid nach der Stadt trug, aber kein Troͤdler wollte es kaufen, und ein Capuzi¬ nerkloſter gab es nicht am Orte; endlich kam ein Mann, ſeiner Kleidung nach wars wohl ein Jaͤger oder ein Foͤrſter, der ſagte, er
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muß der Mord geſchehen ſeyn, davon bin
ich uͤberzeugt, denn ſeht einmal, ehrwuͤrdi¬
ger Herr! hier ſitze ich einſt, und ſchaue ſo
in Gedanken da den holen Baum neben uns
an. Mit einemmal iſt es mir, als hinge ein
Stuͤck dunkelbraunes Tuch zur Spalte her¬
aus. Ich ſpringe auf, ich gehe hin, und
ziehe einen ganz neuen Capuzinerhabit her¬
aus. An dem einen Ermel klebte etwas Blut
und in einem Zipfel war der Nahme Medar¬
dus hineingezeichnet. Ich dachte, arm wie
ich bin, ein gutes Werk zu thun, wenn ich
den Habit verkaufe und fuͤr das daraus geloͤ¬
ſte Geld dem armen ehrwuͤrdigen Herrn, der
hier ermordet, ohne ſich zum Tode vorzube¬
reiten und ſeine Rechnung zu machen, Meſ¬
ſen leſen ließe. So geſchah es denn, daß
ich das Kleid nach der Stadt trug, aber kein
Troͤdler wollte es kaufen, und ein Capuzi¬
nerkloſter gab es nicht am Orte; endlich kam
ein Mann, ſeiner Kleidung nach wars wohl
ein Jaͤger oder ein Foͤrſter, der ſagte, er
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/310>, abgerufen am 24.11.2024.
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