mit mir genommen, noch mit dem Capuzi¬ ner-Strick war! -- Ich hielt mich für verloren! -- Verzweifelnd rannte ich den Kerker auf und ab. Da war es, als flüsterte, als zischte es mir in die Ohren: Du Thor, was verzagst du? denkst du nicht an Vikto¬ rin? -- Laut rief ich: Ha! nicht verloren, ge¬ wonnen ist das Spiel. Es arbeitete und kochte in meinem Innern! -- Schon früher hatte ich daran gedacht, daß unter Euphe¬ miens Papieren sich wohl etwas gefunden haben müsse, was auf Viktorins Erscheinen auf dem Schlosse als Mönch hindeute. Da¬ rauf mich stützend, wollte ich auf irgend eine Weise ein Zusammentreffen mit Viktorin, ja selbst mit dem Medardus für den man mich hielt, vorgeben; jenes Abentheuer auf dem Schlosse, das so fürchterlich endete, als von Hörensagen erzählen, und mich selbst, mei¬ ne Aehnlichkeit mit jenen Beiden, auf unschäd¬ liche Weise geschickt hinein verflechten. Der kleinste Umstand mußte reiflich erwogen wer¬
mit mir genommen, noch mit dem Capuzi¬ ner-Strick war! — Ich hielt mich fuͤr verloren! — Verzweifelnd rannte ich den Kerker auf und ab. Da war es, als fluͤſterte, als ziſchte es mir in die Ohren: Du Thor, was verzagſt du? denkſt du nicht an Vikto¬ rin? — Laut rief ich: Ha! nicht verloren, ge¬ wonnen iſt das Spiel. Es arbeitete und kochte in meinem Innern! — Schon fruͤher hatte ich daran gedacht, daß unter Euphe¬ miens Papieren ſich wohl etwas gefunden haben muͤſſe, was auf Viktorins Erſcheinen auf dem Schloſſe als Moͤnch hindeute. Da¬ rauf mich ſtuͤtzend, wollte ich auf irgend eine Weiſe ein Zuſammentreffen mit Viktorin, ja ſelbſt mit dem Medardus fuͤr den man mich hielt, vorgeben; jenes Abentheuer auf dem Schloſſe, das ſo fuͤrchterlich endete, als von Hoͤrenſagen erzaͤhlen, und mich ſelbſt, mei¬ ne Aehnlichkeit mit jenen Beiden, auf unſchaͤd¬ liche Weiſe geſchickt hinein verflechten. Der kleinſte Umſtand mußte reiflich erwogen wer¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0059"n="51"/>
mit mir genommen, noch mit dem Capuzi¬<lb/>
ner-Strick war! — Ich hielt<lb/>
mich fuͤr verloren! — Verzweifelnd rannte ich<lb/>
den Kerker auf und ab. Da war es, als fluͤſterte,<lb/>
als ziſchte es mir in die Ohren: Du Thor,<lb/>
was verzagſt du? denkſt du nicht an Vikto¬<lb/>
rin? — Laut rief ich: Ha! nicht verloren, ge¬<lb/>
wonnen iſt das Spiel. Es arbeitete und<lb/>
kochte in meinem Innern! — Schon fruͤher<lb/>
hatte ich daran gedacht, daß unter Euphe¬<lb/>
miens Papieren ſich wohl etwas gefunden<lb/>
haben muͤſſe, was auf Viktorins Erſcheinen<lb/>
auf dem Schloſſe als Moͤnch hindeute. Da¬<lb/>
rauf mich ſtuͤtzend, wollte ich auf irgend eine<lb/>
Weiſe ein Zuſammentreffen mit Viktorin, ja<lb/>ſelbſt mit dem Medardus fuͤr den man mich<lb/>
hielt, vorgeben; jenes Abentheuer auf dem<lb/>
Schloſſe, das ſo fuͤrchterlich endete, als von<lb/>
Hoͤrenſagen erzaͤhlen, und mich ſelbſt, mei¬<lb/>
ne Aehnlichkeit mit jenen Beiden, auf unſchaͤd¬<lb/>
liche Weiſe geſchickt hinein verflechten. Der<lb/>
kleinſte Umſtand mußte reiflich erwogen wer¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[51/0059]
mit mir genommen, noch mit dem Capuzi¬
ner-Strick war! — Ich hielt
mich fuͤr verloren! — Verzweifelnd rannte ich
den Kerker auf und ab. Da war es, als fluͤſterte,
als ziſchte es mir in die Ohren: Du Thor,
was verzagſt du? denkſt du nicht an Vikto¬
rin? — Laut rief ich: Ha! nicht verloren, ge¬
wonnen iſt das Spiel. Es arbeitete und
kochte in meinem Innern! — Schon fruͤher
hatte ich daran gedacht, daß unter Euphe¬
miens Papieren ſich wohl etwas gefunden
haben muͤſſe, was auf Viktorins Erſcheinen
auf dem Schloſſe als Moͤnch hindeute. Da¬
rauf mich ſtuͤtzend, wollte ich auf irgend eine
Weiſe ein Zuſammentreffen mit Viktorin, ja
ſelbſt mit dem Medardus fuͤr den man mich
hielt, vorgeben; jenes Abentheuer auf dem
Schloſſe, das ſo fuͤrchterlich endete, als von
Hoͤrenſagen erzaͤhlen, und mich ſelbſt, mei¬
ne Aehnlichkeit mit jenen Beiden, auf unſchaͤd¬
liche Weiſe geſchickt hinein verflechten. Der
kleinſte Umſtand mußte reiflich erwogen wer¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/59>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.