Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.Endlich gerieth eine Frau Pathe auf den glück¬ Dieser Ausspruch tröstete gar sehr den alten Herrn Längst war nämlich die Zeit vorüber, in der die Endlich gerieth eine Frau Pathe auf den glück¬ Dieſer Ausſpruch tröſtete gar ſehr den alten Herrn Längſt war nämlich die Zeit vorüber, in der die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0019" n="14"/> <p>Endlich gerieth eine Frau Pathe auf den glück¬<lb/> lichen Gedanken, dem kleinen Peregrinus einen ſehr<lb/> bunten und im Grunde genommen, häßlichen Har¬<lb/> lekin mitzubringen. Des Kindes Augen belebten ſich<lb/> auf wunderbare Art, der Mund verzog ſich zum ſanf¬<lb/> ten Lächeln, es griff nach der Puppe, und drückte ſie<lb/> zärtlich an ſich, als man ſie ihm gab. Dann ſchaute<lb/> der Knabe wieder das bunte Männlein an, mit ſol¬<lb/> chen klugen beredten Blicken, daß es ſchien, als ſey<lb/> plötzlich Empfindung und Verſtand in ihm erwacht,<lb/> und zwar zu höherer Lebendigkeit, als es wohl bei<lb/> Kindern des Alters gewöhnlich. »Der iſt zu klug,»<lb/> ſprach die Frau Pathe, »den werdet ihr nicht erhal¬<lb/> »ten! — Betrachtet doch nur einmal ſeine Augen,<lb/> »der denkt ſchon viel mehr, als er ſoll!»</p><lb/> <p>Dieſer Ausſpruch tröſtete gar ſehr den alten Herrn<lb/> Tyß, der ſich ſchon einigermaßen darin gefunden, daß<lb/> er nach vielen Jahren vergeblicher Hoffnung, einen<lb/> Einfaltspinſel erzielt, doch bald kam er in neue Sorge.</p><lb/> <p>Längſt war nämlich die Zeit vorüber, in der die<lb/> Kinder gewöhnlich zu ſprechen beginnen, und noch<lb/> hatte Peregrinus keinen Laut von ſich gegeben. Man<lb/> würde ihn für taubſtumm gehalten haben, hätte er<lb/> nicht manchmal den, der zu ihm ſprach, mit ſolchem<lb/> aufmerkſamen Blick angeſchaut, ja durch freudige durch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0019]
Endlich gerieth eine Frau Pathe auf den glück¬
lichen Gedanken, dem kleinen Peregrinus einen ſehr
bunten und im Grunde genommen, häßlichen Har¬
lekin mitzubringen. Des Kindes Augen belebten ſich
auf wunderbare Art, der Mund verzog ſich zum ſanf¬
ten Lächeln, es griff nach der Puppe, und drückte ſie
zärtlich an ſich, als man ſie ihm gab. Dann ſchaute
der Knabe wieder das bunte Männlein an, mit ſol¬
chen klugen beredten Blicken, daß es ſchien, als ſey
plötzlich Empfindung und Verſtand in ihm erwacht,
und zwar zu höherer Lebendigkeit, als es wohl bei
Kindern des Alters gewöhnlich. »Der iſt zu klug,»
ſprach die Frau Pathe, »den werdet ihr nicht erhal¬
»ten! — Betrachtet doch nur einmal ſeine Augen,
»der denkt ſchon viel mehr, als er ſoll!»
Dieſer Ausſpruch tröſtete gar ſehr den alten Herrn
Tyß, der ſich ſchon einigermaßen darin gefunden, daß
er nach vielen Jahren vergeblicher Hoffnung, einen
Einfaltspinſel erzielt, doch bald kam er in neue Sorge.
Längſt war nämlich die Zeit vorüber, in der die
Kinder gewöhnlich zu ſprechen beginnen, und noch
hatte Peregrinus keinen Laut von ſich gegeben. Man
würde ihn für taubſtumm gehalten haben, hätte er
nicht manchmal den, der zu ihm ſprach, mit ſolchem
aufmerkſamen Blick angeſchaut, ja durch freudige durch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |