die sich also vernehmen ließ: Mein Himmel Peregrinus Tyß, sollte ich mich in Euch geirrt haben? Ihr han¬ "deltet gestern an mir so edel, und jetzt, da ich Euch "meine Dankbarkeit beweisen will, greift Ihr nach mir "mit mörderischer Hand? -- Doch vielleicht misfiel "Euch meine Gestalt, und ich that verkehrtes, mich "Euch mikroskopisch zu zeigen, damit Ihr mich nur "gewiß bemerken solltet, welches nicht so leicht ist, "als Ihr wohl denken möchtet. Eben so wie vorher "sitze ich jetzt auf Eurer weißen Bettdecke, und Ihr "seht mich doch ganz und gar nicht. Nehmt's nicht "übel, Peregrinus, aber Eure Sehnerven sind wahr¬ "lich ein wenig zu grob für meine schlanke Taille. "Doch versprecht mir nur, daß ich bei Euch sicher bin "und daß Ihr nichts feindseliges gegen mich unterneh¬ "men wollt, so werde ich Euch näher kommen und "manches erzählen, was zu erfahren Euch eben nicht "Unrecht seyn wird.
"Sagt mir," erwiederte Peregrinus Tyß der Stimme, "sagt mir nur erst wer Ihr seyd, guter "unbekannter Freund, das übrige wird sich denn wohl "finden. Versichern kann ich Euch indessen zum Vor¬ "aus, daß irgend feindseliges gar nicht in meiner Na¬ "tur ist und daß ich fortfahren werde gegen Euch edel "zu handeln, wiewohl ich zur Zeit gar nicht begreifen
die ſich alſo vernehmen ließ: Mein Himmel Peregrinus Tyß, ſollte ich mich in Euch geirrt haben? Ihr han¬ »deltet geſtern an mir ſo edel, und jetzt, da ich Euch »meine Dankbarkeit beweiſen will, greift Ihr nach mir »mit mörderiſcher Hand? — Doch vielleicht misfiel »Euch meine Geſtalt, und ich that verkehrtes, mich »Euch mikroskopiſch zu zeigen, damit Ihr mich nur »gewiß bemerken ſolltet, welches nicht ſo leicht iſt, »als Ihr wohl denken möchtet. Eben ſo wie vorher »ſitze ich jetzt auf Eurer weißen Bettdecke, und Ihr »ſeht mich doch ganz und gar nicht. Nehmt's nicht »übel, Peregrinus, aber Eure Sehnerven ſind wahr¬ »lich ein wenig zu grob für meine ſchlanke Taille. »Doch verſprecht mir nur, daß ich bei Euch ſicher bin »und daß Ihr nichts feindſeliges gegen mich unterneh¬ »men wollt, ſo werde ich Euch näher kommen und »manches erzählen, was zu erfahren Euch eben nicht »Unrecht ſeyn wird.
»Sagt mir,» erwiederte Peregrinus Tyß der Stimme, »ſagt mir nur erſt wer Ihr ſeyd, guter »unbekannter Freund, das übrige wird ſich denn wohl »finden. Verſichern kann ich Euch indeſſen zum Vor¬ »aus, daß irgend feindſeliges gar nicht in meiner Na¬ »tur iſt und daß ich fortfahren werde gegen Euch edel »zu handeln, wiewohl ich zur Zeit gar nicht begreifen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0090"n="85"/>
die ſich alſo vernehmen ließ: Mein Himmel Peregrinus<lb/>
Tyß, ſollte ich mich in Euch geirrt haben? Ihr han¬<lb/>
»deltet geſtern an mir ſo edel, und jetzt, da ich Euch<lb/>
»meine Dankbarkeit beweiſen will, greift Ihr nach mir<lb/>
»mit mörderiſcher Hand? — Doch vielleicht misfiel<lb/>
»Euch meine Geſtalt, und ich that verkehrtes, mich<lb/>
»Euch mikroskopiſch zu zeigen, damit Ihr mich nur<lb/>
»gewiß bemerken ſolltet, welches nicht ſo leicht iſt,<lb/>
»als Ihr wohl denken möchtet. Eben ſo wie vorher<lb/>
»ſitze ich jetzt auf Eurer weißen Bettdecke, und Ihr<lb/>
»ſeht mich doch ganz und gar nicht. Nehmt's nicht<lb/>
»übel, Peregrinus, aber Eure Sehnerven ſind wahr¬<lb/>
»lich ein wenig zu grob für meine ſchlanke Taille.<lb/>
»Doch verſprecht mir nur, daß ich bei Euch ſicher bin<lb/>
»und daß Ihr nichts feindſeliges gegen mich unterneh¬<lb/>
»men wollt, ſo werde ich Euch näher kommen und<lb/>
»manches erzählen, was zu erfahren Euch eben nicht<lb/>
»Unrecht ſeyn wird.</p><lb/><p>»Sagt mir,» erwiederte Peregrinus Tyß der<lb/>
Stimme, »ſagt mir nur erſt wer Ihr ſeyd, guter<lb/>
»unbekannter Freund, das übrige wird ſich denn wohl<lb/>
»finden. Verſichern kann ich Euch indeſſen zum Vor¬<lb/>
»aus, daß irgend feindſeliges gar nicht in meiner Na¬<lb/>
»tur iſt und daß ich fortfahren werde gegen Euch edel<lb/>
»zu handeln, wiewohl ich zur Zeit gar nicht begreifen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[85/0090]
die ſich alſo vernehmen ließ: Mein Himmel Peregrinus
Tyß, ſollte ich mich in Euch geirrt haben? Ihr han¬
»deltet geſtern an mir ſo edel, und jetzt, da ich Euch
»meine Dankbarkeit beweiſen will, greift Ihr nach mir
»mit mörderiſcher Hand? — Doch vielleicht misfiel
»Euch meine Geſtalt, und ich that verkehrtes, mich
»Euch mikroskopiſch zu zeigen, damit Ihr mich nur
»gewiß bemerken ſolltet, welches nicht ſo leicht iſt,
»als Ihr wohl denken möchtet. Eben ſo wie vorher
»ſitze ich jetzt auf Eurer weißen Bettdecke, und Ihr
»ſeht mich doch ganz und gar nicht. Nehmt's nicht
»übel, Peregrinus, aber Eure Sehnerven ſind wahr¬
»lich ein wenig zu grob für meine ſchlanke Taille.
»Doch verſprecht mir nur, daß ich bei Euch ſicher bin
»und daß Ihr nichts feindſeliges gegen mich unterneh¬
»men wollt, ſo werde ich Euch näher kommen und
»manches erzählen, was zu erfahren Euch eben nicht
»Unrecht ſeyn wird.
»Sagt mir,» erwiederte Peregrinus Tyß der
Stimme, »ſagt mir nur erſt wer Ihr ſeyd, guter
»unbekannter Freund, das übrige wird ſich denn wohl
»finden. Verſichern kann ich Euch indeſſen zum Vor¬
»aus, daß irgend feindſeliges gar nicht in meiner Na¬
»tur iſt und daß ich fortfahren werde gegen Euch edel
»zu handeln, wiewohl ich zur Zeit gar nicht begreifen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/90>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.