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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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wortete ich "Nein!" -- Und auch kein Geist¬
licher? -- frug der Richter weiter indem er
die Augen niederschlug, wahrscheinlich um
mir den Blick des Inquisitors zu ersparen.
Es wallte auf in meinem Innern. -- So
hören Sie denn, fuhr ich heraus -- "Still,
"unterbrach mich der Richter: was ich gleich
"anfangs geglaubt und noch glaube, bestätigt
"sich. Ich sehe, daß hier räthselhafte Um¬
"stände walten, und daß Sie selbst mit ge¬
"wissen Personen des Hofes in ein geheim¬
"nißvolles Spiel des Schicksals verflochten
"sind. Es ist nicht mehr meines Berufs, tie¬
"fer einzudringen, und ich würde es für un¬
"ziemlichen Vorwitz halten, Ihnen irgend et¬
"was über Ihre Person, über Ihre wahr¬
"scheinlich ganz eigne Lebensverhältnisse ent¬
"locken zu wollen! -- Doch, wie wäre es,
"wenn Sie, Sich losreißend von allem
"Ihrer Ruhe Bedrohlichem, den Ort verlie¬
"ßen. Nach dem, was geschehen, kann Ih¬
"nen ohnedies der Aufenthalt hier nicht

wortete ich „Nein!“ — Und auch kein Geiſt¬
licher? — frug der Richter weiter indem er
die Augen niederſchlug, wahrſcheinlich um
mir den Blick des Inquiſitors zu erſparen.
Es wallte auf in meinem Innern. — So
hoͤren Sie denn, fuhr ich heraus — „Still,
„unterbrach mich der Richter: was ich gleich
„anfangs geglaubt und noch glaube, beſtaͤtigt
„ſich. Ich ſehe, daß hier raͤthſelhafte Um¬
„ſtaͤnde walten, und daß Sie ſelbſt mit ge¬
„wiſſen Perſonen des Hofes in ein geheim¬
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„fer einzudringen, und ich wuͤrde es fuͤr un¬
„ziemlichen Vorwitz halten, Ihnen irgend et¬
„was uͤber Ihre Perſon, uͤber Ihre wahr¬
„ſcheinlich ganz eigne Lebensverhaͤltniſſe ent¬
„locken zu wollen! — Doch, wie waͤre es,
„wenn Sie, Sich losreißend von allem
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[69/0077] wortete ich „Nein!“ — Und auch kein Geiſt¬ licher? — frug der Richter weiter indem er die Augen niederſchlug, wahrſcheinlich um mir den Blick des Inquiſitors zu erſparen. Es wallte auf in meinem Innern. — So hoͤren Sie denn, fuhr ich heraus — „Still, „unterbrach mich der Richter: was ich gleich „anfangs geglaubt und noch glaube, beſtaͤtigt „ſich. Ich ſehe, daß hier raͤthſelhafte Um¬ „ſtaͤnde walten, und daß Sie ſelbſt mit ge¬ „wiſſen Perſonen des Hofes in ein geheim¬ „nißvolles Spiel des Schickſals verflochten „ſind. Es iſt nicht mehr meines Berufs, tie¬ „fer einzudringen, und ich wuͤrde es fuͤr un¬ „ziemlichen Vorwitz halten, Ihnen irgend et¬ „was uͤber Ihre Perſon, uͤber Ihre wahr¬ „ſcheinlich ganz eigne Lebensverhaͤltniſſe ent¬ „locken zu wollen! — Doch, wie waͤre es, „wenn Sie, Sich losreißend von allem „Ihrer Ruhe Bedrohlichem, den Ort verlie¬ „ßen. Nach dem, was geſchehen, kann Ih¬ „nen ohnedies der Aufenthalt hier nicht

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/77>, abgerufen am 11.12.2024.