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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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sellen ziehen nach deiner Wohnung, zünden
sie an und ermorden dein Weib und deinen Knaben.
Doch ich werde wol diese Maßregel, die nur
eine Folge Deiner Halsstarrigkeit seyn würde,
nicht ergreifen dürfen. Nun! -- wähle! -- es
ist Zeit, wir müssen fort!" -- Andres sah nun
wohl ein, daß die mindeste Weigerung seiner
geliebten Giorgina und dem Knaben das Le¬
ben kosten würde; den verrätherischen bübischen
Denner im Innern zur Hölle verfluchend, be¬
schloß er daher, in seinen Willen sich scheinbar zu
fügen, rein von Diebstahl und Mord zu bleiben
und das tiefere Eindringen in die Schlupfwinkel
der Bande nur dazu zu benutzen, bei der ersten
günstigen Gelegenheit ihre Aufhebung und Ein¬
ziehung zu bewirken. Nach diesem im Stillen
gefaßten Entschluß erklärte er dem Denner,
wie trotz seines innern Widerstrebens doch die
Dankbarkeit für Giorgina's Rettung ihn ver¬
pflichte, etwas zu wagen, und er wolle daher die
Expedition mitmachen, wobei er nur bitte, ihn

ſellen ziehen nach deiner Wohnung, zuͤnden
ſie an und ermorden dein Weib und deinen Knaben.
Doch ich werde wol dieſe Maßregel, die nur
eine Folge Deiner Halsſtarrigkeit ſeyn wuͤrde,
nicht ergreifen duͤrfen. Nun! — waͤhle! — es
iſt Zeit, wir muͤſſen fort!“ — Andres ſah nun
wohl ein, daß die mindeſte Weigerung ſeiner
geliebten Giorgina und dem Knaben das Le¬
ben koſten wuͤrde; den verraͤtheriſchen buͤbiſchen
Denner im Innern zur Hoͤlle verfluchend, be¬
ſchloß er daher, in ſeinen Willen ſich ſcheinbar zu
fuͤgen, rein von Diebſtahl und Mord zu bleiben
und das tiefere Eindringen in die Schlupfwinkel
der Bande nur dazu zu benutzen, bei der erſten
guͤnſtigen Gelegenheit ihre Aufhebung und Ein¬
ziehung zu bewirken. Nach dieſem im Stillen
gefaßten Entſchluß erklaͤrte er dem Denner,
wie trotz ſeines innern Widerſtrebens doch die
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[122/0130] ſellen ziehen nach deiner Wohnung, zuͤnden ſie an und ermorden dein Weib und deinen Knaben. Doch ich werde wol dieſe Maßregel, die nur eine Folge Deiner Halsſtarrigkeit ſeyn wuͤrde, nicht ergreifen duͤrfen. Nun! — waͤhle! — es iſt Zeit, wir muͤſſen fort!“ — Andres ſah nun wohl ein, daß die mindeſte Weigerung ſeiner geliebten Giorgina und dem Knaben das Le¬ ben koſten wuͤrde; den verraͤtheriſchen buͤbiſchen Denner im Innern zur Hoͤlle verfluchend, be¬ ſchloß er daher, in ſeinen Willen ſich ſcheinbar zu fuͤgen, rein von Diebſtahl und Mord zu bleiben und das tiefere Eindringen in die Schlupfwinkel der Bande nur dazu zu benutzen, bei der erſten guͤnſtigen Gelegenheit ihre Aufhebung und Ein¬ ziehung zu bewirken. Nach dieſem im Stillen gefaßten Entſchluß erklaͤrte er dem Denner, wie trotz ſeines innern Widerſtrebens doch die Dankbarkeit fuͤr Giorgina's Rettung ihn ver¬ pflichte, etwas zu wagen, und er wolle daher die Expedition mitmachen, wobei er nur bitte, ihn

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/130>, abgerufen am 25.05.2024.