Damit erhob sie die rechte Hand so, daß sie Pe¬ regrins Lippen berührte und er genöthigt war, sie zu küssen, unerachtet ihm dabei die kalten Schweißtro¬ pfen auf der Stirne standen. -- Die Dame ließ nun zwar seine Hände los und er hätte entfliehen können, aber gebannt fühlte er sich, nicht von der Stelle konnte er weichen, wie ein armes Thierlein, das der Blick der Klapperschlange festgezaubert. -- "Lassen Sie," sprach jetzt die Dame, "lassen Sie mich, bester Pe¬ regrin, an dem schönen Fest Theil nehmen, das Sie mit edlem Sinn, mit zartem innigem Gemüth, from¬ men Kindern bereitet, lassen Sie mich auch etwas dazu beitragen."
Aus einem zierlichen Körbchen, das ihr am Arme hing und das man jetzt erst bemerkte, zog sie nun al¬ lerlei artige Spielsachen hervor, ordnete sie mit an¬ muthiger Geschäftigkeit auf dem Tische, führte die Knaben heran, wies jedem, was sie ihm zugedacht und wußte dabei mit den Kindern so schön zu thun, daß man nichts lieblicheres sehen konnte. Der Buch¬ binder glaubte, er läge im Traum, die Frau lächelte aber schalkisch, weil sie überzeugt war, daß es mit dem Herrn Peregrin und der fremden Dame, wohl eine besondere Bewandniß haben müsse.
Damit erhob ſie die rechte Hand ſo, daß ſie Pe¬ regrins Lippen berührte und er genöthigt war, ſie zu küſſen, unerachtet ihm dabei die kalten Schweißtro¬ pfen auf der Stirne ſtanden. — Die Dame ließ nun zwar ſeine Hände los und er hätte entfliehen können, aber gebannt fühlte er ſich, nicht von der Stelle konnte er weichen, wie ein armes Thierlein, das der Blick der Klapperſchlange feſtgezaubert. — »Laſſen Sie,» ſprach jetzt die Dame, »laſſen Sie mich, beſter Pe¬ regrin, an dem ſchönen Feſt Theil nehmen, das Sie mit edlem Sinn, mit zartem innigem Gemüth, from¬ men Kindern bereitet, laſſen Sie mich auch etwas dazu beitragen.»
Aus einem zierlichen Körbchen, das ihr am Arme hing und das man jetzt erſt bemerkte, zog ſie nun al¬ lerlei artige Spielſachen hervor, ordnete ſie mit an¬ muthiger Geſchäftigkeit auf dem Tiſche, führte die Knaben heran, wies jedem, was ſie ihm zugedacht und wußte dabei mit den Kindern ſo ſchön zu thun, daß man nichts lieblicheres ſehen konnte. Der Buch¬ binder glaubte, er läge im Traum, die Frau lächelte aber ſchalkiſch, weil ſie überzeugt war, daß es mit dem Herrn Peregrin und der fremden Dame, wohl eine beſondere Bewandniß haben müſſe.
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Damit erhob ſie die rechte Hand ſo, daß ſie Pe¬
regrins Lippen berührte und er genöthigt war, ſie zu
küſſen, unerachtet ihm dabei die kalten Schweißtro¬
pfen auf der Stirne ſtanden. — Die Dame ließ nun
zwar ſeine Hände los und er hätte entfliehen können,
aber gebannt fühlte er ſich, nicht von der Stelle konnte
er weichen, wie ein armes Thierlein, das der Blick
der Klapperſchlange feſtgezaubert. — »Laſſen Sie,»
ſprach jetzt die Dame, »laſſen Sie mich, beſter Pe¬
regrin, an dem ſchönen Feſt Theil nehmen, das Sie
mit edlem Sinn, mit zartem innigem Gemüth, from¬
men Kindern bereitet, laſſen Sie mich auch etwas
dazu beitragen.»
Aus einem zierlichen Körbchen, das ihr am Arme
hing und das man jetzt erſt bemerkte, zog ſie nun al¬
lerlei artige Spielſachen hervor, ordnete ſie mit an¬
muthiger Geſchäftigkeit auf dem Tiſche, führte die
Knaben heran, wies jedem, was ſie ihm zugedacht
und wußte dabei mit den Kindern ſo ſchön zu thun,
daß man nichts lieblicheres ſehen konnte. Der Buch¬
binder glaubte, er läge im Traum, die Frau lächelte
aber ſchalkiſch, weil ſie überzeugt war, daß es mit dem
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/37>, abgerufen am 04.05.2024.
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