stehen lassen müssen. Der Buchbinder konnte noch immer nicht begreifen, was das werden sollte; die Frau sah es besser ein, denn sie lachte den Peregri¬ nus an mit Thränen in den Augen, aber die Knaben standen von ferne und verschlangen schweigend mit den Augen jede Gabe, wie sie aus der Hülle hervorkam, und konnten sich oft eines lauten Ausrufs der Freude und der Verwundrung nicht erwehren! -- Als Pe¬ regrinus nun endlich die Gaben nach dem Alter jedes Kindes geschickt getrennt und geordnet, alle Lichter angezündet hatte, als er rief: "Heran -- heran ihr Kinder! -- das sind die Gaben die der heilige Christ Euch geschickt!" da jauchzten sie, die den Gedanken, daß das alles ihnen gehören solle, noch gar nicht fest gefaßt hatten, laut auf und sprangen und jubelten, während die Eltern Anstalten machten sich bei dem Wohlthäter zu bedanken.
Den Dank der Eltern und auch der Kinder, das war es nun eben, was Herr Peregrinus jedesmal zu vermeiden suchte, er wollte sich daher wie gewöhnlich ganz still davon machen. Schon war er an der Thü¬ re, als diese plötzlich aufging und in dem hellen Schim¬ mer der Weihnachtslichter ein junges glänzend geklei¬ detes Frauenzimmer vor ihm stand.
ſtehen laſſen müſſen. Der Buchbinder konnte noch immer nicht begreifen, was das werden ſollte; die Frau ſah es beſſer ein, denn ſie lachte den Peregri¬ nus an mit Thränen in den Augen, aber die Knaben ſtanden von ferne und verſchlangen ſchweigend mit den Augen jede Gabe, wie ſie aus der Hülle hervorkam, und konnten ſich oft eines lauten Ausrufs der Freude und der Verwundrung nicht erwehren! — Als Pe¬ regrinus nun endlich die Gaben nach dem Alter jedes Kindes geſchickt getrennt und geordnet, alle Lichter angezündet hatte, als er rief: »Heran — heran ihr Kinder! — das ſind die Gaben die der heilige Chriſt Euch geſchickt!» da jauchzten ſie, die den Gedanken, daß das alles ihnen gehören ſolle, noch gar nicht feſt gefaßt hatten, laut auf und ſprangen und jubelten, während die Eltern Anſtalten machten ſich bei dem Wohlthäter zu bedanken.
Den Dank der Eltern und auch der Kinder, das war es nun eben, was Herr Peregrinus jedesmal zu vermeiden ſuchte, er wollte ſich daher wie gewöhnlich ganz ſtill davon machen. Schon war er an der Thü¬ re, als dieſe plötzlich aufging und in dem hellen Schim¬ mer der Weihnachtslichter ein junges glänzend geklei¬ detes Frauenzimmer vor ihm ſtand.
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ſtehen laſſen müſſen. Der Buchbinder konnte noch
immer nicht begreifen, was das werden ſollte; die
Frau ſah es beſſer ein, denn ſie lachte den Peregri¬
nus an mit Thränen in den Augen, aber die Knaben
ſtanden von ferne und verſchlangen ſchweigend mit den
Augen jede Gabe, wie ſie aus der Hülle hervorkam,
und konnten ſich oft eines lauten Ausrufs der Freude
und der Verwundrung nicht erwehren! — Als Pe¬
regrinus nun endlich die Gaben nach dem Alter jedes
Kindes geſchickt getrennt und geordnet, alle Lichter
angezündet hatte, als er rief: »Heran — heran ihr
Kinder! — das ſind die Gaben die der heilige Chriſt
Euch geſchickt!» da jauchzten ſie, die den Gedanken,
daß das alles ihnen gehören ſolle, noch gar nicht feſt
gefaßt hatten, laut auf und ſprangen und jubelten,
während die Eltern Anſtalten machten ſich bei dem
Wohlthäter zu bedanken.
Den Dank der Eltern und auch der Kinder, das
war es nun eben, was Herr Peregrinus jedesmal zu
vermeiden ſuchte, er wollte ſich daher wie gewöhnlich
ganz ſtill davon machen. Schon war er an der Thü¬
re, als dieſe plötzlich aufging und in dem hellen Schim¬
mer der Weihnachtslichter ein junges glänzend geklei¬
detes Frauenzimmer vor ihm ſtand.
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/34>, abgerufen am 03.12.2024.
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