Mit diesen Worten schlug ich meine Kutte aus einander und zeigte ihm den in den Zipfel gestickten Namen Medardus. Kaum hatte der Bauer den Namen erblickt, als er erbleichte und mich voll Entsetzen anstarrte. Dann sprang er jählings auf und lief laut schreiend in den Wald hinein. Es war klar, daß er mich für das umgehende Gespenst des ermordeten Medardus hielt, und vergeblich würde mein Bestreben gewesen seyn, ihm den Irrthum zu benehmen. -- Die Abgeschieden¬ heit, die Stille des Orts nur von dem dum¬ pfen Brausen des nicht fernen Waldstroms unterbrochen, war auch ganz dazu geeignet, grauenvolle Bilder aufzuregen; ich dachte an meinen gräßlichen Doppeltgänger, und, ange¬ steckt von dem Entsetzen des Bauers, fühlte ich mich im Innersten erbeben, da es mir war, als würde er aus diesem, aus jenem finstern Busch hervortreten. -- Mich erman¬ nend schritt ich weiter fort, und erst dann, als mich die grausige Idee des Gespenstes,
mei¬
Mit dieſen Worten ſchlug ich meine Kutte aus einander und zeigte ihm den in den Zipfel geſtickten Namen Medardus. Kaum hatte der Bauer den Namen erblickt, als er erbleichte und mich voll Entſetzen anſtarrte. Dann ſprang er jaͤhlings auf und lief laut ſchreiend in den Wald hinein. Es war klar, daß er mich fuͤr das umgehende Geſpenſt des ermordeten Medardus hielt, und vergeblich wuͤrde mein Beſtreben geweſen ſeyn, ihm den Irrthum zu benehmen. — Die Abgeſchieden¬ heit, die Stille des Orts nur von dem dum¬ pfen Brauſen des nicht fernen Waldſtroms unterbrochen, war auch ganz dazu geeignet, grauenvolle Bilder aufzuregen; ich dachte an meinen graͤßlichen Doppeltgaͤnger, und, ange¬ ſteckt von dem Entſetzen des Bauers, fuͤhlte ich mich im Innerſten erbeben, da es mir war, als wuͤrde er aus dieſem, aus jenem finſtern Buſch hervortreten. — Mich erman¬ nend ſchritt ich weiter fort, und erſt dann, als mich die grauſige Idee des Geſpenſtes,
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Mit dieſen Worten ſchlug ich meine Kutte
aus einander und zeigte ihm den in den
Zipfel geſtickten Namen Medardus. Kaum
hatte der Bauer den Namen erblickt, als er
erbleichte und mich voll Entſetzen anſtarrte.
Dann ſprang er jaͤhlings auf und lief laut
ſchreiend in den Wald hinein. Es war klar,
daß er mich fuͤr das umgehende Geſpenſt des
ermordeten Medardus hielt, und vergeblich
wuͤrde mein Beſtreben geweſen ſeyn, ihm den
Irrthum zu benehmen. — Die Abgeſchieden¬
heit, die Stille des Orts nur von dem dum¬
pfen Brauſen des nicht fernen Waldſtroms
unterbrochen, war auch ganz dazu geeignet,
grauenvolle Bilder aufzuregen; ich dachte an
meinen graͤßlichen Doppeltgaͤnger, und, ange¬
ſteckt von dem Entſetzen des Bauers, fuͤhlte
ich mich im Innerſten erbeben, da es mir
war, als wuͤrde er aus dieſem, aus jenem
finſtern Buſch hervortreten. — Mich erman¬
nend ſchritt ich weiter fort, und erſt dann,
als mich die grauſige Idee des Geſpenſtes,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/312>, abgerufen am 24.11.2024.
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