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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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großen rothen Ohren und ein breiter verschlosse¬
ner Haarbeutel starrte von dem Nacken weg, so
daß man die silberne Schnalle sah, die die gefäl¬
telte Halsbinde schloß. Die ganze Figur war
überhaupt widrig und abscheulich; aber vor allem
waren uns Kindern seine großen knotigten, haarigten
Fäuste zuwider, so daß wir, was er damit be¬
rührte, nicht mehr mochten. Das hatte er bemerkt
und nun war es seine Freude, irgend ein Stück¬
chen Kuchen, oder eine süße Frucht, die uns die
gute Mutter heimlich auf den Teller gelegt, unter
diesem, oder jenem Vorwande zu berühren, daß wir,
helle Thränen in den Augen, die Näscherei, der
wir uns erfreuen sollten, nicht mehr genießen
mochten vor Ekel und Abscheu. Eben so machte
er es, wenn uns an Feiertagen der Vater ein
klein Gläschen süßen Weins eingeschenkt hatte.
Dann fuhr er schnell mit der Faust herüber, oder
brachte wohl gar das Glas an die blauen Lippen
und lachte recht teuflisch, wenn wir unsern Aerger
nur leise schluchzend äußern durften. Er pflegte
uns nur immer die kleinen Bestien zu nennen;

großen rothen Ohren und ein breiter verſchloſſe¬
ner Haarbeutel ſtarrte von dem Nacken weg, ſo
daß man die ſilberne Schnalle ſah, die die gefaͤl¬
telte Halsbinde ſchloß. Die ganze Figur war
uͤberhaupt widrig und abſcheulich; aber vor allem
waren uns Kindern ſeine großen knotigten, haarigten
Faͤuſte zuwider, ſo daß wir, was er damit be¬
ruͤhrte, nicht mehr mochten. Das hatte er bemerkt
und nun war es ſeine Freude, irgend ein Stuͤck¬
chen Kuchen, oder eine ſuͤße Frucht, die uns die
gute Mutter heimlich auf den Teller gelegt, unter
dieſem, oder jenem Vorwande zu beruͤhren, daß wir,
helle Thraͤnen in den Augen, die Naͤſcherei, der
wir uns erfreuen ſollten, nicht mehr genießen
mochten vor Ekel und Abſcheu. Eben ſo machte
er es, wenn uns an Feiertagen der Vater ein
klein Glaͤschen ſuͤßen Weins eingeſchenkt hatte.
Dann fuhr er ſchnell mit der Fauſt heruͤber, oder
brachte wohl gar das Glas an die blauen Lippen
und lachte recht teufliſch, wenn wir unſern Aerger
nur leiſe ſchluchzend aͤußern durften. Er pflegte
uns nur immer die kleinen Beſtien zu nennen;

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[11/0019] großen rothen Ohren und ein breiter verſchloſſe¬ ner Haarbeutel ſtarrte von dem Nacken weg, ſo daß man die ſilberne Schnalle ſah, die die gefaͤl¬ telte Halsbinde ſchloß. Die ganze Figur war uͤberhaupt widrig und abſcheulich; aber vor allem waren uns Kindern ſeine großen knotigten, haarigten Faͤuſte zuwider, ſo daß wir, was er damit be¬ ruͤhrte, nicht mehr mochten. Das hatte er bemerkt und nun war es ſeine Freude, irgend ein Stuͤck¬ chen Kuchen, oder eine ſuͤße Frucht, die uns die gute Mutter heimlich auf den Teller gelegt, unter dieſem, oder jenem Vorwande zu beruͤhren, daß wir, helle Thraͤnen in den Augen, die Naͤſcherei, der wir uns erfreuen ſollten, nicht mehr genießen mochten vor Ekel und Abſcheu. Eben ſo machte er es, wenn uns an Feiertagen der Vater ein klein Glaͤschen ſuͤßen Weins eingeſchenkt hatte. Dann fuhr er ſchnell mit der Fauſt heruͤber, oder brachte wohl gar das Glas an die blauen Lippen und lachte recht teufliſch, wenn wir unſern Aerger nur leiſe ſchluchzend aͤußern durften. Er pflegte uns nur immer die kleinen Beſtien zu nennen;

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/19>, abgerufen am 21.11.2024.