wortete ich "Nein!" -- Und auch kein Geist¬ licher? -- frug der Richter weiter indem er die Augen niederschlug, wahrscheinlich um mir den Blick des Inquisitors zu ersparen. Es wallte auf in meinem Innern. -- So hören Sie denn, fuhr ich heraus -- "Still, "unterbrach mich der Richter: was ich gleich "anfangs geglaubt und noch glaube, bestätigt "sich. Ich sehe, daß hier räthselhafte Um¬ "stände walten, und daß Sie selbst mit ge¬ "wissen Personen des Hofes in ein geheim¬ "nißvolles Spiel des Schicksals verflochten "sind. Es ist nicht mehr meines Berufs, tie¬ "fer einzudringen, und ich würde es für un¬ "ziemlichen Vorwitz halten, Ihnen irgend et¬ "was über Ihre Person, über Ihre wahr¬ "scheinlich ganz eigne Lebensverhältnisse ent¬ "locken zu wollen! -- Doch, wie wäre es, "wenn Sie, Sich losreißend von allem "Ihrer Ruhe Bedrohlichem, den Ort verlie¬ "ßen. Nach dem, was geschehen, kann Ih¬ "nen ohnedies der Aufenthalt hier nicht
wortete ich „Nein!“ — Und auch kein Geiſt¬ licher? — frug der Richter weiter indem er die Augen niederſchlug, wahrſcheinlich um mir den Blick des Inquiſitors zu erſparen. Es wallte auf in meinem Innern. — So hoͤren Sie denn, fuhr ich heraus — „Still, „unterbrach mich der Richter: was ich gleich „anfangs geglaubt und noch glaube, beſtaͤtigt „ſich. Ich ſehe, daß hier raͤthſelhafte Um¬ „ſtaͤnde walten, und daß Sie ſelbſt mit ge¬ „wiſſen Perſonen des Hofes in ein geheim¬ „nißvolles Spiel des Schickſals verflochten „ſind. Es iſt nicht mehr meines Berufs, tie¬ „fer einzudringen, und ich wuͤrde es fuͤr un¬ „ziemlichen Vorwitz halten, Ihnen irgend et¬ „was uͤber Ihre Perſon, uͤber Ihre wahr¬ „ſcheinlich ganz eigne Lebensverhaͤltniſſe ent¬ „locken zu wollen! — Doch, wie waͤre es, „wenn Sie, Sich losreißend von allem „Ihrer Ruhe Bedrohlichem, den Ort verlie¬ „ßen. Nach dem, was geſchehen, kann Ih¬ „nen ohnedies der Aufenthalt hier nicht
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wortete ich „Nein!“ — Und auch kein Geiſt¬
licher? — frug der Richter weiter indem er
die Augen niederſchlug, wahrſcheinlich um
mir den Blick des Inquiſitors zu erſparen.
Es wallte auf in meinem Innern. — So
hoͤren Sie denn, fuhr ich heraus — „Still,
„unterbrach mich der Richter: was ich gleich
„anfangs geglaubt und noch glaube, beſtaͤtigt
„ſich. Ich ſehe, daß hier raͤthſelhafte Um¬
„ſtaͤnde walten, und daß Sie ſelbſt mit ge¬
„wiſſen Perſonen des Hofes in ein geheim¬
„nißvolles Spiel des Schickſals verflochten
„ſind. Es iſt nicht mehr meines Berufs, tie¬
„fer einzudringen, und ich wuͤrde es fuͤr un¬
„ziemlichen Vorwitz halten, Ihnen irgend et¬
„was uͤber Ihre Perſon, uͤber Ihre wahr¬
„ſcheinlich ganz eigne Lebensverhaͤltniſſe ent¬
„locken zu wollen! — Doch, wie waͤre es,
„wenn Sie, Sich losreißend von allem
„Ihrer Ruhe Bedrohlichem, den Ort verlie¬
„ßen. Nach dem, was geſchehen, kann Ih¬
„nen ohnedies der Aufenthalt hier nicht
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/77>, abgerufen am 11.12.2024.
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