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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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jedoch sagen, daß ich durch glücklichen Handel
mit den trefflichsten Kleinodien, den ich seit vie¬
len Jahren treibe, ein sehr reicher Mann gewor¬
den, und nur die einfache Lebensweise aus alter
Gewohnheit beibehalten habe. In diesem kleinen
Felleisen und dem Kistchen bewahre ich Juwelen
und köstliche, zum Theil noch im grauen Alterthum
geschnittene Steine, welche viele, viele Tausende
werth sind. Ich habe diesmal in Frankfurt sehr
glückliche Geschäfte gemacht, so daß das wol
noch lange nicht der hundertste Theil des Ge¬
winns seyn mag, was ich Euerm lieben Weibe
schenkte. Ueberdem gebe ich Euch das Geld kei¬
nesweges umsonst, sondern verlange von Euch da¬
für allerlei Gefälligkeiten. Ich wollte, wie ge¬
wöhnlich, von Frankfurt nach Cassel gehen und
kam von Schüchtern aus vom richtigen Wege ab.
Indessen habe ich gefunden, daß der Weg durch
diesen Forst, den sonst die Reisenden scheuen,
gerade für einen Fußgänger recht anmuthig ist,
weshalb ich denn künftig auf gleicher Reise immer

G

jedoch ſagen, daß ich durch gluͤcklichen Handel
mit den trefflichſten Kleinodien, den ich ſeit vie¬
len Jahren treibe, ein ſehr reicher Mann gewor¬
den, und nur die einfache Lebensweiſe aus alter
Gewohnheit beibehalten habe. In dieſem kleinen
Felleiſen und dem Kiſtchen bewahre ich Juwelen
und koͤſtliche, zum Theil noch im grauen Alterthum
geſchnittene Steine, welche viele, viele Tauſende
werth ſind. Ich habe diesmal in Frankfurt ſehr
gluͤckliche Geſchaͤfte gemacht, ſo daß das wol
noch lange nicht der hundertſte Theil des Ge¬
winns ſeyn mag, was ich Euerm lieben Weibe
ſchenkte. Ueberdem gebe ich Euch das Geld kei¬
nesweges umſonſt, ſondern verlange von Euch da¬
fuͤr allerlei Gefaͤlligkeiten. Ich wollte, wie ge¬
woͤhnlich, von Frankfurt nach Caſſel gehen und
kam von Schuͤchtern aus vom richtigen Wege ab.
Indeſſen habe ich gefunden, daß der Weg durch
dieſen Forſt, den ſonſt die Reiſenden ſcheuen,
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weshalb ich denn kuͤnftig auf gleicher Reiſe immer

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[97/0105] jedoch ſagen, daß ich durch gluͤcklichen Handel mit den trefflichſten Kleinodien, den ich ſeit vie¬ len Jahren treibe, ein ſehr reicher Mann gewor¬ den, und nur die einfache Lebensweiſe aus alter Gewohnheit beibehalten habe. In dieſem kleinen Felleiſen und dem Kiſtchen bewahre ich Juwelen und koͤſtliche, zum Theil noch im grauen Alterthum geſchnittene Steine, welche viele, viele Tauſende werth ſind. Ich habe diesmal in Frankfurt ſehr gluͤckliche Geſchaͤfte gemacht, ſo daß das wol noch lange nicht der hundertſte Theil des Ge¬ winns ſeyn mag, was ich Euerm lieben Weibe ſchenkte. Ueberdem gebe ich Euch das Geld kei¬ nesweges umſonſt, ſondern verlange von Euch da¬ fuͤr allerlei Gefaͤlligkeiten. Ich wollte, wie ge¬ woͤhnlich, von Frankfurt nach Caſſel gehen und kam von Schuͤchtern aus vom richtigen Wege ab. Indeſſen habe ich gefunden, daß der Weg durch dieſen Forſt, den ſonſt die Reiſenden ſcheuen, gerade fuͤr einen Fußgaͤnger recht anmuthig iſt, weshalb ich denn kuͤnftig auf gleicher Reiſe immer G

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/105>, abgerufen am 25.05.2024.