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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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für seinen Doppeltgänger, dessen Erscheinung
ihm den Tod verkünde. -- Er stammelte --
stotterte Bekenntnisse her -- unwillkürlich
übermannte mich, von der Reise ermüdet,
der Schlaf; es war mir, als spreche der
Mönch nun ruhig und gefaßt weiter, und
ich weiß in der That jetzt nicht, wo und
wie der Traum eintrat. Es dünkt mich,
daß der Mönch behauptete, nicht er habe
Euphemie und Hermogen getödtet, sondern
beider Mörder, sey der Graf Viktorin --

"Sonderbar, höchst sonderbar, aber wa¬
rum verschwiegen Sie das Alles dem Rich¬
ter?"

Wie konnte ich hoffen, daß der Richter
auch nur einiges Gewicht auf eine Erzählung
legen werde, die ihm ganz abentheuerlich
klingen mußte. Darf denn überhaupt ein
erleuchtetes Criminalgericht an das Wunder¬
bare glauben?

"Wenigstens hätten Sie aber doch gleich
ahnen, daß man Sie mit dem wahnsinnigen

fuͤr ſeinen Doppeltgaͤnger, deſſen Erſcheinung
ihm den Tod verkuͤnde. — Er ſtammelte —
ſtotterte Bekenntniſſe her — unwillkuͤrlich
uͤbermannte mich, von der Reiſe ermuͤdet,
der Schlaf; es war mir, als ſpreche der
Moͤnch nun ruhig und gefaßt weiter, und
ich weiß in der That jetzt nicht, wo und
wie der Traum eintrat. Es duͤnkt mich,
daß der Moͤnch behauptete, nicht er habe
Euphemie und Hermogen getoͤdtet, ſondern
beider Moͤrder, ſey der Graf Viktorin —

„Sonderbar, hoͤchſt ſonderbar, aber wa¬
rum verſchwiegen Sie das Alles dem Rich¬
ter?“

Wie konnte ich hoffen, daß der Richter
auch nur einiges Gewicht auf eine Erzaͤhlung
legen werde, die ihm ganz abentheuerlich
klingen mußte. Darf denn uͤberhaupt ein
erleuchtetes Criminalgericht an das Wunder¬
bare glauben?

„Wenigſtens haͤtten Sie aber doch gleich
ahnen, daß man Sie mit dem wahnſinnigen

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[76/0084] fuͤr ſeinen Doppeltgaͤnger, deſſen Erſcheinung ihm den Tod verkuͤnde. — Er ſtammelte — ſtotterte Bekenntniſſe her — unwillkuͤrlich uͤbermannte mich, von der Reiſe ermuͤdet, der Schlaf; es war mir, als ſpreche der Moͤnch nun ruhig und gefaßt weiter, und ich weiß in der That jetzt nicht, wo und wie der Traum eintrat. Es duͤnkt mich, daß der Moͤnch behauptete, nicht er habe Euphemie und Hermogen getoͤdtet, ſondern beider Moͤrder, ſey der Graf Viktorin — „Sonderbar, hoͤchſt ſonderbar, aber wa¬ rum verſchwiegen Sie das Alles dem Rich¬ ter?“ Wie konnte ich hoffen, daß der Richter auch nur einiges Gewicht auf eine Erzaͤhlung legen werde, die ihm ganz abentheuerlich klingen mußte. Darf denn uͤberhaupt ein erleuchtetes Criminalgericht an das Wunder¬ bare glauben? „Wenigſtens haͤtten Sie aber doch gleich ahnen, daß man Sie mit dem wahnſinnigen

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/84>, abgerufen am 11.12.2024.