Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.belächeln, vermöge der er schon errathen, daß die Köpfe, Die Schöne hatte den leichten ungezwungenen Niemand kümmerte sich um den fremden Pepusch, belächeln, vermöge der er ſchon errathen, daß die Köpfe, Die Schöne hatte den leichten ungezwungenen Niemand kümmerte ſich um den fremden Pepuſch, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0075" n="70"/> belächeln, vermöge der er ſchon errathen, daß die Köpfe,<lb/> welche die Kleine vollends verdreht hatte, ſchon von<lb/> Haus aus ziemlich wackeligt geweſen ſeyn mußten.</p><lb/> <p>Die Schöne hatte den leichten ungezwungenen<lb/> Ton, der von der feinſten ſozialen Bildung zeugt, ganz<lb/> in ihrer Gewalt; mit jener liebenswürdigen Coquet¬<lb/> terie, die dem, dem ſie vertraulich die Fingerſpitze<lb/> hinreicht, zugleich den Muth benimmt, ſie zu erfaſſen,<lb/> wußte das kleine holde Ding, die ſie von allen Sei¬<lb/> ten Beſtürmenden ebenſo anzuziehen, als in den Grän¬<lb/> zen des zarteſten Anſtandes zu erhalten.</p><lb/> <p>Niemand kümmerte ſich um den fremden Pepuſch,<lb/> der Muße genug fand, die Schöne in ihrem ganzen<lb/> Thun und Weſen zu beobachten. Indem er aber län¬<lb/> ger und länger ihr in das holde Geſichtchen kuckte,<lb/> regte ſich in dem tiefſten Hintergrunde des innern Sin¬<lb/> nes eine dumpfe Erinnerung, als habe er die Hollän¬<lb/> derin irgendwo einmal geſehen, wiewohl in ganz an¬<lb/> dern Umgebungen und anders gekleidet, ſo wie es ihm<lb/> war, als ſey er auch damals ganz anders geſtaltet ge¬<lb/> weſen. Vergebens quälte er ſich ab, dieſe Erinnerun¬<lb/> gen zu irgend einer Deutlichkeit zu bringen; wiewohl<lb/> der Gedanke, daß er die Kleine wirklich ſchon geſehen,<lb/> immer mehr an Feſtigkeit gewann. Das Blut ſtieg<lb/> ihm ins Geſicht, als ihn endlich jemand leiſe anſtieß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0075]
belächeln, vermöge der er ſchon errathen, daß die Köpfe,
welche die Kleine vollends verdreht hatte, ſchon von
Haus aus ziemlich wackeligt geweſen ſeyn mußten.
Die Schöne hatte den leichten ungezwungenen
Ton, der von der feinſten ſozialen Bildung zeugt, ganz
in ihrer Gewalt; mit jener liebenswürdigen Coquet¬
terie, die dem, dem ſie vertraulich die Fingerſpitze
hinreicht, zugleich den Muth benimmt, ſie zu erfaſſen,
wußte das kleine holde Ding, die ſie von allen Sei¬
ten Beſtürmenden ebenſo anzuziehen, als in den Grän¬
zen des zarteſten Anſtandes zu erhalten.
Niemand kümmerte ſich um den fremden Pepuſch,
der Muße genug fand, die Schöne in ihrem ganzen
Thun und Weſen zu beobachten. Indem er aber län¬
ger und länger ihr in das holde Geſichtchen kuckte,
regte ſich in dem tiefſten Hintergrunde des innern Sin¬
nes eine dumpfe Erinnerung, als habe er die Hollän¬
derin irgendwo einmal geſehen, wiewohl in ganz an¬
dern Umgebungen und anders gekleidet, ſo wie es ihm
war, als ſey er auch damals ganz anders geſtaltet ge¬
weſen. Vergebens quälte er ſich ab, dieſe Erinnerun¬
gen zu irgend einer Deutlichkeit zu bringen; wiewohl
der Gedanke, daß er die Kleine wirklich ſchon geſehen,
immer mehr an Feſtigkeit gewann. Das Blut ſtieg
ihm ins Geſicht, als ihn endlich jemand leiſe anſtieß
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