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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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traurige Mienen seinen Antheil zu erkennen gegeben,
daß gar nicht daran zu zweifeln, wie er nicht allein
hörte, sondern auch alles verstand. -- In nicht gerin¬
ges Erstaunen gerieth indessen die Mutter, als sie be¬
stätigt fand was ihr die Wärterin gesagt. -- Zur
Nachtzeit, wenn der Knabe im Bette lag und sich un¬
behorcht glaubte, sprach er für sich einzelne Wörter,
ja ganze Redensarten und zwar so wenig Kauderwelsch,
daß man schon eine lange Uebung voraussetzen konnte.
Der Himmel hat den Frauen einen ganz besondern
sichern Tackt verliehen, die menschliche Natur, wie sie
sich im Aufkeimen bald auf diese, bald auf jene Weise
entwickelt, richtig aufzufassen, weshalb sie auch we¬
nigstens für die ersten Jahre des Kindes in der Regel
bei weitem die besten Erzieherinnen sind. Diesem
Tackt gemäß war auch Frau Tyß weit entfernt, dem
Knaben ihre Beobachtung merken zu lassen und ihn
zum Sprechen zwingen zu wollen, vielmehr wußte sie
es auf andere geschickte Weise dahin zu bringen, daß
er von selbst das schöne Talent des Sprechens nicht
mehr verborgen hielt, sondern leuchten ließ vor der
Welt und zu Aller Verwunderung, zwar langsam aber
deutlich sich vernehmen ließ. Doch zeigte er gegen das
Sprechen stets einigen Widerwillen und hatte es am
liebsten, wenn man ihn still für sich allein ließ. --

traurige Mienen ſeinen Antheil zu erkennen gegeben,
daß gar nicht daran zu zweifeln, wie er nicht allein
hörte, ſondern auch alles verſtand. — In nicht gerin¬
ges Erſtaunen gerieth indeſſen die Mutter, als ſie be¬
ſtätigt fand was ihr die Wärterin geſagt. — Zur
Nachtzeit, wenn der Knabe im Bette lag und ſich un¬
behorcht glaubte, ſprach er für ſich einzelne Wörter,
ja ganze Redensarten und zwar ſo wenig Kauderwelſch,
daß man ſchon eine lange Uebung vorausſetzen konnte.
Der Himmel hat den Frauen einen ganz beſondern
ſichern Tackt verliehen, die menſchliche Natur, wie ſie
ſich im Aufkeimen bald auf dieſe, bald auf jene Weiſe
entwickelt, richtig aufzufaſſen, weshalb ſie auch we¬
nigſtens für die erſten Jahre des Kindes in der Regel
bei weitem die beſten Erzieherinnen ſind. Dieſem
Tackt gemäß war auch Frau Tyß weit entfernt, dem
Knaben ihre Beobachtung merken zu laſſen und ihn
zum Sprechen zwingen zu wollen, vielmehr wußte ſie
es auf andere geſchickte Weiſe dahin zu bringen, daß
er von ſelbſt das ſchöne Talent des Sprechens nicht
mehr verborgen hielt, ſondern leuchten ließ vor der
Welt und zu Aller Verwunderung, zwar langſam aber
deutlich ſich vernehmen ließ. Doch zeigte er gegen das
Sprechen ſtets einigen Widerwillen und hatte es am
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[15/0020] traurige Mienen ſeinen Antheil zu erkennen gegeben, daß gar nicht daran zu zweifeln, wie er nicht allein hörte, ſondern auch alles verſtand. — In nicht gerin¬ ges Erſtaunen gerieth indeſſen die Mutter, als ſie be¬ ſtätigt fand was ihr die Wärterin geſagt. — Zur Nachtzeit, wenn der Knabe im Bette lag und ſich un¬ behorcht glaubte, ſprach er für ſich einzelne Wörter, ja ganze Redensarten und zwar ſo wenig Kauderwelſch, daß man ſchon eine lange Uebung vorausſetzen konnte. Der Himmel hat den Frauen einen ganz beſondern ſichern Tackt verliehen, die menſchliche Natur, wie ſie ſich im Aufkeimen bald auf dieſe, bald auf jene Weiſe entwickelt, richtig aufzufaſſen, weshalb ſie auch we¬ nigſtens für die erſten Jahre des Kindes in der Regel bei weitem die beſten Erzieherinnen ſind. Dieſem Tackt gemäß war auch Frau Tyß weit entfernt, dem Knaben ihre Beobachtung merken zu laſſen und ihn zum Sprechen zwingen zu wollen, vielmehr wußte ſie es auf andere geſchickte Weiſe dahin zu bringen, daß er von ſelbſt das ſchöne Talent des Sprechens nicht mehr verborgen hielt, ſondern leuchten ließ vor der Welt und zu Aller Verwunderung, zwar langſam aber deutlich ſich vernehmen ließ. Doch zeigte er gegen das Sprechen ſtets einigen Widerwillen und hatte es am liebſten, wenn man ihn ſtill für ſich allein ließ. —

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/20>, abgerufen am 21.11.2024.