"nende sublime Geist ließ uns bald die richtigen Mit¬ "tel finden. -- Da Ihr, Freund Pepusch, sehr we¬ "nig, eigentlich gar nichts von unserer Kunst verste¬ "het, so würde es höchst überflüssig seyn, Euch die "verschiedenen Operationen zu beschreiben, die wir "nun vornahmen, um zu unserm Zweck zu gelan¬ "gen. Es genügt, wenn ich Euch sage, daß es uns "mittelst des geschickten Gebrauchs verschiedener Glä¬ "ser, die ich meistentheils selbst präparirte, glückte, "nicht allein die Prinzessin unversehrt aus dem Blu¬ "menstaub hervorzuziehen, sondern auch ihr Wachs¬ "thum in der Art zu befördern, daß sie bald zu ihrer "natürlichen Größe gelangt war. -- Nun fehlte frei¬ "lich noch das Leben und ob ihr dieses zu verschaffen "möglich, das hing von der letzten und schwürigsten "Operation ab. -- Wir reflektirten ihr Bild mittelst "eines herrlichen Kuffischen Sonnenmikroskops, und "lösten dieses Bild geschickt los von der weißen Wand, "welches ohne allen Schaden von Statten ging. So "wie das Bild frei schwebte, fuhr es wie ein Blitz in "das Glas hinein, welches in tausend Stücken zer¬ "splitterte. Die Prinzessin stand frisch und lebendig "vor uns. Wir jauchzten auf vor Freude, aber auch "um so größer war unser Entsetzen, als wir bemerk¬ "ten, daß der Umlauf des Bluts gerade da stockte,
»nende ſublime Geiſt ließ uns bald die richtigen Mit¬ »tel finden. — Da Ihr, Freund Pepuſch, ſehr we¬ »nig, eigentlich gar nichts von unſerer Kunſt verſte¬ »het, ſo würde es höchſt überflüſſig ſeyn, Euch die »verſchiedenen Operationen zu beſchreiben, die wir »nun vornahmen, um zu unſerm Zweck zu gelan¬ »gen. Es genügt, wenn ich Euch ſage, daß es uns »mittelſt des geſchickten Gebrauchs verſchiedener Glä¬ »ſer, die ich meiſtentheils ſelbſt präparirte, glückte, »nicht allein die Prinzeſſin unverſehrt aus dem Blu¬ »menſtaub hervorzuziehen, ſondern auch ihr Wachs¬ »thum in der Art zu befördern, daß ſie bald zu ihrer »natürlichen Größe gelangt war. — Nun fehlte frei¬ »lich noch das Leben und ob ihr dieſes zu verſchaffen »möglich, das hing von der letzten und ſchwürigſten »Operation ab. — Wir reflektirten ihr Bild mittelſt »eines herrlichen Kuffiſchen Sonnenmikroskops, und »lösten dieſes Bild geſchickt los von der weißen Wand, »welches ohne allen Schaden von Statten ging. So »wie das Bild frei ſchwebte, fuhr es wie ein Blitz in »das Glas hinein, welches in tauſend Stücken zer¬ »ſplitterte. Die Prinzeſſin ſtand friſch und lebendig »vor uns. Wir jauchzten auf vor Freude, aber auch »um ſo größer war unſer Entſetzen, als wir bemerk¬ »ten, daß der Umlauf des Bluts gerade da ſtockte,
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»nende ſublime Geiſt ließ uns bald die richtigen Mit¬
»tel finden. — Da Ihr, Freund Pepuſch, ſehr we¬
»nig, eigentlich gar nichts von unſerer Kunſt verſte¬
»het, ſo würde es höchſt überflüſſig ſeyn, Euch die
»verſchiedenen Operationen zu beſchreiben, die wir
»nun vornahmen, um zu unſerm Zweck zu gelan¬
»gen. Es genügt, wenn ich Euch ſage, daß es uns
»mittelſt des geſchickten Gebrauchs verſchiedener Glä¬
»ſer, die ich meiſtentheils ſelbſt präparirte, glückte,
»nicht allein die Prinzeſſin unverſehrt aus dem Blu¬
»menſtaub hervorzuziehen, ſondern auch ihr Wachs¬
»thum in der Art zu befördern, daß ſie bald zu ihrer
»natürlichen Größe gelangt war. — Nun fehlte frei¬
»lich noch das Leben und ob ihr dieſes zu verſchaffen
»möglich, das hing von der letzten und ſchwürigſten
»Operation ab. — Wir reflektirten ihr Bild mittelſt
»eines herrlichen Kuffiſchen Sonnenmikroskops, und
»lösten dieſes Bild geſchickt los von der weißen Wand,
»welches ohne allen Schaden von Statten ging. So
»wie das Bild frei ſchwebte, fuhr es wie ein Blitz in
»das Glas hinein, welches in tauſend Stücken zer¬
»ſplitterte. Die Prinzeſſin ſtand friſch und lebendig
»vor uns. Wir jauchzten auf vor Freude, aber auch
»um ſo größer war unſer Entſetzen, als wir bemerk¬
»ten, daß der Umlauf des Bluts gerade da ſtockte,
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/66>, abgerufen am 21.11.2024.
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