Sandmann kommen werde; ich schützte daher große Müdigkeit vor, verließ schon vor neun Uhr das Zimmer und verbarg mich dicht neben der Thüre in einen Schlupfwinkel. Die Hausthüre knarrte, durch den Flur ging es, langsamen, schweren, dröhnenden Schrittes nach der Treppe. Die Mut¬ ter eilte mit dem Geschwister mir vorüber. Leise -- leise öffnete ich des Vaters Stubenthür. Er saß, wie gewöhnlich, stumm und starr den Rücken der Thüre zugekehrt, er bemerkte mich nicht, schnell war ich hinein und hinter der Gardine, die einem gleich neben der Thüre stehenden offnen Schrank, worin meines Vaters Kleider hingen, vorgezogen war. -- Näher -- immer näher dröhnten die Tritte -- es hustete und scharrte und brummte seltsam draußen. Das Herz bebte mir vor Angst und Erwartung. -- Dicht, dicht vor der Thüre ein scharfer Tritt -- ein heftiger Schlag auf die Klinke, die Thür springt rasselnd auf! -- Mit Gewalt mich ermannend gucke ich behutsam hervor. Der Sandmann steht mitten in der Stube vor meinem Vater, der helle Schein der
Sandmann kommen werde; ich ſchuͤtzte daher große Muͤdigkeit vor, verließ ſchon vor neun Uhr das Zimmer und verbarg mich dicht neben der Thuͤre in einen Schlupfwinkel. Die Hausthuͤre knarrte, durch den Flur ging es, langſamen, ſchweren, droͤhnenden Schrittes nach der Treppe. Die Mut¬ ter eilte mit dem Geſchwiſter mir voruͤber. Leiſe — leiſe oͤffnete ich des Vaters Stubenthuͤr. Er ſaß, wie gewoͤhnlich, ſtumm und ſtarr den Ruͤcken der Thuͤre zugekehrt, er bemerkte mich nicht, ſchnell war ich hinein und hinter der Gardine, die einem gleich neben der Thuͤre ſtehenden offnen Schrank, worin meines Vaters Kleider hingen, vorgezogen war. — Naͤher — immer naͤher droͤhnten die Tritte — es huſtete und ſcharrte und brummte ſeltſam draußen. Das Herz bebte mir vor Angſt und Erwartung. — Dicht, dicht vor der Thuͤre ein ſcharfer Tritt — ein heftiger Schlag auf die Klinke, die Thuͤr ſpringt raſſelnd auf! — Mit Gewalt mich ermannend gucke ich behutſam hervor. Der Sandmann ſteht mitten in der Stube vor meinem Vater, der helle Schein der
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Sandmann kommen werde; ich ſchuͤtzte daher große
Muͤdigkeit vor, verließ ſchon vor neun Uhr das
Zimmer und verbarg mich dicht neben der Thuͤre
in einen Schlupfwinkel. Die Hausthuͤre knarrte,
durch den Flur ging es, langſamen, ſchweren,
droͤhnenden Schrittes nach der Treppe. Die Mut¬
ter eilte mit dem Geſchwiſter mir voruͤber. Leiſe —
leiſe oͤffnete ich des Vaters Stubenthuͤr. Er
ſaß, wie gewoͤhnlich, ſtumm und ſtarr den Ruͤcken
der Thuͤre zugekehrt, er bemerkte mich nicht,
ſchnell war ich hinein und hinter der Gardine,
die einem gleich neben der Thuͤre ſtehenden offnen
Schrank, worin meines Vaters Kleider hingen,
vorgezogen war. — Naͤher — immer naͤher
droͤhnten die Tritte — es huſtete und ſcharrte und
brummte ſeltſam draußen. Das Herz bebte mir
vor Angſt und Erwartung. — Dicht, dicht
vor der Thuͤre ein ſcharfer Tritt — ein heftiger
Schlag auf die Klinke, die Thuͤr ſpringt raſſelnd
auf! — Mit Gewalt mich ermannend gucke ich
behutſam hervor. Der Sandmann ſteht mitten in
der Stube vor meinem Vater, der helle Schein der
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/17>, abgerufen am 03.12.2024.
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