Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.nichts anders seyn mag, als die Ironie eines Seyns, "Aber mein Himmel, Sie scheinen ja stumm, Es genügt zu sagen, daß die Kleine Georgs Lie¬ nichts anders ſeyn mag, als die Ironie eines Seyns, »Aber mein Himmel, Sie ſcheinen ja ſtumm, Es genügt zu ſagen, daß die Kleine Georgs Lie¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0081" n="76"/> nichts anders ſeyn mag, als die Ironie eines Seyns,<lb/> welches dem jetzigen vorausging.</p><lb/> <p>»Aber mein Himmel, Sie ſcheinen ja ſtumm,<lb/> mein Herr!» So ſprach die Kleine indem ſie mit den<lb/> niedlichſten Fingerchen Georgs Bruſt berührte. Doch<lb/> aus den Spitzen dieſer Finger fuhr ein elektriſcher<lb/> Stral dem Georg bis ins Herz hinein, und er er¬<lb/> wachte aus ſeiner Betäubung. In voller Exſtaſe er¬<lb/> griff er die Hand der Kleinen, bedeckte ſie mit glühen¬<lb/> den Küßen und rief: »Himmliſches, göttliches We¬<lb/> ſen» — u. ſ. w. Der geneigte Leſer wird wohl ſich<lb/> denken können, was Herr Georg Pepuſch in dieſem<lb/> Augenblick noch alles gerufen. —</p><lb/> <p>Es genügt zu ſagen, daß die Kleine Georgs Lie¬<lb/> besbetheurungen ſo aufnahm, wie er es nur wünſchen<lb/> konnte, und daß die verhängnißvolle Minute im Win¬<lb/> kel des Leuwenhöck'ſchen Saals ein Liebesverhältniß<lb/> gebahr, das den guten Herrn Georg Pepuſch erſt in<lb/> den Himmel, dann aber der Abwechſelung wegen in<lb/> die Hölle verſetzte. War nämlich Pepuſch melancho¬<lb/> liſchen Temperaments und dabei mürriſch und argwöh¬<lb/> niſch, ſo konnt' es nicht fehlen, daß Dörtje's Betra¬<lb/> gen ihm Anlaß gab zu mancher Eiferſüchtelei. Gerade<lb/> dieſe Eiferſüchtelei reizte aber Dörtje's etwas ſchalki¬<lb/> ſchen Humor und es war ihre Luſt, den armen Herrn<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0081]
nichts anders ſeyn mag, als die Ironie eines Seyns,
welches dem jetzigen vorausging.
»Aber mein Himmel, Sie ſcheinen ja ſtumm,
mein Herr!» So ſprach die Kleine indem ſie mit den
niedlichſten Fingerchen Georgs Bruſt berührte. Doch
aus den Spitzen dieſer Finger fuhr ein elektriſcher
Stral dem Georg bis ins Herz hinein, und er er¬
wachte aus ſeiner Betäubung. In voller Exſtaſe er¬
griff er die Hand der Kleinen, bedeckte ſie mit glühen¬
den Küßen und rief: »Himmliſches, göttliches We¬
ſen» — u. ſ. w. Der geneigte Leſer wird wohl ſich
denken können, was Herr Georg Pepuſch in dieſem
Augenblick noch alles gerufen. —
Es genügt zu ſagen, daß die Kleine Georgs Lie¬
besbetheurungen ſo aufnahm, wie er es nur wünſchen
konnte, und daß die verhängnißvolle Minute im Win¬
kel des Leuwenhöck'ſchen Saals ein Liebesverhältniß
gebahr, das den guten Herrn Georg Pepuſch erſt in
den Himmel, dann aber der Abwechſelung wegen in
die Hölle verſetzte. War nämlich Pepuſch melancho¬
liſchen Temperaments und dabei mürriſch und argwöh¬
niſch, ſo konnt' es nicht fehlen, daß Dörtje's Betra¬
gen ihm Anlaß gab zu mancher Eiferſüchtelei. Gerade
dieſe Eiferſüchtelei reizte aber Dörtje's etwas ſchalki¬
ſchen Humor und es war ihre Luſt, den armen Herrn
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