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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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mische Weise verlocken wolltest? -- Laß mich
gleich fort, Du frevelicher Bösewicht, und räu¬
me mit Deiner Rotte dies Gebiet, sonst ver¬
rathe ich Deine Schlupfwinkel der Obrigkeit, und
Du bekommst den Lohn für Deine Schandthaten;
denn nun weiß ich es wohl, daß Du selbst der
schwarze Ignaz bist, der mit seiner Bande an
der Gränze gehauset und geraubt, und gemordet
hat. -- Gleich lasse mich fort, ich will Dich
nie mehr schauen." Denner lachte laut auf.
"Was, Du feiger Bube?" sprach er: "Du unter¬
stehst Dich, mir zu trotzen, Dich meinem Willen,
meinem Machtwort entziehen zu wollen? Bist
Du nicht längst schon unser Geselle? lebst Du
nicht schon seit beinahe drei Jahren von unserm
Gelde? schmückt sich Dein Weib nicht mit unserm
Raube? Nun stehst Du unter uns und willst
nicht arbeiten dafür was Du genossen? Folgst
Du uns nun nicht, zeigst Du Dich nicht gleich
als unsern rüstigen Kumpan, so lasse ich Dich
gebunden in unsere Höhle werfen und meine Ge¬

miſche Weiſe verlocken wollteſt? — Laß mich
gleich fort, Du frevelicher Boͤſewicht, und raͤu¬
me mit Deiner Rotte dies Gebiet, ſonſt ver¬
rathe ich Deine Schlupfwinkel der Obrigkeit, und
Du bekommſt den Lohn fuͤr Deine Schandthaten;
denn nun weiß ich es wohl, daß Du ſelbſt der
ſchwarze Ignaz biſt, der mit ſeiner Bande an
der Graͤnze gehauſet und geraubt, und gemordet
hat. — Gleich laſſe mich fort, ich will Dich
nie mehr ſchauen.“ Denner lachte laut auf.
„Was, Du feiger Bube?“ ſprach er: „Du unter¬
ſtehſt Dich, mir zu trotzen, Dich meinem Willen,
meinem Machtwort entziehen zu wollen? Biſt
Du nicht laͤngſt ſchon unſer Geſelle? lebſt Du
nicht ſchon ſeit beinahe drei Jahren von unſerm
Gelde? ſchmuͤckt ſich Dein Weib nicht mit unſerm
Raube? Nun ſtehſt Du unter uns und willſt
nicht arbeiten dafuͤr was Du genoſſen? Folgſt
Du uns nun nicht, zeigſt Du Dich nicht gleich
als unſern ruͤſtigen Kumpan, ſo laſſe ich Dich
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[121/0129] miſche Weiſe verlocken wollteſt? — Laß mich gleich fort, Du frevelicher Boͤſewicht, und raͤu¬ me mit Deiner Rotte dies Gebiet, ſonſt ver¬ rathe ich Deine Schlupfwinkel der Obrigkeit, und Du bekommſt den Lohn fuͤr Deine Schandthaten; denn nun weiß ich es wohl, daß Du ſelbſt der ſchwarze Ignaz biſt, der mit ſeiner Bande an der Graͤnze gehauſet und geraubt, und gemordet hat. — Gleich laſſe mich fort, ich will Dich nie mehr ſchauen.“ Denner lachte laut auf. „Was, Du feiger Bube?“ ſprach er: „Du unter¬ ſtehſt Dich, mir zu trotzen, Dich meinem Willen, meinem Machtwort entziehen zu wollen? Biſt Du nicht laͤngſt ſchon unſer Geſelle? lebſt Du nicht ſchon ſeit beinahe drei Jahren von unſerm Gelde? ſchmuͤckt ſich Dein Weib nicht mit unſerm Raube? Nun ſtehſt Du unter uns und willſt nicht arbeiten dafuͤr was Du genoſſen? Folgſt Du uns nun nicht, zeigſt Du Dich nicht gleich als unſern ruͤſtigen Kumpan, ſo laſſe ich Dich gebunden in unſere Hoͤhle werfen und meine Ge¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/129>, abgerufen am 18.05.2024.