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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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"wo der Egelprinz sich angeküßt hatte. Schon wollte
"sie ohnmächtig hinsinken, als wir eben an der Stelle
"hinter dem linken Ohr einen kleinen schwarzen
"Punkt erscheinen und eben so schnell wieder verschwin¬
"den sahen. Die Stockung des Bluts hörte sogleich
"auf, die Prinzessin erholte sich wieder, und unser
"Werk war gelungen."

"Jeder von uns, ich und mein Herr College,
"wußte recht gut, welch' unschätzbaren Werth der Be¬
"sitz der Prinzessin für ihn haben mußte, und jeder
"strebte darnach, indem er größeres Recht zu haben
"glaubte, als der andere. Mein College führte an,
"daß die Tulpe, in deren Kelch er die Prinzessin ge¬
"funden, sein Eigenthum gewesen, und daß er die
"erste Entdeckung gemacht, die er mir mitgetheilt, so,
"daß ich nur als Hülfeleistender zu betrachten, der
"das Werk selbst bei dem er geholfen, nicht als Lohn
"der Arbeit verlangen könne. Ich dagegen berief mich
"darauf, daß ich die letzte schwürigste Operation, wo¬
"durch die Prinzessin zum Leben gelangt, erfunden
"und bei der Ausführung mein College nur geholfen,
"weshalb, habe er auch Eigenthums-Ansprüche auf
"den Embryo im Blumenstaub gehabt, mir doch die
"lebendige Person gehöre. Wir zankten uns mehrere
"Stunden bis endlich, als wir uns die Kehlen heiser

»wo der Egelprinz ſich angeküßt hatte. Schon wollte
»ſie ohnmächtig hinſinken, als wir eben an der Stelle
»hinter dem linken Ohr einen kleinen ſchwarzen
»Punkt erſcheinen und eben ſo ſchnell wieder verſchwin¬
»den ſahen. Die Stockung des Bluts hörte ſogleich
»auf, die Prinzeſſin erholte ſich wieder, und unſer
»Werk war gelungen.»

»Jeder von uns, ich und mein Herr College,
»wußte recht gut, welch' unſchätzbaren Werth der Be¬
»ſitz der Prinzeſſin für ihn haben mußte, und jeder
»ſtrebte darnach, indem er größeres Recht zu haben
»glaubte, als der andere. Mein College führte an,
»daß die Tulpe, in deren Kelch er die Prinzeſſin ge¬
»funden, ſein Eigenthum geweſen, und daß er die
»erſte Entdeckung gemacht, die er mir mitgetheilt, ſo,
»daß ich nur als Hülfeleiſtender zu betrachten, der
»das Werk ſelbſt bei dem er geholfen, nicht als Lohn
»der Arbeit verlangen könne. Ich dagegen berief mich
»darauf, daß ich die letzte ſchwürigſte Operation, wo¬
»durch die Prinzeſſin zum Leben gelangt, erfunden
»und bei der Ausführung mein College nur geholfen,
»weshalb, habe er auch Eigenthums-Anſprüche auf
»den Embryo im Blumenſtaub gehabt, mir doch die
»lebendige Perſon gehöre. Wir zankten uns mehrere
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[62/0067] »wo der Egelprinz ſich angeküßt hatte. Schon wollte »ſie ohnmächtig hinſinken, als wir eben an der Stelle »hinter dem linken Ohr einen kleinen ſchwarzen »Punkt erſcheinen und eben ſo ſchnell wieder verſchwin¬ »den ſahen. Die Stockung des Bluts hörte ſogleich »auf, die Prinzeſſin erholte ſich wieder, und unſer »Werk war gelungen.» »Jeder von uns, ich und mein Herr College, »wußte recht gut, welch' unſchätzbaren Werth der Be¬ »ſitz der Prinzeſſin für ihn haben mußte, und jeder »ſtrebte darnach, indem er größeres Recht zu haben »glaubte, als der andere. Mein College führte an, »daß die Tulpe, in deren Kelch er die Prinzeſſin ge¬ »funden, ſein Eigenthum geweſen, und daß er die »erſte Entdeckung gemacht, die er mir mitgetheilt, ſo, »daß ich nur als Hülfeleiſtender zu betrachten, der »das Werk ſelbſt bei dem er geholfen, nicht als Lohn »der Arbeit verlangen könne. Ich dagegen berief mich »darauf, daß ich die letzte ſchwürigſte Operation, wo¬ »durch die Prinzeſſin zum Leben gelangt, erfunden »und bei der Ausführung mein College nur geholfen, »weshalb, habe er auch Eigenthums-Anſprüche auf »den Embryo im Blumenſtaub gehabt, mir doch die »lebendige Perſon gehöre. Wir zankten uns mehrere »Stunden bis endlich, als wir uns die Kehlen heiſer

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/67>, abgerufen am 24.11.2024.