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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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"wohlthun." -- So wie der Richter dieses
sprach, war es, als flöhen alle finstre
Schatten, die sich drückend über mich gelegt
hatten, schnell von hinnen. Das Leben war
wieder gewonnen, und die Lebenslust stieg
durch Nerv und Adern glühend in mir auf.
Aurelie! sie dachte ich wieder, und ich sollte
jetzt fort von dem Orte, fort von ihr? --
Tief seufzte ich auf: "Und sie verlassen?" --
Der Richter blickte mich im höchsten Erstau¬
nen an, und sagte dann schnell: "Ach! jetzt
glaube ich klar zu sehen! Der Himmel gebe,
Herr Leonard! daß eine sehr schlimme Ah¬
nung, die mir eben jetzt recht deutlich wird,
nicht in Erfüllung gehen möge." -- Alles hat¬
te sich in meinem Innern anders gestaltet.
Hin war alle Reue und wohl mochte es bei¬
nahe frevelnde Frechheit seyn, daß ich den Rich¬
ter mit erheuchelter Ruhe frug: "Und Sie hal¬
ten mich doch für schuldig?" -- "Erlauben Sie,
mein Herr! erwiederte der Richter sehr ernst:
daß ich meine Ueberzeugungen, die doch nur

„wohlthun.“ — So wie der Richter dieſes
ſprach, war es, als floͤhen alle finſtre
Schatten, die ſich druͤckend uͤber mich gelegt
hatten, ſchnell von hinnen. Das Leben war
wieder gewonnen, und die Lebensluſt ſtieg
durch Nerv und Adern gluͤhend in mir auf.
Aurelie! ſie dachte ich wieder, und ich ſollte
jetzt fort von dem Orte, fort von ihr? —
Tief ſeufzte ich auf: „Und ſie verlaſſen?“ —
Der Richter blickte mich im hoͤchſten Erſtau¬
nen an, und ſagte dann ſchnell: „Ach! jetzt
glaube ich klar zu ſehen! Der Himmel gebe,
Herr Leonard! daß eine ſehr ſchlimme Ah¬
nung, die mir eben jetzt recht deutlich wird,
nicht in Erfuͤllung gehen moͤge.“ — Alles hat¬
te ſich in meinem Innern anders geſtaltet.
Hin war alle Reue und wohl mochte es bei¬
nahe frevelnde Frechheit ſeyn, daß ich den Rich¬
ter mit erheuchelter Ruhe frug: „Und Sie hal¬
ten mich doch fuͤr ſchuldig?“ — „Erlauben Sie,
mein Herr! erwiederte der Richter ſehr ernſt:
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[70/0078] „wohlthun.“ — So wie der Richter dieſes ſprach, war es, als floͤhen alle finſtre Schatten, die ſich druͤckend uͤber mich gelegt hatten, ſchnell von hinnen. Das Leben war wieder gewonnen, und die Lebensluſt ſtieg durch Nerv und Adern gluͤhend in mir auf. Aurelie! ſie dachte ich wieder, und ich ſollte jetzt fort von dem Orte, fort von ihr? — Tief ſeufzte ich auf: „Und ſie verlaſſen?“ — Der Richter blickte mich im hoͤchſten Erſtau¬ nen an, und ſagte dann ſchnell: „Ach! jetzt glaube ich klar zu ſehen! Der Himmel gebe, Herr Leonard! daß eine ſehr ſchlimme Ah¬ nung, die mir eben jetzt recht deutlich wird, nicht in Erfuͤllung gehen moͤge.“ — Alles hat¬ te ſich in meinem Innern anders geſtaltet. Hin war alle Reue und wohl mochte es bei¬ nahe frevelnde Frechheit ſeyn, daß ich den Rich¬ ter mit erheuchelter Ruhe frug: „Und Sie hal¬ ten mich doch fuͤr ſchuldig?“ — „Erlauben Sie, mein Herr! erwiederte der Richter ſehr ernſt: daß ich meine Ueberzeugungen, die doch nur

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/78>, abgerufen am 04.12.2024.