Der Flohbändiger. Trauriges Schicksal der Prinzessin Ga¬ maheh in Famagusta. Ungeschicklichkeit des Genius Thetel und merkwürdige mikroskopische Versuche und Belustigungen. Die schöne Holländerin und seltsames Abentheuer des jungen Herrn George Pepusch, eines gewesenen Jenensers.
Es befand sich zu der Zeit ein Mann in Frankfurt, der die seltsamste Kunst trieb. Man nannte ihn den Flohbändiger und das darum, weil es ihm, gewiß nicht ohne die größeste Mühe und Anstrengung gelun¬ gen, Cultur in diese kleinen Thierchen zu bringen und sie zu allerlei artigen Kunststücken abzurichten.
Zum größten Erstaunen sah man auf einer Tischplatte von dem schönsten weißen, glänzendpolir¬ ten Marmor Flöhe, welche kleine Kanonen, Pulver¬ karren, Rüstwagen zogen, andre sprangen daneben her mit Flinten im Arm, Patrontaschen auf dem Rücken, Säbeln an der Seite. Auf das Commando¬ wort des Künstlers, führten sie die schwierigsten Evo¬ lutionen aus, und alles schien lustiger und lebendiger,
Zweites Abentheuer.
Der Flohbändiger. Trauriges Schickſal der Prinzeſſin Ga¬ maheh in Famaguſta. Ungeſchicklichkeit des Genius Thetel und merkwürdige mikroskopiſche Verſuche und Beluſtigungen. Die ſchöne Holländerin und ſeltſames Abentheuer des jungen Herrn George Pepuſch, eines geweſenen Jenenſers.
Es befand ſich zu der Zeit ein Mann in Frankfurt, der die ſeltſamſte Kunſt trieb. Man nannte ihn den Flohbändiger und das darum, weil es ihm, gewiß nicht ohne die größeſte Mühe und Anſtrengung gelun¬ gen, Cultur in dieſe kleinen Thierchen zu bringen und ſie zu allerlei artigen Kunſtſtücken abzurichten.
Zum größten Erſtaunen ſah man auf einer Tiſchplatte von dem ſchönſten weißen, glänzendpolir¬ ten Marmor Flöhe, welche kleine Kanonen, Pulver¬ karren, Rüſtwagen zogen, andre ſprangen daneben her mit Flinten im Arm, Patrontaſchen auf dem Rücken, Säbeln an der Seite. Auf das Commando¬ wort des Künſtlers, führten ſie die ſchwierigſten Evo¬ lutionen aus, und alles ſchien luſtiger und lebendiger,
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[[46]/0051]
Zweites Abentheuer.
Der Flohbändiger. Trauriges Schickſal der Prinzeſſin Ga¬
maheh in Famaguſta. Ungeſchicklichkeit des Genius Thetel und
merkwürdige mikroskopiſche Verſuche und Beluſtigungen.
Die ſchöne Holländerin und ſeltſames Abentheuer des
jungen Herrn George Pepuſch, eines geweſenen
Jenenſers.
Es befand ſich zu der Zeit ein Mann in Frankfurt,
der die ſeltſamſte Kunſt trieb. Man nannte ihn den
Flohbändiger und das darum, weil es ihm, gewiß
nicht ohne die größeſte Mühe und Anſtrengung gelun¬
gen, Cultur in dieſe kleinen Thierchen zu bringen und
ſie zu allerlei artigen Kunſtſtücken abzurichten.
Zum größten Erſtaunen ſah man auf einer
Tiſchplatte von dem ſchönſten weißen, glänzendpolir¬
ten Marmor Flöhe, welche kleine Kanonen, Pulver¬
karren, Rüſtwagen zogen, andre ſprangen daneben
her mit Flinten im Arm, Patrontaſchen auf dem
Rücken, Säbeln an der Seite. Auf das Commando¬
wort des Künſtlers, führten ſie die ſchwierigſten Evo¬
lutionen aus, und alles ſchien luſtiger und lebendiger,
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. [46]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/51>, abgerufen am 16.02.2025.
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