Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.Menschen und auch wohl gar der Weiber verschaffen Schnell griff er nach dem verhängnißvollen Ge¬ Er blickte auf, und das reine Himmelsazur der Da war es ihm, als durchzucke ihn ein jäher Wie? sprach er zu sich selbst, in das himmel¬ Er hatte mit Hast das Schächtelchen in sei¬ Menſchen und auch wohl gar der Weiber verſchaffen Schnell griff er nach dem verhängnißvollen Ge¬ Er blickte auf, und das reine Himmelsazur der Da war es ihm, als durchzucke ihn ein jäher Wie? ſprach er zu ſich ſelbſt, in das himmel¬ Er hatte mit Haſt das Schächtelchen in ſei¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0247" n="242"/> Menſchen und auch wohl gar der Weiber verſchaffen<lb/> könne; und dieſe, die dir nun ihre Liebe geſteht —</p><lb/> <p>Schnell griff er nach dem verhängnißvollen Ge¬<lb/> ſchenk des Meiſter Floh, er brachte das Schächtel¬<lb/> chen hervor und war im Begriff, es zu öffnen, um<lb/> ſich das mikroſkopiſche Glas in die Pupille des rechten<lb/> Auges zu ſetzen, und ſo Röschens Gedanken zu durch¬<lb/> ſchauen.</p><lb/> <p>Er blickte auf, und das reine Himmelsazur der<lb/> ſchönſten Augen leuchtete in ſeine Seele hinein. Rös¬<lb/> chen, ſeine innere Bewegung wohl bemerkend, ſah<lb/> ihn ganz verwundert und beinahe beſorglich an.</p><lb/> <p>Da war es ihm, als durchzucke ihn ein jäher<lb/> Blitz, und das vernichtende Gefühl der Verderbtheit<lb/> ſeines Sinnes zermalmte ſein ganzes Weſen.</p><lb/> <p>Wie? ſprach er zu ſich ſelbſt, in das himmel¬<lb/> reine Heiligthum dieſes Engels willſt du eindringen,<lb/> in ſündhaftem Frevel? Gedanken willſt du erſpähen,<lb/> die nichts gemein haben können mit dem verworfenen<lb/> Treiben gemeiner im Irdiſchen befangener Seelen?<lb/> Verhöhnen willſt du den Geiſt der Liebe ſelbſt, ihn<lb/> mit den verruchten Künſten bedrohlicher unheimlicher<lb/> Mächte verſuchend?</p><lb/> <p>Er hatte mit Haſt das Schächtelchen in ſei¬<lb/> ne Taſche verborgen, es war ihm, als habe er<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0247]
Menſchen und auch wohl gar der Weiber verſchaffen
könne; und dieſe, die dir nun ihre Liebe geſteht —
Schnell griff er nach dem verhängnißvollen Ge¬
ſchenk des Meiſter Floh, er brachte das Schächtel¬
chen hervor und war im Begriff, es zu öffnen, um
ſich das mikroſkopiſche Glas in die Pupille des rechten
Auges zu ſetzen, und ſo Röschens Gedanken zu durch¬
ſchauen.
Er blickte auf, und das reine Himmelsazur der
ſchönſten Augen leuchtete in ſeine Seele hinein. Rös¬
chen, ſeine innere Bewegung wohl bemerkend, ſah
ihn ganz verwundert und beinahe beſorglich an.
Da war es ihm, als durchzucke ihn ein jäher
Blitz, und das vernichtende Gefühl der Verderbtheit
ſeines Sinnes zermalmte ſein ganzes Weſen.
Wie? ſprach er zu ſich ſelbſt, in das himmel¬
reine Heiligthum dieſes Engels willſt du eindringen,
in ſündhaftem Frevel? Gedanken willſt du erſpähen,
die nichts gemein haben können mit dem verworfenen
Treiben gemeiner im Irdiſchen befangener Seelen?
Verhöhnen willſt du den Geiſt der Liebe ſelbſt, ihn
mit den verruchten Künſten bedrohlicher unheimlicher
Mächte verſuchend?
Er hatte mit Haſt das Schächtelchen in ſei¬
ne Taſche verborgen, es war ihm, als habe er
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