dern erzählte ausführlich, welches Glück sie be¬ troffen und wie er in Frankfurt gewesen sei, wo er sich ihre Erbschaft habe auszahlen lassen. Der Neffe des ermordeten Grafen von Vach war nun Besitzer der Güter worden; bei diesem wollte sich Andres melden, getreulich alles Geschehene erzählen, Denner's Schlupfwinkel entdecken und bitten, ihn seines Dienstes zu entlassen, der ihm so viel Noth und Gefahr bringe. Gior¬ gina durfte mit dem Knaben im Hause nicht zurückbleiben. Andres beschloß daher, seine besten leicht fortzuschaffenden Sachen auf einen kleinen Leiterwagen zu packen, das Pferd vorzuspannen und so mit seinem Weibe und Kinde eine Gegend auf immer zu verlassen, die ihm nur die schreck¬ lichsten Erinnerungen erregen und überdem nie¬ mals Ruhe und Sicherheit gewähren konnte. Der dritte Tag war zur Abreise bestimmt, und eben packten sie einen Kasten, als ein starkes Pferdegetrappel immer näher und näher kam. Andres erkannte den Vachschen Förster, der
dern erzaͤhlte ausfuͤhrlich, welches Gluͤck ſie be¬ troffen und wie er in Frankfurt geweſen ſei, wo er ſich ihre Erbſchaft habe auszahlen laſſen. Der Neffe des ermordeten Grafen von Vach war nun Beſitzer der Guͤter worden; bei dieſem wollte ſich Andres melden, getreulich alles Geſchehene erzaͤhlen, Denner's Schlupfwinkel entdecken und bitten, ihn ſeines Dienſtes zu entlaſſen, der ihm ſo viel Noth und Gefahr bringe. Gior¬ gina durfte mit dem Knaben im Hauſe nicht zuruͤckbleiben. Andres beſchloß daher, ſeine beſten leicht fortzuſchaffenden Sachen auf einen kleinen Leiterwagen zu packen, das Pferd vorzuſpannen und ſo mit ſeinem Weibe und Kinde eine Gegend auf immer zu verlaſſen, die ihm nur die ſchreck¬ lichſten Erinnerungen erregen und uͤberdem nie¬ mals Ruhe und Sicherheit gewaͤhren konnte. Der dritte Tag war zur Abreiſe beſtimmt, und eben packten ſie einen Kaſten, als ein ſtarkes Pferdegetrappel immer naͤher und naͤher kam. Andres erkannte den Vachſchen Foͤrſter, der
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dern erzaͤhlte ausfuͤhrlich, welches Gluͤck ſie be¬
troffen und wie er in Frankfurt geweſen ſei, wo
er ſich ihre Erbſchaft habe auszahlen laſſen. Der
Neffe des ermordeten Grafen von Vach war
nun Beſitzer der Guͤter worden; bei dieſem wollte
ſich Andres melden, getreulich alles Geſchehene
erzaͤhlen, Denner's Schlupfwinkel entdecken
und bitten, ihn ſeines Dienſtes zu entlaſſen, der
ihm ſo viel Noth und Gefahr bringe. Gior¬
gina durfte mit dem Knaben im Hauſe nicht
zuruͤckbleiben. Andres beſchloß daher, ſeine beſten
leicht fortzuſchaffenden Sachen auf einen kleinen
Leiterwagen zu packen, das Pferd vorzuſpannen
und ſo mit ſeinem Weibe und Kinde eine Gegend
auf immer zu verlaſſen, die ihm nur die ſchreck¬
lichſten Erinnerungen erregen und uͤberdem nie¬
mals Ruhe und Sicherheit gewaͤhren konnte.
Der dritte Tag war zur Abreiſe beſtimmt, und
eben packten ſie einen Kaſten, als ein ſtarkes
Pferdegetrappel immer naͤher und naͤher kam.
Andres erkannte den Vachſchen Foͤrſter, der
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/158>, abgerufen am 27.07.2024.
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